Nach Industrie 4.0 wird auch der Ausdruck Büro 4.0 zunehmend geläufig. Aber was verbirgt sich dahinter eigentlich und was ist davon zu halten? Eine Annäherung in drei Teilen von Dr. Robert Nehring.
Smart Office, Smart Working, New Work und Büro 4.0 sind Ausdrücke, die den aktuellen, von Digitalisierung und Flexibilität geprägten, grundlegenden Wandel der Büroarbeit beschreiben. Wie lässt sich diese Entwicklung aber fassen bzw. begreifen? Mein Versuch, sie zu beschreiben, erfolgt in drei Teilen. Nach einem smarten Szenario zur Sensibilisierung folgt nun mit dem Versuch einer Begriffsklärung eine sprachliche Annäherung. Den Abschluss bildet dann ein Blick auf die Herausforderungen, die mit dieser Entwicklung einhergehen.
Worte im Wandel der Zeit
In den letzten Jahren sind neue Begrifflichkeiten zur Beschreibung des Wandels der Büroarbeitswelt üblich geworden. Was vor etwa 15 Jahren noch das Future Office war, hieß vor circa zehn Jahren dann gern Digital Office, Flexible Office oder Mobile Office. Seit circa drei bis dreieinhalb Jahren begegnet es eher als Smart Office, Smart Working, New Work oder als Büro 4.0. Allerdings ist mit diesen neuen Begriffen nicht immer dasselbe gemeint.
Der Begriff Smart Office
Der Ausdruck Smart Office dient heute in der Regel als Klammer für digital vernetzte Lösungen im Büroumfeld, allen voran das Smartphone. Zum ‚cleveren‘ Büro gehören internetfähige IT-Lösungen, etwa Drucker, Projektoren oder digitale Whiteboards. Längst sind aber auch traditionelle Büroprodukte smart: etwa der Sitz-Steh-Tisch, der Haltungswechsel registriert und an solche erinnert. Oder die digital steuerbare Beleuchtung. Es gibt auch bereits Apps für Wandkalender, welche – auf sie ausgerichtet – digital hinterlegte Termine anzeigen. Die jüngsten Entwicklungen im Virtual- und Augmented-Reality-Bereich sowie die Rückkehr der Spracherkennung und Entwicklungen in der Robotik könnten dem Smart Office bald noch einen weiteren Schub geben.
Der Begriff Smart Working
Der Begriff Smart Working dagegen beschreibt Arbeitsweisen, die durch die Nutzung smarter Lösungen möglich werden. In diesem Zusammenhang geht es darum, wie flexibel, wie mobil, wie frei und unabhängig Wissensarbeiter heute sein können. Nine to five und Festanstellung gelten hier als obsolet, soziale Medien, Freelancertum und Coworking-Spaces als unverzichtbar. Die negativen Folgen der schönen neuen Arbeitswelt werden unter dem Begriff nur ungern thematisiert – noch weniger als unter „Smart Office“.
Der Begriff New Work
Dies gilt auch für den Begriff New Work. Ursprünglich wird darunter ein Arbeitskonzept des Sozialphilosophen Frithjof Bergmann verstanden. Es beinhaltet ein Drittel Erwerbsarbeit, ein Drittel Selbstversorgung mit klugem Konsumverhalten sowie – am wichtigsten – ein Drittel Arbeit, „die man wirklich, wirklich will“. Wenn von New Work im Bürokontext die Rede ist, in welchem sogar schon eine „New Work Order“ als neue Weltordnung formuliert wurde, dann ist dort kaum ein Unterschied zu Smart Working zu erkennen.
Der Begriff Büro 4.0
Anders beim Büro 4.0. Dieser Begriff bezeichnet keine weitere Stufe nach Web 2.0, dem Mitmach-Internet, und Web 3.0, dem Mitdenk-Internet, das Fragen beantworten kann – manchmal sogar, bevor man sie stellt. Er leitet sich von Industrie 4.0 ab. Nach Maschinen mit Dampf (Industrie 1.0), Fordismus am Fließband (Industrie 2.0) und Programmierbarkeit dank Mikroelektronik (Industrie 3.0) wird mit dieser der flächendeckende Einsatz von moderner Informations- und Kommunikationstechnik in der Herstellung bezeichnet: eine durch Sensoren digital vernetzte, hochautomatisierte Produktion, die Kundenwünsche in kürzester Zeit realisieren kann. Mit dem Ausdruck Büro 4.0 wird die Industrie 4.0 als eine digitale Vernetzung von Maschinen in einem Internet der Dinge auf den Officebereich übertragen. Dabei werden im Gegensatz zu New Work und Smart Working auch zunehmend die Gefahren der neuen digitalen Möglichkeiten diskutiert. Dies geschieht ebenfalls unter dem Begriff Arbeiten 4.0, der sowohl Produktions- als auch Wissensarbeit umfasst, etwa in dem gleichnamigen Großprojekt des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.