In seiner Beitragsreihe widmet sich der New-Work-Experte Jørn Rings, Geschäftsführer von NEU, interessanten Aspekten moderner Büroarbeit. Diesmal geht es um die Suche nach dem Geistesblitz.
Wenn man Unternehmer und Führungskräfte fragt, wie es um die Kreativität im eigenen Haus bestellt ist, hört man meist folgende oder ähnliche Antwort: „Ideen für neue Produkte oder Verbesserungen haben wir genug. Nur kriegen wir die wenigsten davon umgesetzt. Wir brauchen also nicht noch mehr Ideen, sondern Aktion.“ – Und immer gibt es offensichtliche Gründe, warum es mit der Umsetzung hapert. Diese sind meist ein Mangel an Zeit und Personal, drängende Themen aus dem Tagesgeschäft, fehlender Veränderungswille oder Mut für das Neue. Alles Dinge, die man nicht wegdiskutieren kann. Doch was nun? Sich seinem Schicksal ergeben und sich wundern, dass andere es besser machen?
Siga: Stillstand für den Fortschritt
Die Firma Siga aus der Schweiz ist so ein Unternehmen, das es besser macht. Die Firma stellt mit rund 500 Mitarbeitenden Stoffe und Klebebänder für das Abdichten von Gebäuden her – und ist trotz des schwierigen Standortes in einem Spitzenlohnland sehr erfolgreich. Einer der Gründe: Die Erkenntnis, dass es für das Umsetzen von guten Ideen weitere gute Ideen braucht. Und diese kann man strukturiert in Teamwork erarbeiten. Dafür stoppt Siga alle zehn Arbeitstage (!) die komplette Produktion und tüftelt in unzähligen Teams an der Verbesserung des Vorhandenen. Hier packt jeder mit an und selbst in der Telefonhotline ist nur eine Notbesetzung präsent. Das Ergebnis: Pro Jahr entstehen je Mitarbeitendem rund 50 Ideen (rund 25.000 insgesamt), von denen zwei Drittel auch umgesetzt werden. Vergleichen Sie dies einmal mit Ihrer internen Statistik.
Mut braucht 200 Ideen
Tatsächlich sind nicht die Gegebenheiten (Personalmangel, Zeitmangel, Mangel an Veränderungsbereitschaft) das Problem. Es sind die fehlenden Ideen, diese Hürden zu meistern. Und dafür braucht es keine 08/15-Einfälle, sondern echte Geistesblitze. Statistisch braucht es im Schnitt 200 Ideen, bis eine wirklich gute dabei ist. Das ist auch der Grund, warum bei Siga alle Mitarbeitenden alle zwei Wochen mit anpacken müssen, um aus dem Erkennen von Chancen auch echte Resultate zu machen. Und das seit über 15 Jahren. Innovation ist nichts, was man einem kleinen Team auf die Fahnen schreibt und dann hofft, dass aus den wenigen Köpfen erst irgendwann der große Geistesblitz hervorspringt – und dieser dann danach auch noch auf die Straße gebracht wird. Für eine echte Innovationskultur braucht es die gesamte Belegschaft. Und es braucht eine Arbeitsumgebung, die Ideen und Teamwork fördert.
Ideen benötigen ein Team
Das Besondere an strukturierter Kreativität ist, dass wir dafür sowohl einzelne Menschen als auch das Team brauchen. Und dass der Moment des Geistesblitzes nicht planbar ist, Zufälle sogar gute Ideen begünstigen. Das macht es zu einem gewissen Grad chaotisch. Was bedeutet das für die Arbeitsumgebung? Brauchen wir eine bunte Google-Welt mit Sitzsäcken und Bällebad? Und finden die Besprechungen in Zukunft nur noch beim Schaukeln statt? Nein, ganz im Gegenteil. Jede Routine führt wieder zu starrer Struktur und verhindert gute Ideen. Jeden Tag im Bällebad zu sitzen ist nach einiger Zeit genauso stumpfsinnig, wie eine einheitlich schlichte Gestaltung von Meetingräumen. Erst, wenn sich Kolleginnen und Kollegen als Team verstehen und gemeinsam ihre Arbeitsumgebung mitgestalten, wird es spannend. Denn so, wie sich Teams über die Zeit verändern, verändert sich damit auch die Arbeitsumgebung. Neue Teammitglieder bringen neue Impulse und neue Tools, neue Themen brauchen neue Arbeitsweisen. Wer damit experimentiert und so wie Siga erkennt, dass jeder Fehler zu einem Schatz werden kann, fördert damit die Team-Kreativität und vor allem eine echte Wir-Kultur.
Das Team-Office ist mehr als Tische und Stühle
Wenn Sie die Ideenkultur in Ihrer Belegschaft fördern, fördern Sie auch die Chance, dass aus ersten Ideen greifbare Innovationen und Veränderungen werden. Dafür hilft die Erkenntnis, dass Ideen in den Köpfen von Menschen entstehen – nicht im Computer. Und Menschen bestehen aus Gefühlen und Verhaltensweisen, über die man sich manchmal wundern darf, die man allerdings auch nutzen kann. Daher berücksichtigt das Team-Office-Prinzip neben architektonischen Themen vor allem den Faktor Mensch. Da spielt dann beispielsweise eine Kaffeemaschine, als zufälliger Treffpunkt, eine wichtigere Rolle als die Anordnung der Schreibtische.
Seien Sie mutig und investieren Sie in gute Ideen. Vor allem auch für die Umsetzung der bereits vorhandenen Ideen. Es lohnt sich!
Dies war der letzte Teil der Serie zum Team-Office-Prinzip. Wir hoffen, Sie konnten einige hilfreiche Tipps und Erkenntnisse für sich mitnehmen. Schreiben Sie uns gern Ihre Meinung oder weitere Themenwünsche.
Jørn Rings, Geschäftsführer, |