Mehrgleisigkeit heißt heute Multitasking und endet oft im Burn-out. Gerade Frauen leiden darunter, das Berufliche nur ungenügend mit dem Privaten verbinden zu können. Ulrike Reiche, Expertin für Entschleunigung, gibt Tipps, die nicht allein Frauen helfen.
Wenn bei allem Stress Selbstfürsorge auf Dauer zu kurz kommt, wird das Spannungsfeld „Familie – Beruf – ich“ zu einer Quadratur des Kreises. Es stellt sich die Frage, wie Frau wieder herausfindet, oder besser noch, gar nicht erst hineingerät. Hierfür ist es nötig, ab und an innezuhalten, um Tempo aus dem Trott des Alltags zu nehmen. Entschleunigen Sie Ihr Leben, beruflich wie privat, und nutzen Sie bewusst die Auszeiten, um immer wieder aufs Neue über Ihre Arbeits- und Lebensweise zu entscheiden.
#1 Flexibilität ist keine Einbahnstraße
Setzen Sie sich dafür ein, Ihre Arbeitszeit soweit wie möglich in Übereinstimmung mit Ihren persönlichen Bedürfnissen zu bringen. Moderne Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten machen vieles möglich, allerdings müssen Sie die Möglichkeiten auch in Anspruch nehmen und sich offensiv darum kümmern. Teilzeit muss keine lebenslange Lösung sein, sondern ist vorübergehend. Gleiches gilt für Home-Office und Mobile Work – schlagen Sie Ihrem Arbeitgeber eine zeitliche Befristung vor, und überprüfen Sie gemeinsam regelmäßig, ob die getroffene Regelung noch für alle Seiten passt.
#2 Mut zur lebensphasenorientierten Betrachtung
Frauen können alles – alles zu ihrer Zeit! Fragen Sie sich: „Ist wirklich alles gleichzeitig machbar für mich? Beruf und Karriere, Partnerschaft und Kind?“ Nicht wenige Frauen starten nach dem 50. Lebensjahr beruflich nochmals kräftig durch, gründen eigene Unternehmen oder treten Führungspositionen an.
#3 Versuchen Sie es mit dem Zauberwort NEIN
Wenn Ihnen jemand eine zusätzliche Aufgabe anträgt! Eine weiche Form der Ablehnung wäre der Zusatz: „Nicht jetzt, aber später!“ Gerade in emotional aufgeladenen Stresssituationen, beruflich wie privat, ist es häufig besonders herausfordernd, sich abzugrenzen. Machen Sie sich klar, für wen Sie zuvorderst Verantwortung tragen – in der Regel für Ihre Kinder, Ihre Partnerschaft UND für sich selbst!
#4 Pflegen Sie Ihre Kraftquellen
Wenn Sie wissen, wie Sie sich am besten erholen, müssen Sie es nur noch konsequent und regelmäßig in ihren Alltag einbauen. Denken Sie daran: Nur wenn Ihr Akku aufgeladen ist, haben Sie anderen auch etwas zu geben! Gönnen Sie sich immer wieder Auszeiten. Ein Wellness-Wochenende ist zwar eine schöne Abwechslung, aber noch viel wichtiger ist es, im Alltag für Entspannung zu sorgen und Raum zum Abschalten zu schaffen. Dazu gehört auch ausreichender Schlaf!
#5 Finden Sie zu einem effizienten Arbeitsrhythmus
Legen Sie im Arbeitsverlauf regelmäßig Pausen ein. Am besten planen Sie diese von vornherein mit in Ihren Tagesplan ein. Bei komplexen Arbeiten, die hohe Konzentration erfordern, empfiehlt sich ein Rhythmus von 90 Minuten Arbeit und 10 bis 20 Minuten Erholungspause. Dieser Arbeitsrhythmus gilt nicht nur im Büro: Achten Sie darauf, dass Sie auch zu Hause Pausen machen, ganz unabhängig davon, ob Sie im Homeoffice arbeiten oder mit Hausarbeit beschäftigt sind. Im Durchschnitt sollte Ihr Arbeitstag – im Falle einer Vollzeittätigkeit – nicht länger als acht Stunden sein. Wenn möglich, experimentieren Sie mit einer auf sechs Stunden verkürzten Arbeitszeit, und überprüfen Sie Ihre Produktivität. Womöglich werden Sie feststellen, dass Sie in weniger Zeit genauso viel schaffen wie an längeren Arbeitstagen.