Der Briefumschlag hat es nicht leicht. Doch der negative Trend scheint sich nun umzukehren. Zusätzliche Unterstützung könnte die Kampagne „Keep me Posted – Ich entscheide“ liefern.
Die europäische Briefumschlagindustrie leidet seit rund zehn Jahren unter rückläufigen Absatzmengen. Verursacht wurde diese Entwicklung durch den verstärkten digitalen Informationsaustausch im B2B-Bereich. Der Rechnungsversand zwischen Unternehmen wurde in zunehmendem Maße elektronisch abgewickelt. Auch die Werbewirtschaft bevorzugte in den zurückliegenden Jahren immer öfter elektronische Medien. Insgesamt führte diese Entwicklung sowohl in Europa als auch in Deutschland zu einem Rückgang der Absätze von circa 40 Prozent im Vergleich zu 2005.
Licht am Horizont
Der VDBF (Verband der Deutschen Briefumschlaghersteller e. V.) berichtet, dass inzwischen aber eine leichte Trendumkehr zu erkennen sei. Das klassische Mailing per Post konnte zuletzt seine Position behaupten und zeigt in bestimmten Segmenten sogar ein leichtes Wachstum: Zuwächse gab es bei großformatigen Briefumschlägen und Versandtaschen. 2016 hat sich in Deutschland zum ersten Mal seit Jahren der rückläufige Trend spürbar verlangsamt. Mit rund 2,9 Prozent war der Mengenrückgang wesentlich geringer als in den Jahren zuvor. Trotz aller Rückgänge wurden in Deutschland 2016 immer noch 14 Milliarden Briefumschläge verbraucht. Für 2017 wird seitens des VDBF nur noch mit einem Volumenverlust von circa zwei Prozent gerechnet.
Neue Probleme für den Briefumschlag
Mit Argwohn beobachtet der Verband die Anstrengungen von Unternehmen, nun auch den B2C-Bereich flächendeckend auf elektronische Rechnungen umzustellen. Der VDBF lehnt dies jedoch ab, denn die erzwungene Umstellung auf den digitalen Rechnungsversand benachteiligt Menschen, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Internet haben.
Keep me Posted
In verschiedenen Ländern Europas werden deshalb inzwischen Kampagnen zur Erhaltung der Wahlfreiheit der Verbraucher durchgeführt. In Anlehnung an die in Europa laufenden Aktionen befindet sich auch in Deutschland eine Kampagne „Keep me Posted – Ich entscheide“ in Vorbereitung. Getragen wird sie voraussichtlich von mehreren Verbänden der Druck- und Papierindustrie sowie Postdienstleistern. Ab Mitte dieses Jahres sollen die Verbraucher so verstärkt über ihr Recht auf Wahlfreiheit aufgeklärt werden: Sie sollen selbst entscheiden können, ob sie ihre Rechnungen elektronisch oder aber ohne Mehrkosten auf dem klassischen Postweg erhalten wollen.
Bunte KuvertsAnstatt mit 70 Cent müssen Standardbriefe in farbigem Briefumschlag bei bestimmten Farben mit 85 Cent frankiert werden. Die Post möchte hier aber nicht mehr verdienen, Schuld daran ist die Technik: Bei ungünstiger Papierfarbe oder Grafiken im Bereich der Codierzone der Umschläge können die Sortiermaschinen nicht zwischen Strichcode und Umschlagfarbe unterscheiden. Dann muss ein Mitarbeiter per Hand nachsortieren. Leider gibt es aber keine einheitliche Regel für diesen Fall, manchmal drücken die Mitarbeiter ein Auge zu, manchmal nicht. Auch der Begriff „ungünstige Papierfarbe“ ist nicht näher definiert. |