Desktopcomputer, konventionelles Papier und digitales Papier. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat die Vorzüge dieser Medien für die Büroarbeit getestet. Ein Bericht der Arbeitsgruppe „Human Factors, Ergonomie“.
Eine neue Generation von Smart Devices wie E-Book-Reader und Tablet-PCs mit speziell entwickelten Applikationen und dem DIN-A4-Format angenäherten Displaygrößen ermöglicht es, digital wie auf Papier zu arbeiten. Experten der BAuA verglichen die Arbeit an einem E-Ink-System mit US-Letter-Format (21,59 x 29,94 cm) mit üblicher Bildschirmarbeit und mit der Bearbeitung von Papierausdrucken.
Die Versuchsanordnung
Insgesamt nahmen 36 Personen (15 Männer, 21 Frauen) im Alter von 20 bis 62 Jahren teil. In ca. 90 Minuten wurden auf den drei Arbeitsmitteln Papier, Computer und digitalem Papier Lese- und Korrekturarbeiten an einem typischen Büroarbeitsplatz durchgeführt.
Nach einer kurzen Abfrage zum aktuellen Nutzungsverhalten von Papier und verschiedenen digitalen Geräten hatten die Probanden zunächst an einer Probeaufgabe die Möglichkeit, sich mit dem Digital Paper System vertraut zu machen. Danach führten die Teilnehmenden mit jedem Arbeitsmittel eine Korrekturaufgabe mit und eine Leseaufgabe ohne Zeitbegrenzung durch. Die Reihenfolge der Geräte variierte dabei zufällig zwischen den Testpersonen.
Für die Korrekturaufgabe musste in vierzig Zeilen mit jeweils zehn vierbuchstabigen Pseudowörtern innerhalb von vier Minuten eine bestimmte Kombination als falsch markiert werden. Auf dem Papier wurden die Wörter mit einem Stift durchgestrichen, auf dem Rechner erfolgte dies über eine Maus mittels Markierfunktion. Auf dem digitalen Papier konnten die Zielwörter mit einem zugehörigen Datenstift äquivalent zum Papier durchgestrichen oder mit einer Markierung hinterlegt werden. Ausgewertet wurde nach der Anzahl der bearbeiteten Reihen und dem Prozentsatz korrekt bearbeiteter Aufgaben.
Für die verständnisorientierte Leseaufgabe wurden drei kurze Texte genutzt. Das inhaltliche Erfassen der zweiseitigen Texte, mit sprachlich und optisch einheitlichem Schwierigkeitsgrad, wurde anhand von Multiple-Choice-Fragen geprüft. Nach jedem Aufgabenpaket erfolgte die Bewertung der eigenen Beanspruchung auf einem 21-stufigen Bewertungsbogen (NASA-TLX). Den Abschluss bildete ein Präferenzurteil zur Aufgabenbearbeitung auf Papier, Rechner und digitalem Papier.
Vor allem Papier
Bei der Befragung zur aktuellen Nutzung von Papier und verschiedenen digitalen Medien im Büro zeigte sich, dass für Lese- und Korrekturaufgaben mit fast 92 bzw. knapp 70 Prozent vor allem Papier eingesetzt wird. Für die Entwicklung von Ideen, die Planung von Abläufen und für Kurznotizen gab etwa die Hälfte der Probanden an, derzeit hauptsächlich Papier zu verwenden. Eine deutliche Präferenz für digitale Medien gab es bei der Organisation, Dokumentation und Sicherung von Material, dem Schreiben eigener Texte und dem Austausch von Texten und Daten mit anderen.
Gleiche Lesegeschwindigkeit
Die Auswertungen zu den Leistungsparametern zeigten in der Lesegeschwindigkeit keine Unterschiede zwischen den drei Arbeitsmitteln. So benötigten die Probanden für das Lesen der Texte im Durchschnitt 7:31 Minuten bei Papier, 7:59 Minuten bei digitalem Papier und 7:40 Minuten beim Computer-Bildschirm. Dass sich hier keine Vorteile der Papiervarianten gegenüber dem Rechner zeigten, kann ein Effekt der Qualität und Größe der heute zur Verfügung stehenden Bildschirme sein.
Papier vorn bei Korrekturen
Wie in Abbildung 2 zu sehen, wurden bei der Durchstreichaufgabe auf dem Rechner im Mittel 24 der insgesamt 40 Reihen bearbeitet, auf dem digitalen Papier mit 28 bereits signifikant mehr und mit 32 auf dem konventionellen Papier klar die meisten Reihen. Hinsichtlich der Fehler gab es dabei keine Unterschiede zwischen den Arbeitsmitteln. In der Durchstreichaufgabe hatten die Teilnehmenden durch die Verwendung von Stiften in beiden Papiervarianten gleichzeitig die Aufgabe und den Stift im Blickfeld. Beim Markieren mit der Maus fehlt diese direkte Rückmeldung über die Position der Hand relativ zu den Pseudowörtern. Dadurch waren viele der Probanden am Rechner deutlich langsamer beim Bearbeiten der Reihen.
Mehr Beanspruchung am Rechner
In den Gesamtwerten zur subjektiven Beanspruchung gab es keine Unterschiede zwischen dem Papier mit 8,7 von maximal 21 Punkten und dem digitalen Papier mit einem Punktwert von 9,6. Im Vergleich zur Bearbeitung der Aufgaben auf dem Rechner mit einem mittleren Niveau von 11,4 Punkten waren beide Papiervarianten in den Beanspruchungswerten signifikant geringer (vgl. Abbildung 3).
Fazit
Neue Technologien wie das digitale Papier, insbesondere im nahezu DIN-A4-Format, können geeignet sein, Büroarbeit gesund und effizient zu gestalten. Die papierähnliche, digitale Bearbeitung – kombiniert mit der Speicherkapazität digitaler Medien und dem vergleichsweise geringen Gewicht – spielt gerade unter mobilen Arbeitsbedingungen ihre Stärken aus. Insbesondere dort, wo aus organisatorischen Gründen Papierausdrucke nicht gewollt oder möglich sind, kann sie eine gute Ergänzung und Alternative zur klassischen Bildschirmarbeit darstellen.
Die Autoren
Gruppe „Human Factors, Ergonomie“, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) |