Die Arbeitswelt befindet sich in einem permanenten Wandel. Hybride Arbeitsmodelle sind längst etabliert, digitale Tools entwickeln sich rasant weiter und künstliche Intelligenz verändert bereits heute ganze Branchen. Ingo Wittrock von Ricoh Deutschland nennt zentrale Herausforderungen des hybriden Arbeitens.

Studien zeigen: Mitarbeitende sind in einem Umfeld psychologischer Sicherheit produktiver, kreativer und engagierter. Abbildung: Ricoh
Technologie allein führt nicht zum Erfolg. Entscheidend ist, wie Unternehmen mit den menschlichen Dimensionen des Wandels umgehen: mit Vertrauen, psychologischer Sicherheit sowie einer Führungskultur, die Lernbereitschaft und Mut zur Veränderung fördert.
Psychologische Sicherheit als Fundament von Hybrid Work
Hybride Teams stehen vor besonderen Herausforderungen: Unterschiedliche Arbeitsorte, flexible Arbeitszeiten und der verstärkte Einsatz digitaler Kommunikation können schnell zu Missverständnissen und Unsicherheit führen. Studien zeigen, dass Mitarbeitende in einem Umfeld psychologischer Sicherheit produktiver, kreativer und engagierter arbeiten. Gemeint ist damit ein Klima, in dem jedes Teammitglied frei seine Meinung äußern, Fehler zugeben und Fragen stellen kann, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen.
Gerade im hybriden Kontext wird diese psychologische Sicherheit zum Schlüsselfaktor. Führungskräfte müssen aktiv Räume schaffen, in denen Vertrauen entstehen kann. Dies beginnt mit klaren Kommunikationsregeln, umfasst regelmäßige Feedback-Schleifen und reicht bis zu speziell für den informellen Austausch ins Leben gerufenen Formaten. Digitale Tools können hierbei unterstützen, ersetzen aber nicht die dahinterstehende Haltung.
Technologie als Enabler – nicht als Selbstzweck
Ob Kollaborationsplattformen, digitale Whiteboards oder KI-gestützte Analysewerkzeuge: Die Möglichkeiten der digitalen Zusammenarbeit sind vielfältig. Doch jedes Tool entfaltet seinen Nutzen erst dann, wenn Menschen bereit sind, es anzuwenden, und wenn sie den Mehrwert verstehen. Das bedeutet auch, Unsicherheiten anzusprechen. Historisch betrachtet war Skepsis gegenüber Neuerungen immer präsent – vom Telefon über das Internet bis hin zu Social Media. Heute richten sich viele Ängste auf Künstliche Intelligenz: den Verlust von Arbeitsplätzen oder Kontrollmöglichkeiten. Anstatt diese Sorgen kleinzureden, sollten Führungskräfte Orientierung geben: Welche Aufgaben können automatisiert werden? Welche Chancen ergeben sich dadurch für mehr Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit?

Führungskräfte müssen aktiv Räume schaffen, in denen Vertrauen entstehen kann. Abbildung: Ricoh
Digital Leadership verlangt ein neues Mindset
Der digitale Wandel ist kein rein technisches Projekt, sondern ein kultureller Prozess. Erfolg hängt dabei weniger von Methoden als von der Einstellung ab. Führungskräfte mit einem sogenannten „Growth Mindset” betrachten Fähigkeiten nicht als statisch, sondern als entwickelbar. Sie sehen Rückschläge als Lernchancen, fördern Experimente und schaffen eine Kultur des kontinuierlichen Wachstums.
Dieses Denken ist eng mit der Neuroplastizität des Gehirns verknüpft. In einer Welt, in der Tools und Geschäftsmodelle einem ständigen Wandel unterliegen, ist die Anpassungsfähigkeit der Menschen ein entscheidender Faktor. Wer als Führungskraft ein solches Mindset vorlebt, sendet ein starkes Signal an die Organisation: Veränderung ist keine Bedrohung, sondern eine Chance.
Im digitalen Wandel ist Vertrauen wichtiger als Kontrolle
Gerade im hybriden Setting verführt die Technologie dazu, auf Kontrolle statt Vertrauen zu setzen, beispielsweise durch permanente Status-Updates oder Aktivitätsüberwachung. Doch dieser Ansatz untergräbt Motivation und Innovationskraft der Beschäftigten. Führungskräfte sollten stattdessen auf Transparenz, Autonomie und klare Ziele setzen. Mitarbeitende brauchen das Vertrauen, Aufgaben eigenverantwortlich zu gestalten, und zugleich die Sicherheit, Unterstützung von ihrem Arbeitgeber zu erhalten, wenn sie diese benötigen.
Zu den praktischen Maßnahmen zählen beispielsweise offene Meeting-Formate mit digitalen Feedback-Tools, transparente Entscheidungsprozesse und eine aktive Fehlerkultur. Das Ziel besteht darin, Mitarbeitende nicht nur „mitzunehmen“, sondern sie aktiv am Wandel zu beteiligen. Denn sowohl das Konzept der psychologischen Sicherheit als auch das der „Digital Leadership“ betonen, dass technische Innovation ohne kulturellen Wandel ins Leere läuft. Hybride Teams benötigen neben Tools und Strategien auch Führung, die Vertrauen schafft, Lernräume eröffnet und eine Haltung vermittelt, die Veränderungen als Chance begreift.
Ingo Wittrock Regional Director Marketing Central & Eastern Europe, New-Work-Experte, |
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