Wir sprachen mit Ralph Wiegmann, Geschäftsführer der iF International Forum Design GmbH, über die Funktion von Design, über Kosten für die Anmeldung zum iF-Award und ob es mittlerweile zu viele Designpreise gibt. Außerdem zeigen wir prämierte Lösungen.
OFFICE ROXX: Herr Wiegmann, was macht gutes Design für Sie aus?
Ralph Wiegmann: Das hat sich eigentlich gar nicht so sehr verändert im Laufe der Jahrzehnte. Es sollte „dienen“, einen Zweck erfüllen, sich selbst nicht überbetonen, aber natürlich auch gefallen. Wenn es mir Ruhe vermittelt, umso besser.
Gerade in einer Büroumgebung geht es ja meist weniger um Individualität, sondern darum, Kommunikation zu unterstützen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, Orte für den kurzen Austausch zwischendurch zu schaffen, Ordnung zu ermöglichen und funktionale Abläufe zu gestalten. Über Ergonomie, eine gute Materialwahl, die Erfordernis, zwischendurch mal aufzustehen, wurde hinreichend berichtet, aber gerade der Gesundheitsaspekt im Sinne der Prävention ist enorm wichtig. Vielleicht auch wegen der alternden Gesellschaft und längeren Lebensarbeitszeit haben diese Aspekte noch einmal neuen Schwung bekommen.
Natürlich ist es schön, wenn dann noch ein gewisser Stil erkennbar ist, das Bemühen, nicht einfach nur eine 08/15-Lösung anzubieten – wobei meist rein funktional nichts dagegen gesagt werden kann.
Welche Designtrends zeichnen sich für Sie gerade vor allem ab?
Insbesondere da, wo Technologie eine Rolle spielt, sorgen Themen wie Künstliche Intelligenz für veränderte Diskussionen. Nicht mehr das Produkt steht im Vordergrund, sondern die verbindende Technologie, die Staubsaugerroboter, Kühlschränke, Fernseher etc. miteinander kommunizieren lässt. Und natürlich sind alle Fragen der Nachhaltigkeit im Fokus. Wobei das mitunter eine schwer nachvollziehbare Diskussion ist. Nahezu alles hat einen Stecker und verbraucht Strom – aber natürlich stromsparend. Vielleicht geht das an der einen oder anderen Stelle doch zu weit. Es gibt auch gar nicht so wenige Menschen, die gern kochen und zunehmend herausfinden, dass ein Schalter oder Drehknopf an der Kochplatte vielleicht doch die bessere Lösung gegenüber rein digital gesteuerten Kochfeldern ist, die häufig mit typischen „Kochfingern“ nicht zu bedienen sind. Klar, rein optisch sind diese glatten und ebenen Flächen ein echter Hingucker, aber nicht immer die zwingend praktischere Lösung.
Es geht also viel um Technologie und um den Zweck. „Purpose“ ist ein Wort, das in ganz vielen Design-Diskussionen fällt. „Warum“ und nicht „Was“ ist die Frage und gerade ein gesellschaftlich relevanter Impact ist eine der besten Antworten dieser Tage.
Wie viele Einreichungen und wie viele Auszeichnungen gab es bei Ihrem aktuellen Award?
Für den aktuellen iF Design Award 2020 wurden 7.300 Beiträge von 3.400 Teilnehmern eingereicht. Das ist die bisher höchste Anzahl an Beiträgen und Teilnehmern, die aus über 50 Ländern kamen. Unsere Jurys filtern mit ihren Bewertungen in der Regel das beste Drittel aller Beiträge heraus, die dann eine Auszeichnung erhalten. Das klingt vermutlich leichter, als es tatsächlich ist. Ein iF-Award kann eine generell sehr hohe Designqualität verzeichnen, denn hier beteiligen sich wirklich Könner ihres Fachs. Die Diskussionen sind also häufig detailgeprägt und viele Beiträge, die bei iF nicht ausgezeichnet werden, wären in anderen Awards vermutlich unter den Preisträgern.
Welche Kosten fallen für eine Anmeldung und welche bei einer Prämierung an?
Die Anmeldung ist gestaffelt nach drei Terminen, früh, regulär und spät und für einen Beitrag entstehen Kosten in Höhe von 250, 350 oder 450 Euro. Zählt man zu den Preisträgern, entstehen für die Disziplinen Product und Packaging 2.700 Euro Kosten, für alle weiteren Disziplinen 1.600 Euro. Der Unterschied entsteht durch ein differenziertes Leistungspaket von iF in Form von Kommunikation, Pressearbeit, PR, den Preisträger Profilen im World Design Guide, wo alle Preisträger seit 1953 dauerhaft präsent sind, Ausstellungen, natürlich der Preisverleihung und die Label-Nutzung usw. Ganz wichtig ist, dass diese Kosten einmalig entstehen und nicht durch Folgekosten erhöht werden. Also keine weiteren Lizenzkosten für das Preisträger-Logo, das jeder Preisträger einsetzen kann, solange der ausgezeichnete Beitrag auf dem Markt ist.
Viele andere Awards verfolgen hier das Ziel der nicht unbedingt transparenten Kosten, was Preisträger dann verärgert. Bei uns geht es aber nicht um Gewinnmaximierung, denn hinter der iF GmbH steht die gemeinnützige iF Design Foundation als einziger Gesellschafter. Wer also am iF Dedsign Award teilnimmt, hilft auf alle Fälle auch der Stiftung bei der Verfolgung ihrer gemeinnützigen Ziele.
Es gibt mittlerweile viele Designpreise – zu viele?
Natürlich zu viele. Aber hier muss man fair sein, denn es wird ja niemand gezwungen, an einem bestimmten Award teilzunehmen. Da macht also jemand ein Angebot und Designer oder Unternehmen melden sich zur Teilnahme an. Meist, ohne wirklich zu prüfen, ob das seriös erscheint, wie die Teilnahmebedingungen aussehen, wie die Jury funktioniert und wer juriert oder was es kostet. Das ist ein wenig verwunderlich, denn eigentlich wollen wir Menschen ja gern wissen, wofür wir unser Geld ausgeben.
Um zu helfen, haben wir „Kriterien für seriöse Designwettbewerbe“ formuliert. Das sind fragen, die man jedem unbekannten Organisatoren von Awards stellen kann, um vielleicht eine bessere Entscheidungsgrundlage zu haben. Vergessen darf man ja auch nicht die emotionale Komponente. Sie gewinnen einen Preis und sind stolz – und dann kommt jemand daher und sagt „das ist doch ganz unseriös“ oder die Reputation ist einfach nicht vorhanden. Das will ja niemand erleben.
Nach dem Award ist vor dem Award: Wer kann sich bis wann zu Ihrem nächsten iF Design Award anmelden?
Alle Informationen werden aktuell auf die Website gebracht und zwischen April und Dezember liegen dann wieder die Fristen für die drei Anmeldetermine.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Robert Nehring.