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Love is in the Office: Über Partnersuche, Liebe und Sex am Arbeitsplatz

Plötz­lich erscheint die Kol­le­gin oder der Kol­le­ge sehr attrak­tiv und sym­pa­thisch. Flirts bah­nen sich an, es wird mehr dar­aus … Sebas­ti­an Klöß über die Lie­be im Büro – mit ihren Beson­der­hei­ten und Fallstricken.

Sie hat ihren Schatz im Büro gefun­den. Foto: photo-nuke/fotolia.de

Die Lie­be zieht auch im Büro ihre Krei­se. Foto: Rike/pixelio.de

Gut jeder Zehn­te hat sei­nen Part­ner am Arbeits­platz gefun­den. Foto: Foto­stu­dio Works/Lehre Villach/pixelio.de

Klei­ner Flirt wäh­rend der Arbeit übers Intra­net? Foto: Angelsami/Joujou/pixelio.de

Wenn sich zwei gefun­den haben ... Foto: Jörg Brinckheger/pixelio.de


Klar, ein Büro ist ein Ort, an dem gear­bei­tet wird, an dem es meist um Erfolg, Effi­zi­enz und Opti­mie­rung geht. Das Büro ist aber auch eine ganz for­mi­da­ble Part­ner­bör­se. Gleich nach den Klas­si­kern Freun­des- und Bekann­ten­kreis sowie Knei­pe, Club und Co. ran­giert es laut einer 2013 ver­öf­fent­lich­ten Allens­bach-Umfra­ge auf Platz drei bei den Orten, an denen Men­schen ihren Part­ner ken­nen­ge­lernt haben. Die­sel­be Umfra­ge offen­bar­te, dass vie­le nicht nur zur Arbeit fah­ren, um dort ihren Beruf zu ver­rich­ten, son­dern auch, um dort die Frau oder den Mann fürs Leben zu fin­den. 60 Pro­zent mein­ten, am Arbeits­platz sei die Chan­ce beson­ders hoch, einen fes­ten Part­ner zu fin­den. Tat­säch­lich hat das Büro Knei­pen, Clubs oder Online-Part­ner­bör­sen eines vor­aus: Es ist zwar – trotz aller Lounge- und Mit­tel­zo­nen­mö­bel – meist weni­ger gemüt­lich und unge­zwun­gen, dafür lernt man dort den Part­ner in spe unge­schönt im All­tag ken­nen. Hier kann er sich nicht hin­ter Aus­geh­sty­ling oder Online­pro­fil ver­ste­cken, wenn er rou­ti­ne­mä­ßig Akten abhef­tet, stres­si­ge Ter­mi­ne bewäl­tigt oder in der Kan­ti­ne Schnit­zel isst.

Offen für Affären

Nicht für alle muss es aller­dings gleich der Part­ner fürs Leben sein, wenn sie ihren Kol­le­gen etwas tie­fer in die Augen schau­en. „Don’t fuck in the fac­to­ry“ – die­se dras­tisch for­mu­lier­te Lebens­weis­heit ist zwar ein weit­hin bekann­tes unge­schrie­be­nes Gesetz. Es hat jedoch 14 Pro­zent der Office-Worker nicht davon abge­hal­ten, bereits ein­mal eine Affä­re im Büro ein­ge­gan­gen zu sein. Das brach­te 2013 Jahr eine For­sa-Stu­die im Auf­trag von Xing ans Licht. Unter den 18- bis 29-Jäh­ri­gen hat­ten sogar schon 20 Pro­zent eine Büro­af­fä­re, und 22 Pro­zent aller im Büro Täti­gen waren einer sol­chen Affä­re gegen­über auf­ge­schlos­sen. Die Chan­cen ste­hen also gar nicht schlecht. Ab einem Sechs-Per­so­nen-Büro müss­te es sta­tis­tisch betrach­tet zumin­dest mit einer oder einem klap­pen, ganz zu schwei­gen von den Chan­cen in Groß­raum­bü­ros … Doch Vor­sicht, Män­ner, nicht gleich los­gra­ben: Nur zwölf Pro­zent der Frau­en ste­hen auf eine beruf­li­che Affäre.

