April 2022. Die langen Phasen des mobilen Arbeitens sind für Beschäftigte folgenreich. Nicht nur, dass sich 30 Prozent im Homeoffice allein oder isoliert fühlen, gut jeder Dritte hat in dieser Zeit an Gewicht zugelegt. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands.

„Eng getaktete Videokonferenzen, kaum Pausen und die fehlenden persönlichen Kontakte führen bei vielen Mitarbeitenden im Homeoffice zu Erschöpfung, Gereiztheit oder Gefühlen der Isolation. Die Arbeitszeit nimmt zudem zu, da Laptop und Diensttelefon oft bis in die späten Abendstunden eingeschaltet sind. Das klassische Ausstempeln an der Stechuhr gibt es nicht mehr“, sagt André Siegl, Arbeitsschutzexperte des TÜV-Verbands.

Kaum Bewegung, kaum ergonomische Arbeitsplätze

„Verschärfend kommen ergonomisch unzureichend eingerichtete Arbeitsplätze und der Bewegungsmangel hinzu.“ Zwei von drei Mitarbeitenden haben angegeben, dass sie sich bei häufiger Arbeit im Homeoffice zu wenig körperlich bewegen (65 Prozent). Und mehr als jeder Dritte hat laut Umfrage während längerer Phasen im Homeoffice an Körpergewicht zugelegt (37 Prozent). „Wenn tägliche Arbeitswege wie der Gang oder die Fahrt mit dem Rad zur Arbeit wegfallen, macht Homeoffice dick“, sagt Siegl.

Nur jeder zweite Befragte verfügt im Homeoffice über einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz mit Bürostuhl, Schreibtisch, externer Tastatur und großem Bildschirm (51 Prozent). Die Folge sind Kopf- und Rückenschmerzen, muskuläre Verspannungen oder brennende Augen. „Nach zwei Jahren Pandemie mit langen Homeoffice-Zeiten sind viele Beschäftigte körperlich und mental angeschlagen“, sagt Siegl. Gerade die Kombination aus psychischen und physischen Belastungen erhöhe die Gefahr von langwierigen Krankheiten und Burn-out.

Unternehmen in der Pflicht

Nach dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht sollten Unternehmen jetzt die Arbeitsorganisation an die neuen Gegebenheiten anpassen. Das betrifft unter anderem die arbeitsrechtlichen Regelungen zum mobilen Arbeiten, die Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze und die Gestaltung der Arbeit in den Büroräumen. Laut den Ergebnissen der Umfrage arbeitete vor dem Auslaufen der Homeoffice-Pflicht am 20. März 2022 fast jeder Vierte (23 Prozent) ausschließlich im Homeoffice oder mobil. Weitere 21 Prozent gaben an, dass sich bei ihnen Homeoffice und das Arbeiten im Büro abwechseln. Grundlage der Ergebnisse ist eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.507 Erwerbstätigen ab 18 Jahren, die im Januar 2022 durchgeführt wurde.