Viele Unternehmen leiten die Rückkehr der Mitarbeiter ins Büro ein. Neben klaren Hygieneregelungen wünschen sich Arbeitnehmer Raum für Teamarbeit, aber auch für konzentrierte Einzelarbeit, so der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA).
Es ist Zeit für eine erste Bilanz: Wie haben Angestellte die Arbeit am Heimarbeitsplatz im Vergleich zur Arbeit im Büro wahrgenommen? Und was können Unternehmen aus diesen Erfahrungen mitnehmen? Im Auftrag des IBA hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April insgesamt 1.000 Beschäftigte in Deutschland zu ihrer Einschätzung der Heimarbeit sowie der schrittweisen Rückkehr an den Büroarbeitsplatz befragt.
Neue Hygienestandards etablieren
Die Rückkehr ins Büro ist für viele Mitarbeiter, die aktuell im Home-Office arbeiten, ein erfreulicher Schritt. Denn oftmals kann der Heimarbeitsplatz weder bei der Ausstattung noch bei den Möglichkeiten zur Teamarbeit mit dem Büro mithalten. Allerdings hat die Corona-Krise auch viel Unsicherheit hinsichtlich der notwendigen Schutzmaßnahmen erzeugt. So haben 38 Prozent der Arbeitnehmer Bedenken geäußert, an ihre regulären Arbeitsplätze zurückzukehren. Dabei sind besonders Frauen und jüngere Beschäftigte skeptisch gewesen, wie sicher eine Rückkehr ins Büro gestaltet werden kann. Vor allem diese Gruppen haben sich gezielte Maßnahmen des Arbeitgebers für ein sicheres Arbeitsumfeld gewünscht, neben der Möglichkeit, weiterhin auch von zu Hause aus arbeiten zu können .
Bedenken und Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen
Neben den durch das Bundesarbeitsministerium festgelegten Sicherheitsstandards für die Büroarbeit sollten Arbeitgeber also auch die individuellen Bedenken und Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen. So haben sich mehr als die Hälfte bei der Rückkehr ins Büro verbesserte Hygieneregelungen und -vorrichtungen gewünscht, wie beispielsweise die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln durch ihren Arbeitgeber. Weitere 36 Prozent möchten klar formulierte Abstandsregelungen und 33 Prozent haben angegeben, sie benötigen zur Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 m mehr Platz. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales empfiehlt hierzu, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass Beschäftigte möglichst wenig Kontakt zueinander haben, etwa durch Schichtpläne. Auch wenn nur jeder Fünfte (21 Prozent) eine Maskenpflicht im Büro befürworten würde, sollten den Arbeitnehmern geeignete Nase-Mund-Bedeckungen zur Verfügung gestellt werden.
Längerfristige Anpassungen vorbereiten
Eindeutig zu kurz kam den Arbeitnehmern im Home-Office das soziale Miteinander. Besonders den persönlichen Kontakt zu den Kollegen (80 Prozent) sowie die gemeinsame Team- und Projektarbeit (40 Prozent) vermissen die Befragten im Home-Office. Eine wichtige Folgerung aus der Corona-Krise kann also für die Arbeitgeber auch sein, diese Aspekte im Büro mehr als bisher zu fördern. Kommunikationszonen und Teamarbeitsräume unterstützen dynamische Arbeitsweisen und den kreativen Austausch. Auch die Einrichtung von Meeting-Points für informelle Treffen lohnt sich langfristig, denn der persönliche Austausch zwischen den Mitarbeitern ist für Betriebsklima und Kultur sehr wichtig. Gleichzeitig gilt es die im Home-Office oft noch improvisierten Webkonferenzen zu professionalisieren. Etwa ein Viertel (27 Prozent) der Befragten ist auf den Geschmack gekommen und wünscht sich für die Rückkehr ins Büro verbesserte Möglichkeiten für Videokonferenzen.
Kombination Home-Office und Büro für den Arbeitsplatz der Zukunft
Während der heimische Arbeitsplatz in vielerlei Hinsicht schlechter bewertet wird, empfinden 62 Prozent der Befragten die Ruhe zu Hause als echten Pluspunkt. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass 74 Prozent aller Arbeitnehmer sich gewünscht haben, weiterhin zeitweise im Home-Office arbeiten zu können. Allerdings hängt die Eignung des Home-Offices für konzentrierte Einzelarbeit stark von der Lebenssituation ab. Insbesondere Eltern von Kindern unter elf Jahren hatten in den letzten Wochen kaum die Chance, zu Hause in Ruhe zu arbeiten. Daher dürfen auch bei einer Ausweitung der Arbeit zu Hause die Orte für ungestörtes Arbeiten in den Büros nicht fehlen. Vorstellbar wären hier etwa einzelne durch Glas abgetrennte Ruhezonen, die bei Bedarf für jeden Mitarbeiter frei zugänglich sind. Ein anderer Ansatzpunkt wäre, die kurzfristig erforderlichen Schutzwände so auszuwählen, dass sie über Corona hinaus auch als Schallschirme dienen können.
Bedingungen für effiziente Arbeit zu Hause und im Büro verbessern
Für Hendrik Hund, Vorsitzender des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e. V., steht fest, dass die Corona-Krise die Büroarbeit verändern wird. „Unternehmen werden in den nächsten Jahren darauf angewiesen sein, ihre Produktivität deutlich zu erhöhen. Dabei hilft es, dass die Erfahrungen der letzten Wochen zu einer Beschleunigung der Digitalisierung geführt haben. Dazu gehört aber auch, die Voraussetzungen für effizientes Arbeiten im Büro und zu Hause zu verbessern. Den dafür notwendigen Planungsprozess sollten Arbeitgeber jetzt anstoßen.“