Die heutige Arbeitswelt ist ohne Multitasking kaum vorstellbar. Mit der Digitalisierung sind gleichzeitig Flexibilität und beschleunigte Prozesse in die Büros dieser Welt eingezogen. Dr. Consuela Utsch vom IT-Beratungsunternehmen Acuroc über die Anforderungen an Unternehmen im digitalen Zeitalter.
Ständige Erreichbarkeit, ein hoher Lärmpegel in Großraumbüros und permanente Störungen durch E-Mails, Anrufe und Arbeiten auf Zuruf zählen neben Multitasking zu den neuen Herausforderungen der Arbeitnehmer. Um diese Veränderungen im Unternehmen aufzufangen, sind Führungskräfte angehalten, den Weg neu zu bereiten und auf den stetigen Wandel der vergangenen Jahre zu reagieren. Wie können Mitarbeiter trotz der veränderten Arbeitswelt noch effizient und produktiv arbeiten? Sind Unternehmen auf die Anforderungen des digitalisierten Zeitalters vorbereitet? Welche Weichen müssen Unternehmen stellen, um einerseits Mitarbeiter vor Überforderung zu schützen und andererseits die Effizienz und Produktivität zu steigern? Was für Auswirkungen haben Multitasking und ständige Erreichbarkeit? Und macht Multitasking vielleicht sogar auf Dauer krank?
Störungen im Arbeitsfluss
In Zeiten der Digitalisierung und der E-Mail-basierten internen und externen Kommunikation von Unternehmen strömen immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit auf die Mitarbeiter ein. Das zeitgleiche Wahrnehmen, Einordnen und Erledigen mehrerer Aufgaben führt dabei langfristig zu Ineffizienz und verlangsamten Prozessen. Auch ständige Störungen im Arbeitsalltag lassen keinen echten Arbeitsfluss entstehen. Eine Studie der Universität des Saarlandes belegt, dass jeder Mitarbeiter bis zu 27-mal am Tag gestört wird. Um sich wieder auf die ursprüngliche Aufgabe zu konzentrieren, benötigt dieser durchschnittlich 15 bis 20 Minuten. Zeit, die für wichtige Projekte verloren geht. Die Folge: Stress, Konzentrationsschwäche und eine höhere Anfälligkeit für Erkrankungen wie Depressionen und Burnout.
Im Strudel der Anforderungen
Diese Situation hinterlässt bei den Mitarbeitern das Gefühl, den Anforderungen nicht gerecht werden zu können. Ein steigendes Arbeitstempo verstärkt das ungute Empfinden der Arbeitnehmer zusätzlich. Erreichen Arbeitnehmer die zu hoch gesteckten Ziele trotz des großen Drucks, passt sich der Maßstab sofort an das soeben erreichte Ziel an. So geraten die Mitarbeiter in einen Strudel der immer größeren Arbeitsbelastung. Dabei ist längst nachgewiesen, dass das menschliche Gehirn gar nicht darauf ausgerichtet ist, mehrere Dinge gleichzeitig mit derselben Konzentration zu verarbeiten. Vielmehr fokussiert sich das Gehirn auf die gerade wichtigste Aufgabe. Nur die Abarbeitung einzelner Aufgaben nacheinander stellte sich als wirklich effektiv und produktiv heraus.
Transparenz und Planbarkeit
Unternehmen sind aufgefordert einzugreifen: Es nützt wenig, Sportkurse zu bezahlen, Obstkörbe zu spendieren und Präventionsprogramme zum Thema Burnout anzubieten, wenn die Strukturen und die Bedingungen der Arbeit veraltet sind. Eine Möglichkeit, um die stressauslösenden Bedingungen aufzuheben, bietet die Integration eines rollenbasierten Systems im Unternehmen. Eine solche Methode sorgt für mehr Transparenz und Planbarkeit. Die Arbeit basiert bei diesem Ansatz auf Zeitfenstern, die jedem Mitarbeiter zugeordnet werden. Jeder Arbeitnehmer weiß so, wann er in welcher Rolle für welches Projekt zuständig ist – und sieht gleichzeitig, wann sich die Teamkollegen in welchem Zeitfenster befinden. Das Ergebnis: Störungen und Unterbrechungen bleiben aus. Zusätzlich bietet das rollenbasierte System dem Management die Chance, die Auslastung der Mitarbeiter zu erfassen. So lassen sich Überlastungen der Belegschaft frühzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen erstellen.
Veränderung lohnt sich
Die Anforderungen des digitalisierten Zeitalters bieten für Unternehmen die Chance, sich grundlegend zu reformieren. Mithilfe der Umstrukturierungen treffen Führungskräfte die notwendigen Vorkehrungen, um ihre Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig die Effektivität und die Produktivität im Unternehmen zu erhalten. Hierfür muss das Anforderungsmanagement, Portfoliomanagement sowie das Ressourcenmanagement gezielt gesteuert werden. Nur so kann eine Veränderung der Abläufe zu einem grundlegenden Aufbrechen der oftmals verkrusteten Prozesse führen.
Dr. Consuela Utsch, |