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Zu wenig Bewegung im Homeoffice

Wie hal­ten Sie es mit der Bewe­gung bei der Büro­ar­beit? Das woll­ten wir von Ihnen wis­sen. Im Auf­trag der Initia­ti­ve Bewe­gung im Büro haben wir vom 17. bis 28. Mai 2021 eine Befra­gung durch­ge­führt. Das sind die Ergebnisse.

OFFICE-ROXX-Leserumfrage Bewegung im Büro

Vor über einem Jahr setz­te die gro­ße Flucht ins Home­of­fice ein. Nach anfäng­li­cher Eupho­rie über den weg­fal­len­den Weg zur Arbeit und die pro­duk­ti­ve Ruhe daheim zeig­te sich aber bald auch die Schat­ten­sei­te der Heim­ar­beit: Man­cher muss­te par­al­lel sei­ne Kin­der betreu­en und beschu­len, man­cher ver­füg­te über kein schnel­les Inter­net und VPN, man­cher arbei­te­te mit Lap­top auf den Ober­schen­keln auf dem Sofa. Rücken­schmer­zen und Zoom-Müdig­keit mach­ten die Runde.

Erst seit eini­gen Mona­ten wer­den auch expli­zit die Fol­gen des Bewe­gungs­man­gels zu Hau­se the­ma­ti­siert. Büro­ar­beit steht ohne­hin im Ruf, für eine Bewe­gungs­ar­mut ver­ant­wort­lich zu sein, die ver­hee­ren­de Fol­gen für die Gesund­heit nach sich zie­hen kann. Wenn dann im Home­of­fice auch noch der Arbeits­weg, die Trep­pen und der Gang zu den Kol­le­gen ent­fal­len, besteht die Gefahr, dass sich noch weni­ger bewegt wird.

Im April 2021 wur­den die Ergeb­nis­se einer reprä­sen­ta­ti­ven For­sa-Stu­die im Auf­trag der DAK ver­öf­fent­licht: 44 Pro­zent der im Febru­ar 2021 Befrag­ten bewe­gen sich deut­lich weni­ger, seit sie im Home­of­fice arbei­ten. Nur vier Pro­zent deut­lich mehr als zu Zei­ten der Fir­men­bü­ro­nut­zung. Ent­spre­chend wenig über­ra­schend: 32 Pro­zent lei­den unter mehr Rücken­schmer­zen als zuvor und 33 Pro­zent haben im Home­of­fice zuge­nom­men. Anfang Juni die­ses Jah­res zeig­te eine reprä­sen­ta­ti­ve For­sa-Umfra­ge im Auf­trag des Else Krö­ner Fre­se­ni­us Zen­trums für Ernäh­rungs­me­di­zin (EKFZ) an der TU Mün­chen, dass sogar 40 Pro­zent der Deut­schen wäh­rend der Pan­de­mie zuge­nom­men haben – im Schnitt 5,6 Kilo­gramm! Und 52 Pro­zent bewe­gen sich seit­dem weniger.

Wir woll­ten es genau wis­sen und uns unser eige­nes Bild machen. Des­halb haben wir Sie, die Leser des Büro­blogs OFFICE ROXX, gebe­ten, in der zwei­ten Mai­hälf­te an unse­rer Befra­gung teilzunehmen.

Unse­re Leser­um­fra­ge „Bewe­gung bei der Büro­ar­beit 2021“ bestand im Wesent­li­chen aus 14 Fra­gen. Wir woll­ten vor allem wis­sen, wie bewe­gungs­för­dernd Sie in Office und Home­of­fice aus­ge­stat­tet sind und – na klar – wie sehr Sie sich dort jeweils bewe­gen. Teil­ge­nom­men haben 723 Büro­be­schäf­tig­te aus Deutschland.

Schlechtes Zeugnis für die Bewegung im Allgemeinen

Zunächst woll­ten wir wis­sen, ob sich nach eige­nem Emp­fin­den gene­rell aus­rei­chend bewegt wird und wie zufrie­den man mit dem Anteil ist, den kör­per­li­che Bewe­gung im eige­nen Leben aus­macht. Im Durch­schnitt wur­den bei­de Fra­gen mit der Schul­no­te 3,5 beant­wor­tet. In Schul­spra­che ist das ein Ergeb­nis, das genau in der Mit­te zwi­schen „befrie­di­gend“ und „aus­rei­chend“ liegt. Unter uns Erwach­se­nen dür­fen wir an die­ser Stel­le aber die unge­fr­am­te Wahr­heit sagen: Das ist ein schlech­tes Zeug­nis für die Bewe­gung. Immer­hin machen jedoch 45 Pro­zent regel­mä­ßig min­des­tens zehn Minu­ten lan­ge Arbeits­pau­sen, um sich zu bewegen.

Fast zwei Drittel bewegen sich im Homeoffice weniger

Der Home­of­fice-Anteil an der eige­nen Büro­ar­beit beträgt bei den Umfra­ge­teil­neh­mern im Durch­schnitt 62 Pro­zent. Umge­rech­net auf eine Fünf-Tage-Woche dürf­ten das in der Regel drei vol­le Tage Heim­ar­beit sein. Bei unse­rer Home­of­fice-Umfra­ge im Sep­tem­ber 2020 waren es noch 42 Pro­zent, also etwa zwei Tage die Woche.

