Alle reden von Nachhaltigkeit, aber was bedeutet das für den jeweiligen Betrieb in der Umsetzung? Die Unternehmensberaterin Cornelia Schambeck erklärt am Beispiel des Fachhandels für Bürobedarf, wie sich Unternehmen aufstellen müssen, um aus der Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit den größtmöglichen Nutzen zu ziehen.
Vor 50 Jahren wurde das Thema Nachhaltigkeit mit der Veröffentlichung von „Grenzen des Wachstums“ durch den Club of Rome sehr aktuell. Die Wissenschaftler wollten in dieser Studie zeigen, dass das damalige individuelle lokale Handeln aller globale Auswirkungen hat. Seit 1992 ist Nachhaltigkeit als weltweites Leitbild in der UN-Konferenz in Rio beschlossen worden. Deutschland hat – relativ unbemerkt – bereits im Jahr 2000 begonnen, eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten, die seither ständig weiterentwickelt wird.
Verantwortung und Verzicht
Alle diese Aspekte sollten wir berücksichtigen, wenn wir heute über Nachhaltigkeit diskutieren. Grundsätzlich gilt: den CO2-Verbrauch drastisch verringern, fossile Energien haben keine Zukunft, so wenig Rohstoffe wie möglich einsetzen. Das betrifft zum Beispiel massiv den Bürobedarfshandel, denn wir haben hier viele Produkte, die einen fossilen Ursprung haben bzw. viel Energie und Rohstoffe benötigen. Dazu kommt die Belieferung, der Gebäudezustand, die IT-Landschaft und vieles mehr. Diese Erkenntnisse werden inzwischen von einer ganzen Reihe von Gesetzen auch eingefordert, wobei klarzustellen ist, dass Deutschland in der Umsetzung ein europäisches Schlusslicht ist. Wir müssen uns dessen bewusst werden, dass wir unser bisher geübtes Konsumverhalten schnellstens gegen ein verantwortungsbewusstes, klimaschonendes Verhalten eintauschen müssen, gepaart mit Verzicht von so manchen Gewohnheiten.
Wandel als Chance sehen
Für Firmen klingt das erst mal nicht verlockend, sondern nach Verlust. Deshalb macht es Angst. Andererseits bietet der Bewusstseinswandel in der Firma die Chance zu einer nachhaltigen, das heißt auf Langfristigkeit angelegten Veränderung, die den Bestand des Unternehmens sichert. So ist die soziale Nachhaltigkeit inzwischen ein entscheidender Faktor beim Recruiting geworden.
So wird’s gemacht
Um einen ersten Überblick zu bekommen, sollte mit einer CO2-Bilanz begonnen werden. Damit kristallisieren sich die stärksten Verbraucher schnell heraus. Ein bereits eingeführtes ISO-Management wirkt sich förderlich aus, denn dort werden bereits viele Daten erfasst. Damit lassen sich die Themen identifizieren, die für das Unternehmen, seinen Standort und seine Stakeholder relevant sind. Für diese Arbeiten im Unternehmen braucht es ein schlagkräftiges Team, oft auch Unterstützung von außen und absolut unverzichtbar ist das dauerhafte und spürbare persönliche Commitment der Geschäftsführung.
Anhand der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen können Fokusthemen definiert werden. Für den Handel entscheidend ist die Auseinandersetzung mit SDG 12, das sich mit nachhaltigem Konsum beschäftigt. Laut aktueller Auffassung müssen Unternehmen Verantwortung für die Folgen ihrer Geschäftstätigkeit übernehmen und ihr Geschäftsmodell dementsprechend ausrichten. Spätestens hier wird auch die ökonomische Seite der Nachhaltigkeit deutlich sichtbar.
Cornelia Schambeck, Unternehmensberaterin, |