Die Schreibtrainerin Astrid Rust verrät an dieser Stelle Kniffe zu Rechtschreibung und Korrespondenz. Der zweite Teil der Serie beschäftigt sich mit der Übernahme von Fremdwörtern und deren Anpassung an die deutsche Sprache – ein häufiger Garant für Unsicherheit und Fehlerquellen beim Schreiben.
Wie alle Sprachen auf dieser Welt bereichert auch die deutsche Sprache ihren Wortschatz mit Wörtern aus anderen Sprachen, früher aus dem Lateinischen, Griechischen oder Französischen, heute sind es vor allem Begriffe aus dem englischsprachigen Raum. Doch wie geht man mit einem solchen Neuzuwachs um, wie schreibt man diese Wörter?
Entweder passt man das Fremdwort rigoros den eigenen Rechtschreibregeln an. Im Spanischen zum Beispiel heißt das beliebte Spiel mit einem Ball und 22 Spielern wie im Englischen football, aber da man diese Buchstabenfolge im Spanischen nicht kennt, schreibt man einfach fútbol. Oder man kann das Fremdwort im Deutschen zunächst wie im Original schreiben und erst dann, wenn das Wort ganz vertraut erscheint, der eigenen Schreibweise anpassen: Ganz früher einmal gingen wir ins bureau, das dann langsam zum Büro wurde. Und wer weiß, vielleicht gehen wir in 20 Jahren ins Offis ...
Bei der Rechtschreibreform hat man sich nach langen Überlegungen entschieden, diese behutsame Anpassung beizubehalten – trotz des Nachteils, dass wir so kaum einheitliche Regeln für Fremdwörter haben. Aber keine Angst, es gibt dennoch einige Grundregeln, die den Umgang mit Fremdwörtern erleichtern. Erinnern Sie sich an unser Stammprinzip? Wörter, die aus einer Familie stammen, werden gleich geschrieben. Dieses Prinzip gilt in drei Fällen auch bei den Fremdwörtern.
Potential oder Potenzial?
Früher schrieb man zwar Potenz, aber auch Potential, obwohl es aus der gleichen Familie stammt. Diese Unlogik ist beseitigt, wir können nun alle Wörter, in denen -enz und -anz vorkommt, mit z schreiben, aber auch nach wie vor mit t:
alt | neu | |
Essenz | essentiell | essenziell |
Differenz | differentiell | differenziell |
Potenz | Potential | Potenzial |
Babys oder Babies?
Im Deutschen hat man lange Zeit die englische Regel übernommen, dass sich die Endung -y im Plural in ein -ie verwandelt: baby – babies. Es kam sogar zu der absurden Situation, dass man diese Regel im Deutschen auch für einen englischen Begriff anwendete, den es im Englischen selbst gar nicht gab: Aus dem ersten Handy wurden dann schnell viele Handies … Diese englische Regel ist heute im Deutschen nicht mehr gültig. Wir verwenden hier nur unser Stammprinzip und schreiben den Plural wie den Singular mit -y, alles andere wäre falsch:
Lady | Ladys |
Party | Partys |
Story | Storys |
Phantasie oder Fantasie?
Im Deutschen erlauben wir uns den großen Luxus, den Laut f in drei unterschiedlichen Formen darzustellen: Fenster, Vogel, Philosophie. Es wäre logisch, auf diesen Luxus zu verzichten und alle Wörter konsequent mit f zu schreiben: Fenster, Fogel, Filosofie, Delfin, Fantasie, … Wie ist Ihre Meinung? Fogel und Filosofie gehen gar nicht, Delfin und Fantasie sehen eigentlich nicht so schlecht aus? Die Reformer hatten eine ähnliche Meinung und so haben wir heute folgende Regel für den Laut f: Wörter mit den Bestandteilen -fon, -graf- oder -foto können grundsätzlich mit -ph oder mit -f geschrieben werden – beides ist richtig:
Diktaphon | Diktafon |
Paragraph | Paragraf |
Orthographie | Orthografie |
Graphik | Grafik |
Photo | Foto |
Photovoltaik | Fotovoltaik |
Hier können Sie immer wählen: Wenn Ihnen die Grafik mit -f moderner vorkommt, der Paragraf Ihrer Meinung aber nichts mit einem Grafen zu tun hat, so schreiben Sie Grafik und Paragraph. Auch bei anderen Fremdwörtern besteht diese Wahlmöglichkeit und beide Schreibweisen sind richtig:
Delphin | Delfin |
Phantasie | Fantasie |
In einigen Fällen ist f allerdings strikt verboten und nur die alte Schreibung richtig:
Philosophie |
Physik |
Katastrophe |
Metapher |
Atmosphäre |
Thunfisch oder Tunfisch?
Auch wenn es verlockend ist, den Rhythmus nun endlich auch so zu schreiben, wie er klingt, nämlich Rüttmuss, geht das leider nicht. Die meisten Wörter mit -th und -rh werden nach wie vor wie im Original geschrieben, und das (meist) ohne Ausnahme:
Rheuma |
Rhythmus |
Apotheke |
Bibliothek |
Asthma |
Nur zwei Tiere dürfen aus der Reihe tanzen:
Panther | Panter |
Thunfisch | Tunfisch |
Wenn aber für Sie der Tunfisch kein Fisch ist, der etwas tut, schreiben Sie ihn nach wie vor Thunfisch. Das Gleiche gilt für den Panther. Hier ist immer beides richtig.
Einzelfälle
Bei allen übrigen Fremdwörtern gibt es nur bei einigen eine neue Variante:
Joghurt | Jogurt |
Spaghetti | Spagetti |
Mayonnaise | Majonäse |
Portemonnaie | Portmonee |
Exposé | Exposee |
Ketchup | Ketschup |
Wenn Ihnen diese Neuerungen zu drastisch vorkommen, schreiben Sie einfach wie bisher. Diese freie Wahl existiert aber nicht bei allen Wörtern, häufig müssen Sie wie bisher schreiben:
Remoulade |
Annonce |
Chance |
Mannequin |
Die Anpassungen sind also nach wie vor langwierige Prozesse, die sich erst ganz allmählich einstellen.
In unserer nächsten Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Kapitel „Getrennt oder zusammen?“. Dieses Thema macht sicher vielen zu schaffen, doch mit ein paar Regeln können Sie diesen Punkt erfolgreich und sicher meistern!
Astrid Rust,
Trainerin für neue Rechtschreibung und moderne Korrespondenz, deutsch plus. |