Und wird sich nun an einem Home­of­fice-Tag mehr oder weni­ger als an einem Tag im Fir­men­bü­ro bewegt? 59 Pro­zent bewe­gen sich daheim weni­ger als im Büro, zwölf Pro­zent mehr. 29 Pro­zent stel­len kei­nen nen­nens­wer­ten Unter­schied fest oder kön­nen dies nicht einschätzen.

Dass sich rund zwei von drei Büro­be­schäf­tig­ten im Home­of­fice weni­ger bewe­gen als im Fir­men­bü­ro, mag wenig über­ra­schen und auch der Erfah­rung der meis­ten ent­spre­chen. Gleich­wohl ist dies alar­mie­rend, wenn man sich bewusst macht, dass bereits vor der Pan­de­mie ein star­ker Bewe­gungs­man­gel bei der Büro­ar­beit herrschte.

Im Homeoffice wird noch mehr gesessen als im Office

Exper­ten emp­feh­len seit Jah­ren einen Hal­tungs­mix aus 60 Pro­zent Sit­zen, 30 Pro­zent Ste­hen und zehn Pro­zent Gehen bei der Büro­ar­beit. Unse­re Umfra­ge­teil­neh­mer ver­brin­gen laut eige­ner Aus­sa­ge im Schnitt 73 Pro­zent ihres Home­of­fice-Tages im Sit­zen, elf Pro­zent im Ste­hen und sie­ben Pro­zent mit Gehen. Im Büro fällt oder fiel der Mix im Durch­schnitt so aus: 65 Pro­zent Sit­zen, 18 Pro­zent Ste­hen, neun Pro­zent Gehen. In Home­of­fice und Office wird dem­nach zu viel geses­sen, zu wenig gestan­den und zu wenig gegan­gen. Daheim sieht die Bilanz deut­lich schlech­ter aus als im Firmenbüro.

Exper­ten sagen, dass wir ins­ge­samt maxi­mal 4,5 Stun­den am Tag sit­zen soll­ten. Ober­halb die­ser Anzahl kön­nen wir gesund­heit­li­che Schä­den, die wir über den Tag durch das lan­ge Sit­zen ange­sam­melt haben, nicht mehr nach­träg­lich durch Bewe­gung aus­glei­chen. Ange­sichts unse­rer Umfra­ge­da­ten scheint die­se Maxi­mal­dau­er für Büro­be­schäf­tig­te voll­kom­men illusorisch.

Homeoffice-Ausstattung lässt zu wünschen übrig

Könn­te die Bewe­gungs­ar­mut auch auf die Aus­stat­tung im Büro und daheim zurück­zu­füh­ren sein? Unse­re Befra­gung scheint dies nahe­zu­le­gen. Die Ant­wor­ten auf die Fra­ge „Wie ergo­no­misch bzw. bewe­gungs­för­dernd ist Ihr Arbeits­platz im Home­of­fice?“ erga­ben im Schnitt die Schul­no­te 3,7. In Bezug auf den Arbeits­platz im Büro wur­de hier eine Durch­schnitts­no­te von 2,9 erreicht. Ergo­no­mie und Bewe­gungs­för­de­rung las­sen dem­nach sehr zu wün­schen übrig. Erwar­tungs­ge­mäß vor allem im Homeoffice.

Im Home­of­fice verfügen:

  • 12,8 Pro­zent über eine Sitz-Steh-Lösung (einen sol­chen Tisch, einen Tisch­auf­satz oder ähnlich),
  • 25,9 Pro­zent über einen ergo­no­mi­schen bzw. bewe­gungs­för­dern­den Stuhl,
  • 4,9 Pro­zent über beides,
  • 4,1 Pro­zent über eine wei­te­re bewe­gungs­för­dern­de Lösung (etwa Steh­ho­cker, Deskbike, Lauf­band, Balance­bord, Fuß­wip­pe etc.) und
  • 1,7 Pro­zent über alle drei Möglichkeiten.

Im Fir­men­bü­ro verfügen:

  • 22,8 Pro­zent über eine Sitz-Steh-Lösung,
  • 39,8 Pro­zent über einen ergo­no­mi­schen bzw. bewe­gungs­för­dern­den Stuhl,
  • 19,8 Pro­zent über beides,
  • 4,8 Pro­zent über eine wei­te­re bewe­gungs­för­dern­de Lösung und
  • 1,4 Pro­zent über alle drei Möglichkeiten.

Dem­nach sind bewe­gungs­för­dern­de Lösun­gen, ins­be­son­de­re Sitz-Steh-Lösun­gen und Arbeits­stüh­le, die wenigs­tens über eine fle­xi­ble Rücken­leh­ne ver­fü­gen, im Home­of­fice deut­lich weni­ger ver­brei­tet. Über bei­de Bewe­gungs­hel­fer ver­fü­gen hier nur fünf Pro­zent. Im Fir­men­of­fice liegt der ent­spre­chen­de Anteil bei cir­ca 20 Pro­zent. In Home­of­fice und Office besteht an die­ser Stel­le Hand­lungs­be­darf. Im Heim­bü­ro ist er deut­lich höher.

