Im Interview erklärt Jonathan Reinartz, Senior Associate Smart Buildings bei der Evolutiq GmbH in Köln, was die Kölner Bürobauten The Ship und Vorum so besonders macht und wie sich die smarte Arbeitsumgebung bislang bewährt hat.
OFFICE ROXX: Herr Reinartz, welche Intention verbinden Sie mit den Bürobauten The Ship und Vorum?
Jonathan Reinartz: Kurz gesagt möchten wir mit The Ship und dem angrenzend entstehenden Vorum lebenswerte Arbeitswelten schaffen. Die Menschen, die hier auf dem Campus arbeiten, sollen sich wohlfühlen. Dafür stellen wir ihre Bedürfnisse und ihre Ansprüche an ein modernes Arbeitsumfeld in den Mittelpunkt. Wir bieten Komfort, eine tolle Infrastruktur und eine kommunikative, lebendige Atmosphäre.
Wie ermitteln Sie denn die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitarbeitenden?
In der Planungsphase von The Ship, das vor etwa zwei Jahren eröffnet wurde, haben wir auf konkrete Bedarfsanalysen gesetzt und ein maßgeschneidertes Konzept entwickelt. Da sich diese Herangehensweise voll ausgezahlt hat, gehen wir beim Vorum genauso vor. Das Gebäude soll 2024 fertiggestellt werden. Neueste Forschungsergebnisse zum Thema Wohlbefinden und Gesundheit am Arbeitsplatz fließen hier in die Planung mit ein. Am Ende gehört für uns der Einsatz zukunftsweisender, intelligenter Gebäudetechnologien genauso dazu wie umfangreiche Mobilitäts- und Gastronomiekonzepte. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz heben wir uns von einem Großteil der aktuellen Bauprojekte in Deutschland ab.
Die Infrastruktur ist am New-Work-Gedanken orientiert. Was bedeutet das konkret?
Mit The Ship haben wir bereits unsere Vorstellung von einer zukunftsfähigen Arbeitswelt umgesetzt. Die Mitarbeitenden im Gebäude profitieren zum Beispiel davon, dass sie ein Gym, ein gutes Restaurant und eine Kita direkt im Haus haben. Für das Vorum denken wir dieses Konzept noch etwas weiter. Es wird zum Beispiel einen Foodcourt, begrünte Außengastronomie, eine Barista-Bar mit Eisdiele und einen Bio-Hofladen geben.
Wie spiegelt sich New Work in der Büroorganisation wider?
Beide Gebäude zeichnet aus, dass die Büroflächen besonders flexibel gestaltet sind. Das heißt, für jede Aufgabe im Arbeitsalltag möchten wir die richtige Umgebung bieten: Think-Tanks für ein effektives Brainstorming oder Phone Capsules für einen wichtigen Anruf, bei dem man ungestört sein will. Gleichzeitig fördern wir, ganz im Zeichen von New Work, Kollaborationen. Dazu bieten wir viele kleine Orte auf dem Campus, an denen man sich ungezwungen austauschen kann – zum Beispiel auf der Dachterrasse von The Ship mit Blick über Köln. Wir glauben, dass eine angenehme, anregende Atmosphäre, in der man auch die Gelegenheit hat, zwischendrin Kraft zu tanken, die Konzentration und Leistungsfähigkeit fördert.
Was steckt hinter dem Human-Centric-Building-Konzept, mit dem das neue Bürogebäude Vorum entwickelt wurde?
In einem Human-Centric-Building sollen die Nutzererfahrungen am Arbeitsplatz verbessert werden. Eine Immobilie erfüllt diesen Anspruch, wenn sie konsequent aus der Nutzerperspektive geplant und umgesetzt wird. Das betrifft alle mit dem Bau verbundenen Entscheidungen: von der architektonischen Gestaltung über die Infrastruktur und Ausstattung der Büroflächen bis hin zur Gebäudedigitalisierung und der Optimierung von Licht, Schall und Klima. Generell ist es interessant, dass jetzt mit dem Human-Centric-Building-Konzept gesundheitliche und psychologische Themen in die traditionelle Bauindustrie einfließen. Dies wird in den nächsten Jahren sicherlich viel verändern.
Was macht die Gebäude zu Vorreitern im Hinblick auf Smart Offices?
