Im Rahmen der Studie „Raumwechsel!“ hat das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Kooperation mit der Orgatec verschiedene Bereiche der Multilokalität und der Dynamik neuen Arbeitens untersucht. Chief Scientist Maria Zaglauer stellt zentrale Ergebnisse der Befragung vor.
Für die Motivation, ins Büro zu kommen, sowie für die individuelle Ausbildung von Präferenzen für Arbeitsorte ist die Innenraumqualität – unter anderem Akustik und Raumklima – ein wichtiger Faktor. Dies kommt allerdings erst jetzt zum Tragen, wo Mitarbeitende Arbeitsorte vergleichend wahrnehmen und beurteilen. Die Raumqualität wirkt nicht nur unmittelbar auf Leistung, Zufriedenheit und Wohlbefinden der Nutzer, wie frühere Studien zeigen, sondern beeinflusst auch die Attraktivität alternativer Arbeitsorte.
Konzentriertes Arbeiten
Konzentriertes, ungestörtes Arbeiten und Privatheit sind im Homeoffice und im Büro von gleicher und hoher Wichtigkeit. Dass Büros jetzt verstärkt als Orte für Kollaboration und Kommunikation konzipiert werden, ist richtig, sollte aber nicht zulasten der Möglichkeiten für konzentriertes Arbeiten gehen. Das Homeoffice kann das Büro in dieser Funktion nicht ersetzen.
Das ist vor dem Hintergrund nachvollziehbar, dass sich eine Arbeitswoche in der Regel nicht in rein kommunikative Tage und reine Stillarbeitstage teilt. Auch andere psychologische und tätigkeitsbezogene Funktionen müssen sowohl an sekundären als auch an primären Arbeitsorten erfüllt sein, wobei unterschiedliche Funktionsschwerpunkte bestätigt werden – unter anderem Kollaboration im Büro und Territorialität im Homeoffice.
Mobile Mindset
Ein Großteil der Befragten stimmt zu, dass die selbstbestimmte Entscheidung darüber, wann sie wo arbeiten, ihre Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen und die Attraktivität eines Arbeitgebers erhöhen. Die Ergebnisse zum Image von Arbeitsorten zeigen: Unternehmen haben die Präsenzmentalität aus Sicht der Mitarbeitenden hinter sich gelassen. Dennoch gibt es großes Weiterentwicklungspotenzial in Richtung eines Mobile Mindset, insbesondere bezüglich der Offenheit gegenüber dem Arbeiten an dritten Orten und der Gleichwertigkeit von im Büro und mobil erbrachter Arbeit.
Non-Territorialität
Nicht nur möglich, sondern sogar notwendig ist mobiles, ortsflexibles Arbeiten für das Funktionieren non-territorialer Bürokonzepte. Gegenüber der grundsätzlichen Idee des Desk-Sharing sind viele Mitarbeitende eher negativ oder negativ eingestellt (44 Prozent). Wie das konkrete Desk-Sharing-Konzept eines Unternehmens von den Mitarbeitenden beurteilt wird, hängt zum einen von Faktoren des Veränderungsprozesses und zum anderen von Faktoren der Ausgestaltung – wie kurze Rüstzeiten, faire Ressourcenverteilung, hoher Hygienestandard – ab. In einem guten Desk-Sharing-Konzept sollte auch der Homeoffice-Arbeitsplatz mitgedacht werden, der ebenfalls eine Rolle für die Akzeptanz von Desk-Sharing und die Wichtigkeit von Territorialität im Büro spielt.
Maria Zaglauer, Chief Scientist, |