Ein Scheinwerfer flammt auf. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz: SOS. Eine typische Szene aus einem alten Krimi. Was das mit einem Büro zu tun hat? Auch dort könnten Informationen bald per Licht übertragen werden.
2011 zeigte der deutsche Informatikprofessor Harald Haas von der Uni Edinburgh, dass sich über das flimmernde Licht einer LED Daten übermitteln lassen. Dabei ist die Blinkfrequenz der LED so hoch, dass sie das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Mittlerweile arbeiten Forschungseinrichtungen weltweit an der Visible Light Communication (VLC) genannten Technik, darunter auch das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) und die Uni Oxford. Dort wurden im vergangenen Jahr unter Laborbedingungen per Licht Übertragungsraten von bis zu 224 Gigabits pro Sekunde erreicht – was knapp 500-mal schneller ist als das derzeit übliche WLAN.
Was ist Visible Light Communication?
Bei der VLC – in Anlehnung an den Begriff Wi-Fi (Wireless Fidelity) auch Li-Fi (Light Fidelity) genannt – lassen sich zwei Typen unterscheiden. Der erste basiert auf dem sichtbaren Licht. Verwendet man hierfür LEDs, die weißes Licht aus drei separaten Rot-, Grün- und Blau-LEDs erzeugen, kann man das Licht sogar in verschiedene Farben splitten, um über jede simultan Daten transportieren zu können. Beim Empfang werden sie wieder zusammengefügt. Das Fraunhofer HHI hat mit handelsüblichen LED-Lampen Datenraten bis 1,25 Gigabits pro Sekunde erreicht. Der zweite Typ arbeitet mit infrarotem Licht. Daher wird er streng genommen nicht mehr VLC, sondern Optical Wireless Communication genannt, da das Licht nicht sichtbar ist. Werden hierfür Laser eingesetzt, lassen sich sogar noch höhere Übertragungsgeschwindigkeiten erzielen.
Ist VLC besser als WLAN?
Die hohe Geschwindigkeit, mit der Daten optisch übertragen werden können, ist nicht der einzige Vorteil. Anders als beim WLAN per Funkwellen können bei der VLC keine elektromagnetischen Interferenzen auftreten, sprich andere technische Geräte werden durch die Datenübertragung nicht gestört und umgekehrt. Außerdem könnte VLC den befürchteten Spectrum Crunch verhindern, also die Gefahr, dass sich Drahtlosnetzwerke durch die zunehmende Menge an Daten, die kabellos übertragen werden, gegenseitig stören und irgendwann zusammenbrechen. Als weiterer Vorteil wird eine Eigenschaft von VLC gesehen, die auf den ersten Blick ein Nachteil zu sein scheint. Per Licht lassen sich Daten nur bei bestehender Sichtbeziehung übertragen, also nicht durch Decken oder Mauern. Was aber auch bedeutet, dass sie außerhalb der eigenen vier Wände nicht abgehört werden können.
Erste Anwendungen
Gerade für die Datenübertragung im Büro könnte die neue Technik interessant sein. Dort ist die Beleuchtung ohnehin den ganzen Tag über eingeschaltet, und bestehende Lichtsysteme könnten relativ einfach umgerüstet werden. Es müsste also keine komplett neue Dateninfrastruktur aufgebaut werden. Experten vermuten aber, dass VLC das existierende WLAN nicht ersetzen, sondern nur ergänzen wird, um das Beste aus beiden Welten zu bekommen: weniger störende Funksignale und schnelle Übertragung einerseits, aber auch Verbindungen durch Wände und Decken hindurch andererseits. Erste Praxistests mit der Visible Light Communication gibt es bereits. Beispielsweise ist das Fraunhofer HHI dabei, einen Konferenzraum auf der Bodenseeinsel Mainau damit auszurüsten.