Eine Gebäudedigitalisierung nach neuesten technologischen Standards ist unserer Meinung nach ein Muss. The Ship ist zum Beispiel mit zahlreichen smarten Features ausgestattet, die die Nutzererfahrung am Arbeitsplatz verbessern. So haben wir unter anderem eine Gebäude-App im Einsatz, die nützliche Funktionen wie Keyless-Entry, Workspace-Buchungen und kontaktloses Bezahlen im Restaurant ermöglicht. Eine Gebäudenavigation für externe Gäste gehört ebenfalls dazu. In The Ship sind über 2.500 Sensoren, 156 Zugangskontrollpunkte und 146 Beacons verbaut. Auf Basis von Bewegungsdaten sorgt die digitale Intelligenz für eine automatische und ressourcenfreundliche Steuerung von Klima und Beleuchtung im gesamten Gebäude. So smart die Immobilie auch ist, IT-Sicherheit und Datenschutz stehen für uns an oberster Stelle. Die Anonymität jedes Nutzers bleibt gemäß der DSGVO gewahrt.
Wird dieses smarte Design mit dem Neubau des Vorum weiterentwickelt?
Auch im Vorum werden wir eine umfassende Gebäudedigitalisierung umsetzen, die dann den neuesten technologischen Innovationen entsprechen wird. Dabei haben wir das Glück, direkt von den Erfahrungen zu profitieren, die wir tagtäglich im Umgang mit den digitalen Prozessen in The Ship machen. Für das Vorum denken wir an zusätzliche Features, wie zum Beispiel einen Digital-Concierge-Service und umfassende Digital-Signage-Lösungen. Vor allem aber sollen die smarten Funktionen zum Arbeitsalltag der Mieter passen.
Wie hat sich das Bürokonzept und die smarte Ausstattung von „The Ship“ in der Coronapandemie bewährt und welche Schlüsse wurden daraus für den Neubau Vorum gezogen?
In erster Linie haben sich mit der Pandemie natürlich die Ansprüche an die gesundheitliche Sicherheit am Arbeitsplatz verändert. Die neuen Anforderungen beantworten wir zum Beispiel mit dem Einbau modernster HEPA-Luftfilteranlagen. Für uns ist aber auch offensichtlich geworden, dass starre Raumplanungen mittlerweile ein Konstrukt der Vergangenheit sind. Das Konzept der „Activity based Workspaces“ mit den unterschiedlichen Bereichen für jede Situation im Arbeitsalltag wird von den Nutzern in The Ship zum Beispiel sehr gut angenommen. Das zeigt: Was ein Büro jetzt und in Zukunft ausmacht, ist, dass es einen sicheren Rahmen und gleichzeitig möglichst viel Freiraum für Kreativität und Austausch bietet. Denn das ist es ja auch, was man im Homeoffice vermisst. Das Wohlbefinden am Arbeitsplatz und die individuellen Bedürfnisse rücken in den Fokus. Wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden solch zukunftsweisende Arbeitsumgebungen bieten, können sie auch in Sachen Mitarbeiterbindung und Employer Branding punkten.
Vielen Dank.
Smart Building Arena auf der Orgatec 2022
Vom 25. bis 29. Oktober findet in Köln die Orgatec 2022 statt. Auf der großen Büroeinrichtungsmesse wird auch das Thema Digitalisierung von Arbeitsumgebungen aus unterschiedlichen Gesichtspunkten beleuchtet. Mit einer innovativen Mischung aus einer Ausstellungsfläche für Start-ups und junge, innovative Unternehmen sowie einer Vortragsbühne bietet die Orgatec mit der Smart Building Arena in Halle 10.1 die Gelegenheit, Impulse und Innovationen für die Digitalisierung der Bau- und Immobilienbranche im Austausch mit der Immobilienwirtschaft zu bekommen. Hier erwartet die Besucher beispielsweise am 26. Oktober 2022 der Inverstors Day mit Vorträgen zu den folgenden Themen:
- Büroimmobilie aus der Nutzerperspektive
- Hotelimmobilien und Coworking
- Hightech, Proptech
- Nachhaltiges Bauen
Kommen Sie auch zur Büroeinrichtungsmesse Orgatec?Dann sind Sie herzlich zum kostenfreien Bürotrendforum des PRIMA VIER Nehring Verlags zum Thema Hybrid Working am 28. Oktober in Halle 8 eingeladen. Nehmen Sie auch gern kostenfrei an unseren Messerundgängen teil. Anmeldung hier. |