Vor einem Jahr haben wir Sie, die OFFICE-ROXX-Leserschaft, im Auftrag der Aktion „Bewegung im Büro“ gefragt: Wie halten Sie es mit der Bewegung bei der Büroarbeit? Die Ergebnisse von damals waren teilweise alarmierend. Daher haben wir vom 2. bis 15. Mai 2022 die Frage noch einmal gestellt. Ob sich die Situation mittlerweile verbessert hat? Hier die Ergebnisse.
Seit mehr als zwei Jahren begleitet uns die Coronapandemie. Vielerorts hat sie die Büroarbeitswelt auf den Kopf gestellt. Immer wieder zeigen Studien, dass längere Homeoffice-Zeiten negative Folgen für die Gesundheit haben können. Zum Beispiel fühlen sich 30 Prozent im Homeoffice allein und 37 Prozent haben dort an Gewicht zugelegt.
Bewegungsmangel-Problematik bleibt
Die Ergebnisse unserer Leserumfrage „Bewegung bei der Büroarbeit 2021“ im vergangenen Mai waren deutlich: Fast zwei Drittel der Home-Worker bewegten sich daheim noch weniger als an einem regulären Arbeitstag im Firmenbüro. Im Office wurde im ersten Coronajahr zu viel gesessen, zu wenig gestanden und zu wenig gegangen. Daheim sah die Bilanz sogar noch deutlich schlechter aus als im Firmenbüro.
Nun wollten wir wissen, ob sich die Situation verbessert hat. Dazu haben wir Sie, die Leser des Büroblogs OFFICE ROXX, gebeten, in der ersten Maihälfte 2022 an unserer Befragung teilzunehmen.
Die Leserumfrage „Bewegung bei der Büroarbeit 2022“ bestand im Wesentlichen aus 15 Fragen. Wir wollten vor allem wissen, wie bewegungsfördernd Sie in Office und Homeoffice ausgestattet sind und – na klar – wie sehr Sie sich dort jeweils bewegen.
Bewegung im Allgemeinen bleibt unzureichend
Als Erstes wollten wir wissen, ob sich nach eigenem Empfinden generell ausreichend bewegt wird und wie zufrieden die Befragten mit dem Anteil sind, den körperliche Bewegung im eigenen Leben ausmacht. Im Durchschnitt wurden die Fragen mit der Schulnote 3,4 bzw. 3,5 beantwortet. Das entspricht in etwa den Vorjahreswerten (beide: 3,5). Übersetzt in die Schulsprache ist das ein Ergebnis, das zwischen befriedigend und mangelhaft liegt. Damit bleibt es ein schlechtes Zeugnis für die Bewegung im Allgemeinen. Im Vergleich zum Vorjahr werden sogar noch weniger Bewegungsauszeiten eingelegt. Gerade einmal 40 Prozent machen aktuell regelmäßig mindestens zehn Minuten lange Arbeitspausen, um sich zu bewegen. Das sind fünf Prozent weniger als im Jahr 2021.
Zwei Drittel bewegen sich im Homeoffice weniger
Während im ersten Jahr der Pandemie der Homeoffice-Anteil an der eigenen Büroarbeit laut unseren Ergebnissen unter Office-Workern in Deutschland bei 62 Prozent lag, ist ein Großteil der Home-Worker im zweiten Coronajahr offenbar wieder ins Büro zurückgekehrt. Der Anteil der Heimarbeit lag im Durchschnitt nur noch bei 44 Prozent.
Doch wird sich an einem Arbeitstag im Homeoffice mehr oder weniger bewegt als an einem Tag im Firmenbüro? Weniger! Der Anteil ist gegenüber dem Vorjahr sogar noch gestiegen: 61 Prozent (2021: 57 Prozent) bewegen sich daheim weniger als im Büro. 39 Prozent (2021: zwölf Prozent; 29 Prozent weder noch/weiß nicht) bewegen sich nach eigenem Empfinden dagegen mehr als im Office.
Damit bewegen sich zwei von drei Bürobeschäftigten im Homeoffice weniger als im Firmenbüro. Das ist schon deshalb alarmierend, weil sich im Corporate Office schon kaum bewegt wird.