Gut gemein­ter Rat ...

Falls im Büro der Part­ner fürs Leben oder für gewis­se Stun­den gefun­den wur­de, stellt sich die gro­ße Fra­ge: Wie geht man mit der neu­en Situa­ti­on im All­tag um? Arbeit ist Arbeit und Pri­vat­le­ben ist Pri­vat­le­ben, lau­tet ein oft geäu­ßer­ter Rat­schlag. Gera­de wäh­rend des zar­ten Beginns der Zwei­sam­keit soll­te man sich eher zurück­hal­ten, um sich und die ande­ren nicht von der Arbeit abzu­hal­ten. Und um nicht unnö­ti­gen Klatsch und Tratsch unter Kol­le­gen anzu­sta­cheln. Erst wenn sich die Bezie­hung etwas gefes­tigt hat, sol­le man selbst­be­wusst als Paar auf­tre­ten, Zärt­lich­kei­ten jedoch auf den Fei­er­abend ver­schie­ben. Ein­schlä­gi­ge Rat­ge­ber – von Dr. Otto Bucheg­gers Praxio­lo­gie bis zur Bri­git­te – knau­sern nicht damit auf­zu­zäh­len, was lie­bes­tech­nisch im Büro gar nicht geht: Bezie­hun­gen inner­halb der eige­nen Abtei­lung bei­spiels­wei­se oder mit Vor­ge­setz­ten oder direk­ten Unter­ge­be­nen, da durch das Macht­ge­fäl­le schnell Abhän­gig­kei­ten ent­stün­den. Außer­dem sei es für die Bezie­hung kri­tisch, wenn man wäh­rend der Arbeit vom Part­ner Anwei­sun­gen zu befol­gen habe oder gar von ihm kri­ti­siert wer­de. Auch im gemein­sa­men Fei­er­abend wird mit­un­ter ein Pro­blem gese­hen. Denn hier ver­wi­sche durch einen Part­ner, der zugleich Kol­le­ge ist, die Gren­ze zwi­schen Arbeits- und Freizeit.

... und die Pra­xis der Liebe

So weit die Theo­rie dazu, wie eine Part­ner­schaft im Büro aus­zu­se­hen hat. Die Pra­xis sieht bekannt­lich anders aus. Sich zu ver­lie­ben, ist nun mal kei­ne ratio­na­le Ent­schei­dung. Oft ent­wi­ckelt sich die Lie­be erst all­mäh­lich, wäh­rend man zusam­men­ar­bei­tet, bevor irgend­wann das Herz und der Bauch ent­schie­den haben, ohne den Kopf gefragt zu haben. Per­so­nal­struk­tu­ren und Hier­ar­chie­schran­ken spie­len bei der Lie­be – wenn über­haupt – nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Bei Affä­ren hin­ge­gen kann in Hier­ar­chie­un­ter­schie­den gera­de der Reiz oder sogar das Haupt­mo­vens bestehen. Stich­wort: hochschlafen.

Sex für die Karriere

Die hei­ße Affä­re zwi­schen altem Chef und jun­ger Prak­ti­kan­tin oder älte­rer Che­fin und jun­gem Mit­ar­bei­ter mag wie ein schmie­ri­ges Kli­schee klin­gen. Per Sex zum Kar­rie­re­sprung anzu­set­zen, kön­nen sich laut der bereits erwähn­ten For­sa-Umfra­ge aller­dings immer­hin 13 Pro­zent der Berufs­tä­ti­gen unter 30 Jah­ren vor­stel­len. Deut­lich kri­ti­scher sind älte­re Mit­ar­bei­ter ein­ge­stellt, sodass sich über alle Alters­stu­fen gese­hen kla­re 94 Pro­zent nicht vor­stel­len kön­nen, eine Affä­re mit dem Vor­ge­setz­ten ein­zu­ge­hen, um die eige­nen Kar­rie­re­chan­cen zu verbessern.

