Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt maßgeblich verändert. Digitalisierung und Homeoffice lassen eine Frage immer wieder aufkommen: „Brauchen wir Büros noch?“ Petra Schiffmann und Christian Kriwan von Siemens Real Estate geben Antworten.

Ein Blick ins Innere von „The Move“: Beispiel für eine moderne Bürofläche mit unterschiedlichen aktivitätsbasierten Arbeitsbereichen (Rendering). Abbildung SRE
„Covid-19 eröffnet uns die Chance, unsere Welt neu zu gestalten und die Arbeit neu zu denken.“ Das Zitat stammt von Siemens-CEO Roland Busch. Er bringt damit gleich mehrere Aspekte auf den Punkt. Erstens und wohl am wichtigsten: Wir sollten gemeinsam versuchen, die aktuelle Pandemie-Situation nicht länger als Bedrohung, sondern als Chance zu verstehen. Und zweitens: Wir sollten diese Chance nutzen.
Aktuell wird in diesem Zusammenhang viel über Homeoffice und die neue Art zu arbeiten geredet und geschrieben. Und ja, das Thema hat durch die Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen. Aber ganz ehrlich: so neu ist das nicht. Zumindest nicht für uns bei Siemens Real Estate (SRE).
Ein Rückblick: Das Siemens-Office-Konzept
Als Immobilienunternehmen von Siemens sind wir für die Büro- und Produktionsstandorte in 190 Ländern verantwortlich. Bereits 2005 haben wir mit der Entwicklung erster ganzheitlicher Arbeitsplatzkonzepte begonnen. Aus den damals gemachten Erfahrungen ging unser „Siemens Office“-Konzept hervor, das wir ab 2010 schrittweise an unseren Bürostandorten weltweit etabliert haben. Mit offenen Büroflächen, weitgehend ohne fest zugeordnete Arbeitsplätze, viel Raum für Teamwork und der Möglichkeit, ortsunabhängig und mobil zu arbeiten, galt es schon damals als beispielhaft.
Im Laufe der vergangenen Jahre haben wir dieses Konzept fortlaufend angepasst. Wir haben auf das Feedback unserer Beschäftigten gehört. Wir haben die Chancen der Digitalisierung genutzt. Und wir haben neue Entwicklungen aus der Arbeitswelt integriert.
In der Pandemie hat sich das alles als Segen erwiesen. So hatten wir bereits in einer frühen Phase der Pandemie die Möglichkeit, flexibel auf das Infektionsgeschehen zu reagieren und – wann immer eine Anwesenheit vor Ort im Büro nicht zwingend erforderlich war – streckenweise im Homeoffice zu arbeiten. Viele unserer Mitarbeitenden waren es bereits gewohnt, zumindest tageweise mobil zu arbeiten. Unsere Arbeitsumgebung war bereits umfassend digitalisiert. Vor allem aber hatte Siemens, basierend auf dem Vertrauen zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden, gezielt eine Unternehmenskultur gefördert, die ganz klar Ergebnisse über Präsenz stellt.
Das Morgen: Brauchen wir noch Büros?
Die Entwicklung hin zu mobilerem, flexiblerem Arbeiten gab es bereits vor der Pandemie. Sie hat sie jedoch rasant beschleunigt. Darum lauten die Fragen, die Immobilienentwickler und Büroanbieter derzeit weltweit beschäftigen: „Wie werden unsere Arbeitswelten der Zukunft aussehen?“ Und vor allem: „Werden wir Büros überhaupt noch brauchen?“
Covid-19 eröffnet uns die Chance, unsere Welt neu zu gestalten und die Arbeit neu zu denken.“
Roland Busch,
Chief Executive Officer Siemens AG
Unsere Antwort darauf lautet ganz klar: ja, Büros wird es auch in Zukunft geben. Auch künftig werden sie eine zentrale Rolle in der Arbeitswelt einnehmen. Doch ihre Funktion wird sich verändern – weg vom festen Arbeitsplatz hin zum Treffpunkt mit Mitarbeitenden. Das Büro wird zur zentralen Anlaufstelle für kreative Zusammenarbeit und persönlichem sozialen Austausch, zu einem Ort für das Wir-Gefühl und die Zugehörigkeit zu einem Team und einem Unternehmen.