Im Homeoffice wird länger gesessen als im Büro
Experten empfehlen seit Jahren einen Haltungsmix aus 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen bei der Büroarbeit. Unsere Umfrageteilnehmer verbringen laut eigener Aussage im Schnitt 75 Prozent (2021: 73 Prozent) ihres Homeoffice-Tages im Sitzen, zehn Prozent (2021: elf Prozent) im Stehen und fünf Prozent (2021: sieben Prozent) mit Gehen. Im Büro fällt oder fiel der Mix im Durchschnitt so aus: 64 Prozent Sitzen, 18 Prozent Stehen, 18 Prozent Gehen. Im Vorjahr waren es 65 Prozent Sitzen, 18 Prozent Stehen, neun Prozent Gehen. Es wird demnach noch immer zu viel gesessen, zu wenig gestanden und zu wenig gegangen. Daheim fällt die Bilanz weiterhin noch schlechter aus als im Firmenbüro.
Homeoffice-Ausstattung lässt zu wünschen übrig
Könnte die Bewegungsarmut weiterhin auf die Ausstattung im Büro und daheim zurückzuführen sein? Unsere Befragung scheint dies erneut zu bestätigten. Die Antworten auf die Frage „Wie ergonomisch bzw. bewegungsfördernd ist Ihr Arbeitsplatz im Homeoffice?“ ergaben im Schnitt die Schulnote 3,9 (2021: 3,7). In Bezug auf den Arbeitsplatz im Büro wurde hier eine Durchschnittsnote von 2,9 (Vorjahr: 3,3) erreicht. Ergonomie und Bewegungsförderung lassen weiterhin sehr zu wünschen übrig. Erwartungsgemäß vor allem im Homeoffice. Erstaunlich ist, dass sich die Beurteilung hier sogar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Vielleicht ist daheim aber auch das Bewusstsein für die notwendige Ergonomie und Bewegungsförderung gestiegen.
Im Homeoffice verfügen:
- 18,7 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung wie einen solchen Tisch, einen Tischaufsatz oder Ähnliches (2021: 12,8 Prozent),
- 30,3 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2021: 25,9 Prozent),
- 8,2 Prozent über beides (2021: 4,9 Prozent),
- 7,1 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung wie etwa Stehhocker, Deskbike, Laufband, Balancebord, Fußwippe etc. (2021: 4,1 Prozent) und
- 3,3 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2021: 1,7 Prozent).
Im Firmenbüro verfügen:
- 24,2 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung (2021: 22,8 Prozent),
- 40,5 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2021: 39,8 Prozent),
- 21,1 Prozent über beides (2021: 19,8 Prozent),
- 6,1 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung (2021: 4,8 Prozent) und
- 4,2 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2021: 1,4 Prozent).
Dies bestätigt das Ergebnis des Vorjahres: Es gibt noch reichlich Handlungsbedarf in Bezug auf ergonomische bzw. bewegungsfördernde Lösungen, vor allem im Homeoffice. Allerdings geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Sowohl im Office als auch im Homeoffice ist gegenüber dem Vorjahr ein deutlicher Zuwachs an solchen Lösungen zu verzeichnen. Vor allem in den heimischen Arbeitsplatz wurde offenbar investiert, um die Gesundheit zu schützen und die Produktivität zu erhöhen.
Eine geeignete Maßnahme für mehr Bewegung im Büro könnte übrigens auch ein Erinnerungstool sein. 57 Prozent der Umfrageteilnehmenden finden solche digitalen Ergonomie-Assistenten sinnvoll, etwa Apps, die zu Haltungswechseln anregen. 43 Prozent lehnen sie allerdings ab.
Gut jeder Dritte will in mehr Bewegung im Homeoffice investieren
Sind noch bewegungsfördernde Anschaffungen geplant? Auch danach haben wir gefragt.
Generell haben in den letzten 15 Monaten Anschaffungen für ihr Homeoffice bereits getätigt:
- 26,3 Prozent für bis zu 500 Euro (2021: 29,7 Prozent),
- 6,6 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2021: 7,2 Prozent) und
- 3,5 Prozent für über 1.000 Euro (2021: 4,8 Prozent).
60,1 Prozent der Befragten haben in den zurückliegenden 15 Monaten nicht in ihr Homeoffice investiert (2021: 53,8 Prozent), also entweder noch gar nicht oder bereits vor mehr als 15 Monaten. 3,5 Prozent konnten hierzu keine Aussage treffen.