Schä­fer­stünd­chen im Büro

Sei’s Kar­rie­re­geil­heit, sei’s Lust oder sei’s Lie­be: In Büros kommt es zwi­schen Kol­le­gen zu mehr als nur zum Aus­tausch von Ideen. Acht Pro­zent aller Arbeit­neh­mer hat­ten am Arbeits­platz schon ein­mal Sex, so die Umfra­ge von For­sa. Bei den unter Drei­ßig­jäh­ri­gen sogar schon 15 Pro­zent. Auf­fäl­lig ist, dass Per­so­nen mit Per­so­nal­ver­ant­wor­tung auch sexu­ell über­durch­schnitt­lich im Büro aktiv sind. Elf Pro­zent von ihnen hat­ten schon Sex am Arbeits­platz. Ob es sich also doch aus­zahlt, als Füh­rungs­kraft eher ein Zel­len­bü­ro zu haben? Ist der Open Space gar ein Lust­kil­ler? Viel­leicht. Allen sexu­ell Büro­ak­ti­ven sei jedoch war­nend gesagt: Die Trag­kraft eines Sitz-Steh-Arbeits­ti­sches liegt meist um die 80 Kilo­gramm, falls der nach­gibt, dürf­te es schwie­rig wer­den, die Behand­lungs­kos­ten als Arbeits­un­fall abzurechnen.

Arbeits­recht­li­che Dimension

Abge­se­hen von sol­chen Eska­pa­den steht einem Ver­hält­nis zwi­schen Kol­le­gen recht­lich nichts ent­ge­gen. Obwohl es vie­le Arbeit­ge­ber nicht ger­ne sehen, wenn aus Mit­ar­bei­tern Lie­bes­paa­re wer­den, haben die Ver­lieb­ten das Recht auf ihrer Sei­te. Als der US-ame­ri­ka­ni­sche Ein­zel­han­dels­kon­zern Walm­art ver­such­te, in Deutsch­land Bezie­hun­gen am Arbeits­platz per Ver­trag zu ver­bie­ten, schei­ter­te er 2005 vor dem Düs­sel­dor­fer Lan­des­ar­beits­ge­richt, da eine sol­che Rege­lung gegen das Grund­ge­setz ver­sto­ße. Das Recht auf ihrer Sei­te haben übri­gens kei­nes­wegs nur hete­ro­se­xu­el­le Paa­re. Im All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­setz wird jeg­li­che Dis­kri­mi­nie­rung wegen der sexu­el­len Ori­en­tie­rung ver­bo­ten. Im rea­len Arbeits­le­ben schreckt den­noch gut die Hälf­te der Homo­se­xu­el­len davor zurück, sich am Arbeits­platz zu outen, ergab eine Unter­su­chung der Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin Eli­sa­beth Botsch. Wobei die­se Zahl nicht berück­sich­tigt, ob der Part­ner im sel­ben Unter­neh­men arbei­tet oder nicht. Leich­ter fällt es ihnen in grö­ße­ren Unter­neh­men, in denen es häu­fig betrieb­li­che Netz­wer­ke für homo­se­xu­el­le Mit­ar­bei­ter gibt, etwa dbPri­de bei der Deut­schen Bank, Homo­SA­Pi­ens bei SAP oder Rain­bow­Net bei der Deut­schen Post.

Egal ob homo- oder hete­ro­se­xu­ell: Eine Her­aus­for­de­rung wer­den Bezie­hun­gen am Arbeits­platz dann, wenn sie aus­ein­an­der­ge­hen. Dem oder der Ex ein­fach aus dem Weg zu gehen, wenn man im sel­ben Team arbei­tet oder im sel­ben Büro sitzt, ist prak­tisch unmög­lich. Daher folgt auf die pri­va­te Tren­nung oft die Tren­nung vom Arbeit­ge­ber oder zumin­dest von der Abtei­lung. Aber wer denkt am Anfang einer Bezie­hung schon an ihr Ende? Wo die Schmet­ter­lin­ge im Bauch so schön fliegen …

www.antidiskriminierungsstelle.de, www.xing.de

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