Jeder Vierte will in mehr Bewegung im Homeoffice investieren

Soll die­ser Zustand so blei­ben oder sind ent­spre­chen­de Anschaf­fun­gen geplant? Auch danach haben wir gefragt.

Gene­rell haben Anschaf­fun­gen für ihr Home­of­fice bereits getätigt:

  • 29,7 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 7,2 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 4,8 Pro­zent für über 1.000 Euro.

53,8 Pro­zent der Befrag­ten haben noch nicht in ihr Home­of­fice investiert.

Wie aber sieht es in Bezug auf die Bewe­gungs­för­de­rung aus? Inves­ti­tio­nen in eine ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung ihres Home­of­fice-Arbeits­plat­zes haben geplant:

  • 16,2 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 7,9 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 1,4 Pro­zent für über 1.000 Euro.

40,3 Pro­zent pla­nen der­zeit kei­ne der­ar­ti­gen Investitionen.

Inves­ti­tio­nen in die ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung ihres Büro­ar­beits­plat­zes sind im Ver­gleich dazu geplant von:

  • 6,9 Pro­zent für bis zu 500 Euro,
  • 2,4 Pro­zent für bis zu 1.000 Euro und
  • 3,4 Pro­zent für über 1.000 Euro.

Bei 40,7 Pro­zent sind der­zeit kei­ne sol­chen Inves­ti­tio­nen in den Büro­ar­beits­platz vorgesehen.

Für mehr Bewegung in Office und Homeoffice

Dass jeder Vier­te beab­sich­tigt, in eine ergo­no­mi­sche bzw. bewe­gungs­för­dern­de Aus­stat­tung sei­nes Home­of­fice-Arbeits­plat­zes zu inves­tie­ren, ist ein gutes Zei­chen. Ein Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Den­noch bleibt hier gro­ßes Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al. Zusätz­lich gilt es zu beach­ten, dass bewe­gungs­för­dern­de Lösun­gen auch noch ihrem Zweck ent­spre­chend genutzt wer­den müs­sen. Was nutzt eine Sitz-Steh-Lösung, wenn sie nie in die Steh­hö­he gebracht wird?

Im Home­of­fice ist nicht alles eitel Son­nen­schein. Das Ende der Home­of­fice-Pflicht ist bei ent­spre­chend nied­ri­gen Inzi­denz­zah­len über­fäl­lig. Die Pan­de­mie hat deut­lich gezeigt, dass das Home­of­fice nicht für jeden Büro­be­schäf­tig­ten der bes­se­re Arbeits­ort ist. Wir müs­sen dahin kom­men, dass jeder Ein­zel­ne vor allem da arbei­ten kann, wo dies in Bezug auf sei­ne Gesund­heit, sein Wohl­be­fin­den und sei­ne Pro­duk­ti­vi­tät sowie im Ein­klang mit der Kul­tur und den Zie­len des Arbeit­ge­bers am bes­ten mög­lich ist.

Kurz: Blei­ben Sie gesund und in Bewegung!


Zur Stu­die: 723 Teil­neh­mer, vor allem Büroangestellte

An der Umfra­ge haben 723 Büro­be­schäf­tig­te aus Deutsch­land teil­ge­nom­men. Wir dan­ken allen Teil­neh­mern herz­lich: Auf­grund Ihrer Daten kön­nen wir nun ein rea­lis­ti­sches Bild der Situa­ti­on in Deutsch­land zeich­nen. Die Gewin­ner der Prei­se wur­den übri­gens bereits benachrichtigt.

76,5 Pro­zent der Teil­neh­mer waren Büro­an­ge­stell­te. 9,3 Pro­zent sind Selbst­stän­di­ge und 6,9 Pro­zent gehö­ren einer Geschäfts­füh­rung an. 11,2 Pro­zent arbei­ten als Büro­ein­käu­fer. Hier waren Mehr­fach­nen­nun­gen mög­lich. Das Durch­schnitts­al­ter der Befrag­ten betrug 44 Jah­re. 52 Pro­zent sind männ­lich, 48 Pro­zent weiblich.

Ent­schei­dun­gen in Bezug auf die Büro­aus­stat­tung im Fir­men­of­fice tref­fen 37,4 Pro­zent der Befrag­ten, Ent­schei­dun­gen in Bezug auf die Aus­stat­tung des Home­of­fice 78,3 Pro­zent. Die Grö­ße der Unter­neh­men, in denen die Umfra­ge­teil­neh­mer arbei­ten, wur­de wie folgt ange­ge­ben: 26,6 Pro­zent 1–10 Beschäf­tig­te, 25,9 Pro­zent 11–100, 16,2 Pro­zent 101–500 und 27,6 Pro­zent 500 und mehr Beschäftigte.

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