Wie aber sieht es in Bezug auf die Bewegungsförderung aus? Investitionen in eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung ihres Homeoffice-Arbeitsplatzes haben geplant:
- 18,4 Prozent für bis zu 500 Euro (2021: 16,2 Prozent),
- 8,0 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2021: 7,9 Prozent) und
- 2,3 Prozent für über 1.000 Euro (2021: 1,4 Prozent).
44,9 Prozent planen derzeit keine derartigen Investitionen (2021: 40,3 Prozent). Vielleicht sind sie bereits erfolgt oder es fehlen die Mittel. 26,4 Prozent wollen sich zu dieser Frage nicht äußern.
Investitionen in die ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung ihres Büroarbeitsplatzes sind im Vergleich dazu geplant von:
- 8,8 Prozent für bis zu 500 Euro (2021: 6,9 Prozent),
- 3,3 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2021: 2,4 Prozent) und
- 2,4 Prozent für über 1.000 Euro (2021: 3,4 Prozent).
Investitionen in eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung zu Hause stehen demnach bei mehr als doppelt so vielen Office-Workern an wie solche Investitionen in den Büroarbeitsplatz.
Für mehr Bewegung in Office und Homeoffice
Dass fast jeder Dritte (29 Prozent) beabsichtigt, in eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung seines Homeoffice-Arbeitsplatzes zu investieren, ist ein gutes Zeichen. Die Steigerung gegenüber der Vorjahresbefragung um vier Prozent zeigt, dass Beschäftigte auch zu Hause gesund und produktiv arbeiten wollen. Verbesserungspotenzial gibt es dennoch in allen Bereichen. Insbesondere gilt es zu beachten, dass bewegungsfördernde Lösungen auch noch ihrem Zweck entsprechend genutzt werden müssen. Was nutzt eine Sitz-Steh-Lösung, wenn sie nie in die Stehhöhe gebracht wird? Die Umfrage zeigt zum Beispiel, dass sechs Prozent mehr als im Vorjahr zu Hause über eine Sitz-Steh-Lösung verfügen. Jedoch ist der Anteil der im Stehen verbrachten Arbeitszeit mit 18 Prozent gleich geblieben.
Im Homeoffice ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass die heimischen vier Wände nicht für jeden Bürobeschäftigten der bessere Arbeitsort sind. Jeder Einzelne sollte vor allem da arbeiten, wo dies in Bezug auf seine Gesundheit, sein Wohlbefinden und seine Produktivität sowie im Einklang mit der Kultur und den Zielen des Arbeitgebers am besten möglich ist.
Daher: Bleiben Sie gesund und in Bewegung!
Zur Studie: 2.302 Teilnehmer, vor allem Büroangestellte
An der Umfrage haben 2.302 Bürobeschäftigte aus Deutschland teilgenommen. Wir danken allen Teilnehmern herzlich: Aufgrund Ihrer Daten konnten wir erneut ein realistisches und repräsentatives Bild der Situation in Deutschland zeichnen! Die Gewinner der Preise wurden benachrichtigt.
75,7 Prozent der Teilnehmenden waren Büroangestellte. 7,1 Prozent sind Selbstständige und 6,4 Prozent gehören einer Geschäftsführung an. 10,8 Prozent arbeiten als Büroeinkäufer. Hier waren Mehrfachnennungen möglich. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 43,3 Jahre. 50 Prozent sind männlich, 49 Prozent weiblich, 1 Prozent divers.
Entscheidungen in Bezug auf die Büroausstattung im Firmenoffice treffen 35,5 Prozent der Befragten,
Entscheidungen in Bezug auf die Ausstattung des Homeoffices 79,2 Prozent. Die Größe der Unternehmen, in denen die Umfrageteilnehmer arbeiten, wurde wie folgt angegeben: 25,2 Prozent 1–10 Beschäftigte, 23,7 Prozent 11–100, 19,7 Prozent 101–500 und 31,4 Prozent 500 und mehr Beschäftigte.
Weitere Anregungen und Lösungen, die zu bewegter Büroarbeit beitragen können, finden sich auf der Website der Initiative Bewegung im Büro.