Die Büroarbeitswelt wird immer flexibler, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden rücken mehr in den Mittelpunkt. Das stellt die Lichtplanung in Büroumgebungen vor neue Herausforderungen. Darüber sprachen wir mit der Berliner Lichtdesignerin Sophia Klees.
OFFICE ROXX: Frau Klees, Büroarbeit ist in den vergangenen Jahren flexibler geworden. Welche Aspekte sind daher heute bei der Planung von Beleuchtungskonzepten in Büros zu berücksichtigen?
Sophia Klees: Die Bedürfnisse der Menschen stehen heute mehr denn je im Vordergrund. Wir Menschen haben unterschiedliche Vorlieben und Gewohnheiten. Zudem entstehen in den modernen Bürowelten immer mehr flexibel nutzbare Räume mit unterschiedlichen Funktionalitäten. Die Beleuchtung muss daher all diesen Bedürfnissen gerecht werden und unterschiedliche, intuitive Lichtstimmungen ermöglichen.
Wie kann Licht im Büro dazu beitragen, das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern?
Licht ist ein ganz wesentliches, wenn auch nicht primär auffallendes Mittel, um das Wohlbefinden von Menschen zu beeinflussen. Bei schlechtem Licht haben wir oft Kopfschmerzen, sind unkonzentriert oder können sogar unsere Aufgaben nicht optimal bewältigen. Daher benötigt eine gute Lichtlösung aus unserer Sicht abwechslungsreiche Lichtstimmungen, die aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Lichtcharakteristiken entstehen. Ein Meetingraum braucht die Möglichkeit, das Licht je nach Funktion zu verändern, die Arbeitsbereiche müssen gut ausgeleuchtet sein, ein Rückzugort hingegen soll bewusst dunkler sein.
Wir fragen uns bei jedem Projekt unter Berücksichtigung des Nutzers, wie hell oder dunkel soll der Raum sein? Wie gleichmäßig oder fokussiert das Licht, welche Lichtfarbe hilft dem Nutzer in diesem Raum? Ist es in dem Raum hilfreich, dekorative Leuchten als Objekt zu planen oder lieber eine funktionale Beleuchtung, bei der die Leuchten nicht sichtbar sind? Aus dem Zusammenspiel dieser Charakteristiken entstehen gute Lichtlösungen. Es braucht Kontraste, um das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu verbessern.
Welche Trends im Bereich der Bürobeleuchtung werden das Arbeitsumfeld zukünftig beeinflussen?
Es geht viel darum, die Möglichkeiten der Lichtsteuerung zu berücksichtigen. Diese ermöglicht viel Individualität. Die Herausforderung ist hierbei, gemeinsam mit dem Nutzer früh zu erarbeiten, was gewünscht ist: Wie viel Individualität möchte der Nutzer und was soll einfach nur im Hintergrund passieren? Jedoch birgt diese Komplexität der Steuerung die Gefahr, dass ohne gute Planung der Raum bzw. das Büro nicht intuitiv und nutzerfreundlich genutzt werden kann. Manchmal ist „less more“.
Als Design-Thinking-Coach betrachten Sie auch die Nutzerperspektive. Wie können Sie sicherstellen, dass die Beleuchtung im Büro den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen der Mitarbeitenden gerecht wird?
Wir starten in den meisten Projekten mit einer Phase null. In dieser versuchen wir, den Kunden besser kennenzulernen und seine Bedürfnisse und Gewohnheiten zu begreifen. Je besser wir die Abläufe im Büro verstehen, desto gezielter können wir ein Lichtkonzept entwickeln. Das spiegelt sich auch in unseren Namen wider, denn „jack“ steht bei uns für den Nutzer. Wir fragen uns immer, was braucht „jack“ für Licht an diesem Ort, um eine entsprechende Aufgabe gut umzusetzen.
Sie haben das Lichtdesign für das RTL Audio Center Berlin entworfen und dafür den Deutschen Lichtdesignpreis erhalten. Welche Herausforderungen gab es in diesem Umfeld?
Gestalterisch war die größte Herausforderung, dass jeder Raum eine eigene Themenwelt war und wir diese mit der richtigen Beleuchtung unterstützen wollten. Gleichzeitig sollte das Audio Center auch als Einheit wahrgenommen werden. Dieses haben wir mit einer Zick-Zack-Linie, die an Audiowellen erinnert, realisiert. Sie leitet – mal an der Wand mal, an der Decke – den Nutzer intuitiv durch die gesamte Fläche.
Technisch gesehen war die größte Herausforderung, dass das ganze Bauvorhaben eine Sanierung mit sehr niedriger Deckenhöhe und kaum Tageslichteinfall war. Durch die Sanierung war sehr viel technische Gebäudeausrüstung (TGA) sichtbar geworden. Diese bot kaum Möglichkeiten, Leuchten zu platzieren bzw. zu montieren. Beides gelang in guter Zusammenarbeit mit den Innenarchitekten und TGA-Planern. So entstanden qualitativ hochwertige und besondere Räume mit viel Abwechslung und Aufenthaltsqualität.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Christian Marx.