Wer wissen möchte, wie die Büroeinrichtung in der Zukunft aussehen wird, kann zum Wahrsager gehen. Oder die Zulieferermesse Interzum besuchen. OFFICE ROXX hat sich für die Interzum entschieden. Sebastian Klöß hat dort akkubetriebene Arbeitsplätze gesehen, appgesteuerte Tische und Stühle, die sich von alleine auf ihre Nutzer einstellen.
Der Feind der Flexibilisierung ist – das Kabel. So mobil Laptops und Smartphones, so flexibel die Teamarbeit in Gruppen sein mögen: Irgendwann wird doch das Ladekabel benötigt. Und in jeder flexibel gestalteten Bürolandschaft ist oft doch das Anschlusskabel für den Schreibtisch die Leine, die der wahren Flexibilität ein Ende setzt. Entweder der Schreibtisch bleibt in der Nähe von Bodentank und Wandsteckdose – oder Verlängerungskabel liegen kreuz und quer. Oder aber, der ganze Schreibtisch bekommt eine autarke Stromversorgung, sprich einen Akku. Gleich zwei Aussteller auf der Interzum – Bachmann und Veyhl – präsentierten solch eine Studie. Unter der Schreibtischplatte hängt ein Wechselakku, der einen Acht-Stunden-Arbeitstag durchhalten soll. Er liefert den Strom für die elektrische Höhenverstellung des Tisches, für Laptop, Monitor, Schreibtischleuchte und Smartphone. Über Nacht wird der Akku geladen.
Sensoren für Bürotische und Bürostühle
Den kompletten Arbeitsplatz umkrempeln möchte auch Kesseböhmer mit seinem Smart Office. Das Motto lautet hier: eine App für alles. Per Smartphone wird der Sitz-Steh-Tisch in die gewünschte Höhe gefahren. Danach fordert die App auf, den Stuhl in die ergonomisch richtige Höhe einzustellen. Das funktioniert über einen Sensor, der unter der Sitzfläche eines beliebigen Bürostuhls montiert wird. Wenn im Büro Desk-Sharing praktiziert wird, erfolgt über die App auch die Buchung eines Arbeitsplatzes. Nicht zuletzt steuert sie die Beleuchtung. Passend dazu hat Kesseböhmer auf der Interzum erste Prototypen einer neuen ergonomischen Leuchte mit Human Centric Lighting vorgestellt.
Clevere Apps für Büromöbel auf der Interzum
Zum Thema Smart Office wurde der Messebesucher auch am Stand von Stabilus fündig. Dort war ein mit Sensorik von Physiosense ausgestatteter Bürostuhl IN von Wilkhahn zu sehen, der Körpergröße und Gewicht seines Nutzers erkannte und sich dann über eine Gasdruckfeder von Stabilus automatisch auf die korrekte Sitzhöhe einstellte. Die Verschmelzung von Smartphone und Büromöbeln gab es darüber hinaus bei Linak und Dewert Okin zu sehen. Beide Hersteller führten eine App vor, über die sich der Sitz-Steh-Tisch bedienen lässt und die seine Nutzung verbessern soll. Beispielsweise, indem sie den Nutzer ans Aufstehen erinnert.
Der Schreibtisch erinnert ans Aufstehen
Mit Erinnerung, aber ganz ohne Smartphone, funktioniert Linaks neuer Handschalter für Sitz-Steh-Tische aus der DPG-Familie. In ihm befindet sich eine Lichtleiste, die orange leuchtet, wenn es Zeit wird aufzustehen. Leuchtet sie grün, ist kein Positionswechsel nötig. Die sonst üblichen Knöpfe für das Hoch- bzw. Herunterfahren des Tisches hat der neue Handschalter übrigens nicht mehr. Stattdessen zieht man den ganzen Schalter nach oben bzw. drückt ihn nach unten.
Sensorenleiste statt Schalter für den Sitz-Steh-Tisch
Mit der Frage, wie sich Sitz-Steh-Tische intuitiver bedienen lassen, hat sich auch Rehau beschäftigt. Auf der Interzum zeigte der Hersteller den Prototypen einer Sensorleiste, die rund um den Tisch außen unter der Tischplatte montiert wird. Fasst man diese für ein paar Sekunden an und wischt mit der Hand dann nach links bzw. rechts, fährt der Tisch nach oben bzw. unten. Großer Vorteil: Egal, wo man am Tisch sitzt oder steht, kann man ihn verstellen.
Wohnliche Elektrifizierung
Eine Gemeinsamkeit haben alle Entwicklungen hin zur Smartisierung des Büros: Sie benötigen Storm. Selbst wenn der aus einem Akku kommt, sind diverse Anschlüsse nötig, um ihn bis zum smarten Device zu bringen. Zahlreiche Aussteller (unter anderem A. & H. Meyer, Bachmann und EVOline) hatten dafür durchdachte Strom- und Datenanschlussdosen am Stand – zum Einbauen, Festklemmen oder Festkleben. Mitunter zeigte sich hier auch der neben der Smartisierung zweite große Trend im Büro: die Wohnlichkeit. Dass selbst eine Steckdose wohnlich-rund-farbig sein kann, bewies die NETBOX Pearl von A. & H. Meyer.
Die Interzum in ZahlenVom 16. bis 19. Mai 2017 kamen insgesamt rund 69.000 Besucher aus 152 Ländern zur Interzum. Es beteiligten sich auf einer Bruttoausstellungsfläche von 187.400 m2 (2015: 163.000 m2) 1.732 Unternehmen aus 60 Ländern (2015: 1.537 Unternehmen aus 58 Ländern). Darunter befanden sich 368 Aussteller aus Deutschland (2015: 372 Aussteller) sowie 1.364 Aussteller aus dem Ausland (2015: 1.165 Aussteller. Der Auslandsanteil lag bei 79 Prozent (2015: 76 Prozent). |