Gut gestaltete Büros sind ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Unternehmen. Diese Erkenntnis ist nicht neu. In einer visuell geprägten Zeit werden die unsichtbaren Faktoren oft übersehen. Die Innenarchitektin Monika Lepel warnt davor, dass dies den Erfolg von Projekten gefährden kann.
Akustik ist unsichtbar. Gute Akustik ist vollständig integriert, hocheffizient, diskret und dennoch maximal unterstützend. Innenarchitekten denken von Tag eins die Akustik mit. Die für den erlebten Komfort unabdingbare Beziehung zwischen Sehen und Hören trägt erheblich zum Erfolg von Activity-Based-Working bei. Visuelle Vorlieben sind deutlich wandelbarer als akustische Bedürfnisse. Dies bestätigt auch eines unserer Projekte: Microsoft Köln, wo KI-Technologie auf zukunftsfähige Office-Planung trifft.
Mit einer durchdachten und auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abgestimmten Büroplanung haben wir als Innenarchitekten die idealen Voraussetzungen für die Zukunft der Arbeit geschaffen. Microsoft ist ein Best-Practice-Beispiel dafür, dass Flexibilität und der Wechsel zwischen Konzentrations- und Kommunikationszonen der Schlüssel für erfolgreiches und innovatives Arbeiten sind. Heute arbeiten drei Viertel des Daten- und KI-Teams am Standort Köln.
Wechselwirkung zwischen Komfort, Raum und Klang
Als Innenarchitektin sehe ich Büros als Orte der Begegnung – nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Mensch und Raum. Ein zentrales Element ist dabei die Behaglichkeit. Komfort bedeutet zwar umgangssprachlich Bequemlichkeit, der Ursprung des Wortes bedeutet aber: Stärkung und Trost. Diese Definition zeigt, dass es um weit mehr geht als um ergonomische Möbel oder schöne Materialien. Komfort im Arbeitskontext bedeutet optimale Bedingungen für Leistung und Teamgeist.

Aurelis (Haus Watt) Mannheim: Podest und Empore bilden eine solide Raum-in-Raum-Skulptur. Abbildung: HGEsch
Ein gutes Büro unterstützt die natürliche Handlungsspannung seiner Nutzer. Menschen benötigen eine Umgebung, die weder zu starr noch zu nachlässig ist. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen Bedingungen schaffen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, produktiv und kreativ zu sein. Drei Sinneswahrnehmungen sind dabei besonders wichtig:
- Hören: Die Akustik beeinflusst Konzentration und Kommunikation gleichermaßen. Hintergrundgeräusche können störend wirken, während angenehme Klänge die Stimmung verbessern.
- Sehen: Visuelle Reize können inspirierend wirken, aber auch ablenken. Ein ausgewogenes Lichtkonzept ist essenziell.
- Fühlen: Materialien mit angenehmen Oberflächen sorgen für Wohlbefinden und beeinflussen die Arbeitsatmosphäre positiv.
Eine besondere Rolle spielt die Akustik, da Schall und Klänge nicht nur gehört, sondern auch gefühlt werden. Sie sind vierdimensional und beeinflussen den Raum in seiner Wirkung – sie können ihn strukturieren, dämpfen oder verstärken.
Konzentration und Kommunikation in Balance bringen
Mitarbeitende brauchen sowohl Momente der Konzentration als auch der Interaktion. Entscheidend ist die Mischung aus Deep-Work-Zonen und offenen Kommunikationsbereichen. Dabei spielt die Nähe zwischen verschiedenen Arbeitszonen eine große Rolle. Die Anordnung sollte so erfolgen, dass Wechsel zwischen Konzentration und Zusammenarbeit ohne lange Wege möglich sind.

Wirtschaftsbetriebe der Stadt Duisburg: Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes mit Identifikationspotenzial. Abbildung: Annika Feuss
Akustische Zonierung ist eine essenzielle Strategie. Materialien wie schallabsorbierende Decken, Teppiche, Vorhänge oder Trennwände helfen, Lärm zu minimieren und den Raum flexibel nutzbar zu machen. Ein tiefes Grundrauschen kann störend wirken, während gezielt eingesetzte Soundkonzepte – wie Naturgeräusche oder sanfte Hintergrundmusik – die Produktivität steigern können.
Der flexible Raum als Stärkungsfaktor
Licht macht den Raum sichtbar, Klang macht ihn erlebbar. Ein Büro mit schlechter Akustik erzeugt Unruhe, ein durchdachtes Soundkonzept fördert das Wohlbefinden. Meine These lautet daher: „Raum bringt etwas in uns zum Klingen“. Ein weiteres Element der Behaglichkeit ist die Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit. Die Mitarbeitenden sollen ihre Umgebung selbst gestalten können – sei es durch mobile Wände, flexible Sitzmöglichkeiten oder anpassbare Lichtquellen. Diese Selbstbestimmung stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und fördert das Engagement.
Beziehung schaffen durch gezielte Raumgestaltung
Bürogestaltung ist mehr als ein Designprozess. Sie beeinflusst, wie Menschen arbeiten, interagieren und sich fühlen. Die richtige Balance zwischen Akustik, Sichtbarkeit, Ergonomie und Flexibilität schafft einen Raum, der nicht nur funktional ist, sondern auch das Miteinander fördert. Ein Büro sollte ein Ort sein, an dem sich Menschen willkommen, unterstützt und gestärkt fühlen – denn schließlich ist Wohlbefinden die Grundlage für Produktivität und Zufriedenheit. Das Sinnbild für die kreative Leistung von Teams ist das Orchester. Eine bessere Analogie zur Wissensarbeit kann es kaum geben – der Raum wird zum Instrument.
![]() Abbildung: Nadine Schwickart Monika Lepel Innenarchitektin & Gründungspartnerin, |