Das „New Normal“ wird normal
Damit ändern sich aber auch die Anforderungen an diesen neuen „Fixpunkt Büro“. Wir nennen diese neue Art der Büroumgebung das „Siemens Office New Normal“-Konzept. Innovative Flächenkonzepte berücksichtigen dabei den geringeren Bedarf an Einzelarbeitsplätzen bei gleichzeitig steigender Nachfrage nach Kollaborations- und Rückzugsbereichen.
In unserem „New Normal“-Konzept berücksichtigen wir dabei drei Kernbereiche der Arbeitswelten von morgen:
- Focus-Flächen bieten die Möglichkeit für konzentrierte Einzelarbeit oder die Zusammenarbeit in kleinen Teams.
- Collaborate-Bereiche sind ganz auf die persönliche Zusammenarbeit und Interaktion ausgelegt, natürlich mit der notwendigen digitalen Infrastruktur für ortsunabhängige Kooperation.
- In den Retreat-Zonen besteht die Möglichkeit zu kurzen Pausen und Erholungsphasen, aber auch zum Netzwerken.
Sämtliche Flächen gehen dabei offen und fließend ineinander über. Das unterstützt nicht nur den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Arbeitsmöglichkeiten, sondern auch den informellen schnellen Austausch sowie die cross-funktionale kreative Zusammenarbeit und Vernetzung. Homeoffice und Videokonferenzen können das nachweislich nicht vollumfänglich leisten – dafür braucht es weiterhin Büros.
„The Move“ – innovativ und hochflexibel
Ein gutes Beispiel dafür bietet unser neues Büro-Ensemble The Move, das SRE derzeit im neuen Frankfurter Stadtquartier Gateway Gardens errichtet. In zwei Gebäuden entstehen dort 35.000 m2 individuell teilbare, hochflexible Büroflächen, die durch ein breites Angebot an Gemeinschaftsflächen mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ergänzt werden.
Die Grundrisse erlauben die Realisierung unterschiedlicher Flächenprofile. Eine großzügige Konferenzarena bietet mit elf unterschiedlich gestalteten Besprechungsräumen Platz für Veranstaltungen und Meetings in inspirierender Atmosphäre. Offene Gemeinschaftsbereiche wie ein Work Casino oder eine Tagesbar sorgen für Wohlfühlambiente und stehen allen Mietenden und ihren Gästen zusätzlich zu ihren eigenen Mietflächen zur Verfügung.
Was sagen die Mitarbeitenden?
Mobil, selbstbestimmt und flexibel sieht unsere Arbeitswelt im New Normal aus. Die Mitarbeitenden wählen im Rahmen eines aktivitätsbasierten Arbeitskonzepts (Activity-Based-Working, ABW) selbst, wie und wo sie arbeiten. Sie entscheiden, welche Arbeitsumgebung zur aktuellen Tätigkeit am besten passt.
Dabei wissen wir bereits heute, das ABW nicht nur die Zusammenarbeit, den Teamgeist und die Kommunikation verbessert. Es beschleunigt auch die Entscheidungsfindung und steigert die Arbeitszufriedenheit, das Engagement und den Stolz auf das sowie die Identifikation mit dem Unternehmen. Und steht damit nicht zuletzt für eine bessere Leistung.

Blick ins Work Casino, Herzstück der Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss des Blue-Gebäudes (Rendering). Abbildung SRE
Dass das auch unsere Beschäftigten so sehen, zeigen unsere Erfahrungen an den Standorten, an denen wir unser Siemens-Office-New-Normal-Konzept bereits erfolgreich eingeführt haben. Umfragen belegen, dass eine deutliche Mehrheit der Mitarbeitenden beabsichtigt, das mobile Arbeiten an zwei bis drei Tagen pro Woche auch in Zukunft beizubehalten. Ein Großteil bestätigt zudem, dass die Arbeit im New Normal Innovationen und die Arbeitsqualität fördert. Nur eine Minderheit will in Zukunft für konzentrierte Einzelarbeit ins Büro kommen.
So wird das Arbeiten von morgen, das New Normal, ganz selbstverständlich, fließend und gelebt zu einer Normalität, von der unser Unternehmen, die Mitarbeitenden und wir als Siemens Real Estate profitieren, zu einem Win-win für alle.
![]() Petra Schiffmann, Head of Working Environment,
Christian Kriwan, General Manager des Neubauvorhabens „The Move“, |