In seiner Beitragsreihe widmet sich der New-Work-Experte Jørn Rings, Geschäftsführer von NEU, interessanten Aspekten moderner Büroarbeit. Diesmal geht es um das Thema Pausen.
Schließen Sie vor dem Weiterlesen dieses Textes einmal die Augen und tun Sie nichts. Atmen Sie ruhig und horchen Sie in sich hinein. Für 30 Sekunden. Jetzt.
Okay, wie fühlen Sie sich? Hat Ihnen die kleine Auszeit gerade gutgetan? Sind Sie entspannter? Haben Sie vielleicht sogar ein wenig Energie tanken können? Es waren nur 30 Sekunden. Überlegen Sie einmal, wie Sie sich nach 5 Minuten fühlen würden.
Wissenschaftler der Universität von Virginia haben 2017 ein Experiment gemacht: Zwei Gruppen von Studierenden erhielten Aufgaben, die sie im Team lösen sollten. Beide Gruppen hatten dafür ein Zeitfenster von zehn Stunden. Gruppe A durfte keine Pause machen und hat in zehn Stunden insgesamt 15 Aufgaben gelöst. Gruppe B hingegen musste alle zwei Stunden eine längere Pause einlegen. Diese Gruppe konnte so nur 7 Stunden und 45 Minuten an den Aufgaben arbeiten. Dennoch schaffte Sie insgesamt vier Aufgaben mehr, was rund 27 Prozent mehr Leistung in 22,5 Prozent weniger Arbeitszeit bedeutet. Die Gruppe mit den Pausen war also deutlich produktiver als die Gruppe, die konstant durchgearbeitet hat. Pausen sorgen dafür, dass wir konzentrierter und mit mehr Energie an unsere Arbeit gehen. Der vermutete Zeitverlust durch die Pause ist faktisch ein Zeitgewinn. Denn wir schaffen mehr und es geht uns besser.
Der Geistesblitz liebt die Pause
Es ist nicht nur ein Plus an Produktivität, das wir durch Pausen gewinnen. Seit Langem wissen wir, dass die besten Ideen in Momenten der Entspannung entstehen. Oft ist das unter der Dusche, im Bett oder beim Spazierengehen. Auch ein guter Kaffee abseits des Schreibtisches kann schon zum lang ersehnten Aha-Moment führen. Nicht immer müssen wir die Augen schließen. Nur ohne die kleine Pause lässt der Geistesblitz deutlich länger auf sich warten. Und ganz wichtig: Wer die Pause nutzt, um aktiv an seinem Problem zu grübeln, stellt schnell fest: Das funktioniert nicht gut. Besser Sie beschäftigen sich mit etwas ganz anderem.
Warum ist die Pause ein Problem?
Wenn wir das zuvor skizzierte Wissen anschauen, liegt es auf der Hand, dass in jeden Arbeitsalltag Ruhephasen und Rückzugsräume für Pausen gehören – um die Produktivität und die Ideenausbeute zu erhöhen. Und die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden gleich mit.
Doch die Realität sieht in vielen Büros anders aus. Menschen, die ihre Füße auf die Heizung legen und aus dem Fenster schauen, bekommen mit der Frage „Na, nichts zu tun?“ schnell die Quittung dafür. Und zwei Kollegen, die bei einer Tasse Kaffee zusammensitzen, erhalten einen eindeutigen Blick vom Chef. Der meint meistens: „Jetzt ist aber genug getratscht – zurück an die Arbeit“. Es gibt nur wenige Büros, wo Rückzugsräume für eine Auszeit zur Verfügung stehen. Und noch seltener sieht man Schlafkojen, in denen man tatsächlich auch mal für 20 Minuten die Augen zu machen kann.
Dabei sind es genau diese Orte, wo im wahrsten Sinne des Wortes das Potenzial für bessere Ideen und frische Energie schlummern. Das Team-Office-Prinzip hat genau diese Zonen im Fokus und platziert beispielsweise die Kaffeemaschine und die Lounge-Ecke dorthin, wo sie hingehören: ins Herz des Büros. Denn Pausen muss man nicht alleine machen. Beim lockeren Gespräch oder dem kleinen Kicker-Match lässt sich auch entspannt das Netzwerk erweitern, Brainstormen und Vertrauen zu anderen Kollegen aufbauen. So werden aus den kleinen Auszeiten „Netzwerk-Pausen“, „Kreativ-Pausen“ oder einfache „Ruhe-Pausen“. Ganz nach den jeweiligen Bedürfnissen des Einzelnen. Denn eines ist sicher: Ohne Pausen geht es nicht.
Und warum auch Kinder und Tiere in jedes Büro gehören, erläutere ich Ihnen in der nächsten Folge dieser Serie zum Team-Office-Prinzip.
Jørn Rings, Geschäftsführer, |