Werte in Unternehmen verändern sich und Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Genau hier entstehen Herausforderungen, die die Handlungsfähigkeit von Teams beeinflussen können. Wirtschaftspsychologin und Kommunikationsexpertin Luisa Leuze gibt einen Einblick, wie der Mensch mehr in den Fokus gestellt werden kann.
Laut einer EY Jobstudie 2023, bei der 1.555 Mitarbeitende deutschlandweit befragt wurden, sind nicht mal ein Drittel der Probanden mit ihrem Job zufrieden. Fast jeder Dritte findet kaum oder wenig Anerkennung in dem, was er oder sie täglich leistet. Das ist mal eine Aussage, die zum Nachdenken anregen muss!
Vor allem der Führungsstil hat Einfluss auf die Wertschätzung der Beschäftigten. Wird ein Führungsstil der Gemeinschaft und der Gleichberechtigung gelebt, fühlen sich laut Aussage der EY-Jobstudie vier von fünf befragten Arbeitnehmern wertgeschätzt. Wird jedoch ein stark autoritärer Führungsstil im Unternehmen gelebt, liegt der Prozentsatz der Wertschätzung im Job bei lediglich 25 Prozent. Dabei zählt ein gutes Arbeitsklima und ein gutes Verhältnis untereinander sowie generationenübergreifend zu den wichtigsten Motivationsfaktoren im Job.
Wertschätzung füreinander herstellen
Zum jetzigen Zeitpunkt bewegen sich vier Generationen am Arbeitsmarkt. Jede Generation, egal ob Babyboomer oder die Generationen X, Y und Z, sie alle haben unterschiedliche Grundvoraussetzungen, andere Wertevorstellungen und vor allem andere Vorstellungen der Definition von Wertschätzung. Babyboomer leben, um zu arbeiten, die Generation Y hingegen empfindet Arbeit nur als „einen Teil des Lebens“. Und da wundern wir uns noch, weshalb teils tiefgreifende Konflikte entstehen, die Motivation der Beschäftigten sinkt und sich manche Teams so schwertun, effektiv miteinander zu interagieren.
#1 Ganz eigener Wertekanon
Sobald Stift und Zettel parat liegen, wird fünf Minuten überlegt, was die ganz persönlichen Werte sind. Die Frage dazu: „Wofür stehe ich und was ist mir besonders wichtig?“ Nach diesen fünf Minuten werden diese Werte zuerst auf die Top-10-Werte reduziert, im Anschluss daran auf die fünf wichtigsten Werte und ganz zum Schluss werden diese nochmals auf die Top-3-Werte reduziert. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie du diese Erkenntnis in den Alltag einfließen lassen kannst. Dazu mehr in der „Können-Wollen-Matrix“.
#2 Die Können-Wollen-Matrix
Mit den Top-3-Werten im Gepäck widmen wir uns dem Thema der Motivatoren und Kompetenzen. Hierfür gibt die „Können-Wollen-Matrix“ die Möglichkeit, Gedanken auf das Blatt Papier zu bringen und mit dieser Grundlage in die Kommunikation nach außen zu gehen. Hierfür wird eine x-Achse (Wollen) und eine y-Achse (Können) eingezeichnet. Als Nächstes werden zehn Kompetenzen definiert, die sich selber zugeschrieben werden oder die man sich aneignen möchte. Diese werden auf der x- und y-Achse je nach Können und auch Motivation, diese einsetzen zu wollen, eingezeichnet. Je weiter rechts auf der x-Achse, desto höher ist der Wille, diese Kompetenz einsetzen zu wollen. Je weiter oben auf der y-Achse, desto größer ist das Können. Sind die Kompetenzen verteilt, geht es an die Detailfragen. Diese Fragen aus der Können-Wollen-Matrix (PDF) sollten so detailliert wie möglich beantwortet werden. Sie helfen, die Aufteilung der Kompetenzen noch besser formulieren zu können und untermauern eigene Entscheidungen.
#3 Das DISG-Modell: Vier Grundtypen der Persönlichkeit
Das DISG-Modell erläutert auf eine anschauliche Weise, wie unterschiedlich jede einzelne Person tickt. Interessant ist hierbei die Betrachtung im Team. Selbst- und Fremdwahrnehmung können dabei auseinander gehen. Je nach Ausprägung der jeweiligen Persönlichkeit sollten Kommunikationsmaßnahmen in Bezug auf Inhalt und Kommunikationskanal angepasst werden. Unterteilt wird in folgende Typen:
Dominant
- Ausprägung: selbstbewusstes und extrovertiertes Auftreten, delegiert gern und sucht die Diskussion.
- Kommunikationsstrategie: selbstbewusstes Auftreten und klare, faktenbasierte Kommunikation.
Initiativ
- Ausprägung: soziale Ader, kontaktfreudig, kreativ, unorganisiert.
- Kommunikationsstrategie: offene, abwechslungsreiche Kommunikation. Fokus auf die gemeinsamen Interessen legen.
Stetig
- Ausprägung: harmoniebedürftig und sucht bewusst den Kontakt, versucht, vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen.
- Kommunikationsstrategie: gesamte Kommunikation basiert auf Vertrauen und das Einbeziehen der Menschen im gesamten Prozess.
Gewissenhaft
- Ausprägung: introvertiert, sehr strukturiert und hat ein hohes Pflichtbewusstsein.
- Kommunikationsstrategie: Sehr strukturiert, logisch aufgebaute Kommunikation untermauert mit methodischem Fachwissen.
Fazit
Wertschätzung füreinander und ein gutes Arbeitsklima können nur dann entstehen, wenn wir uns gegenseitig verstehen und wissen, wie wir miteinander kommunizieren! Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie einzelne Teammitglieder, losgelöst von Generationen, funktionieren, wo ihre Kompetenzfelder liegen und wie diese Menschen miteinander interagieren.
Luisa Leuze, Wirtschaftspsychologin, Kommunikationsexpertin, Interior-Designerin,
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