Mit dem Ausscheiden der Babyboomer aus dem Berufsleben wird die Bedeutung der Generation Z (zwischen 1995 und 2010 geboren) steigen. Die Publizistin Dr. Alexandra Hildebrandt erklärt die sich daraus ergebenden Folgen für die Arbeitswelt und was die Generation Z antreibt.
Das Z ist für den Sozial- und Bildungswissenschaftler Klaus Hurrelmann bisher nur ein Arbeitstitel, „ein Buchstabe ohne symbolische Bedeutung“. Die Generation erhält deshalb auch weitere Zuschreibungen wie Post-Millennials, Selfie-Generation und pragmatische Generation, denn sie ist davon überzeugt, dass immer etwas geht und dass es keinen Sinn macht, lebenslang nach Chancen zu suchen, wenn sie sie täglich nutzen können. Gesucht wird deshalb das Bodenständige, klare Strukturen und Stabilität in einer Welt, die immer mehr zerfällt. Deshalb versucht sie gar nicht erst, unrealistische Ziele anzustreben. Statt Z sollte sie besser Generation Alpha heißen, weil dies ihre Suche nach positiver Freiheit besser ausdrückt.
Generation Z – was sie ausmacht
Die Generation Z ist nicht rebellisch, denn heute ist ja ohnehin fast alles erlaubt. Sie ist zwar selbstbewusst, aber häufig auch unselbstständig. Der Einfluss der Eltern spielt in dieser Generation eine größere Rolle als bei der Vorgängergeneration. Stabilität und Sicherheit werden vor allem im Familien- und Freundeskreis gesucht. Immaterielles und Soziales steht für sie genauso im Fokus wie Partizipation. Der großen Politik steht sie mehrheitlich sehr distanziert gegenüber. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie unpolitisch sind – sie sucht nur andere Formen, um sich politisch auszudrücken.
Viele Vertreter dieser Generation lassen sich nicht auf eine bestimmte Identität festlegen. Durch die Angebotsfülle in der Ausbildung sind sie häufig überfordert. Die Vielfalt der Optionen macht es ihnen nicht leichter, sondern schwerer als früheren Generationen. Viele machen die Erfahrung, dass sie sich in einer unüberschaubar gewordenen Welt nicht konzentrieren und angemessen entwickeln können. Aufmerksamkeit ist für sie deshalb ein wichtiger Aspekt in ihrem Wertesystem.
Berufliche Chancen und Herausforderungen
Ihre beruflichen Chancen sind deutlich besser als die der Vorgängergeneration. In den meisten Branchen und Regionen herrscht Nachwuchsmangel, und es fehlen Fachkräfte. Genau dies ist der große Unterschied zu früheren Generationen. Die jungen Menschen wachsen in einer Zeit auf, in der den Unternehmen der Nachwuchs ausgeht. Sie können es sich deshalb leisten, anspruchsvoll zu sein.
Zwei Drittel der für die Jugendstudie „Zukunft? Jugend fragen!“ Befragten, die 2017 im Rahmen einer Repräsentativbefragung mit über 1.000 jungen Menschen zwischen 14 und 22 Jahren sowie einer qualitativen Onlinecommunity im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchgeführt wurde, sehen eine gute Ausbildung als Voraussetzung für ein erfolgreiches und vor allem selbstbestimmtes Leben. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen suchen Anerkennung und Erfüllung im Beruf. Dies ist ihnen genauso wichtig, wie das Leben „in vollen Zügen genießen“ zu können.
Was auf die Generation Z zukommt
Über Jahrzehnte wird diese Generation die Aufgabe haben, die Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren, sie wird mit den Auswirkungen des Renteneintritts der Babyboomer zu kämpfen haben, aber auch mit vielen Problemen, die wir noch nicht kennen und die sich gerade erst andeuten. Anfängergeist ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Begriff. Der Satz: „Lebe so, als wäre es dein letzter Tag“ mag für die Babyboomer gelten, aber nicht für die Generation Z. Sie lebt, als wäre es ihr erster Tag, der mit unendlichen Möglichkeitsräumen verbunden ist.
Literatur:
Alexandra Hildebrandt: „Von Generation Alpha bis Generation Z: Gesellschaft im Umbruch“, Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.
Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin. Twitter: @AHildebrandt70 Foto: Steffi Henn |