Die Schreibtrainerin Astrid Rust verrät an dieser Stelle Kniffe zu Rechtschreibung und Korrespondenz. Der sechzehnte Teil der Serie zeigt, wie Sie Absagen positiv formulieren können.
Absagen sind Absagen. Wir können nicht „ja“ zu etwas sagen, was einfach nicht geht. Aber wir haben gesehen: Bei negativen Botschaften kommt es immer darauf an, wie ich es sage. Doch nicht nur die Sprache ist wichtig – auch mit dem richtigen Aufbau können wir bei unserem Gegenüber Negatives verdaulich machen. Dabei folgen wir am besten dem Sandwich-Prinzip, das Sie aus einem früheren Beitrag kennen:
(+) Wir beginnen mit etwas Positivem.
(-) Wir formulieren die Absage und liefern eine Begründung.
(+) Wir werfen einen positiven Blick in die Zukunft.
Wie das für Absagen konkret aussieht, sehen wir jetzt an einigen Beispielen.
Angebote absagen
(+) In der Einleitung stellen wir einen positiven Bezug zum Empfänger her. Wir bedanken uns für das Angebot und sagen etwas Nettes, zum Beispiel einen kurzen Kommentar zum positiven Eindruck des Angebots:
- Vielen Dank für Ihr interessantes Angebot.
- Vielen Dank für Ihre schnelle Reaktion auf unsere Anfrage.
- Vielen Dank für Ihr detailliertes Angebot.
(-) Im Mittelteil formulieren wir den negativen Bescheid, am besten mit einer guten Begründung. Das Ganze soll nicht wie ein Grundsatzurteil klingen. Wenn Sie Ihre Absage begründen, bekommt der Anbieter eine weitere Chance und weiß für die Zukunft, was für Sie wichtig ist. Wenn es passt, können Sie auch um Verständnis bitten:
- Wir haben unsere Anfrage an mehrere Lieferanten gerichtet. Ausschlaggebend für unsere Entscheidung war in diesem Fall der Preis/der Liefertermin/die Qualität.
- Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass wir uns dieses Mal für jemand anders entschieden haben.
(+) Am Schluss stellen Sie wieder einen positiven Bezug zum Empfänger her. Sie zeigen einen Ausblick auf die Zukunft oder geben eine Perspektive für weitere Angebote. So bleibt die Tür offen.
- Sobald wir weiteren Bedarf haben, setzen wir uns gern wieder mit Ihnen in Verbindung.
Einladungen und Termine absagen
In welcher Form Sie absagen, ist abhängig von der Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber. Eine schriftliche Absage wirkt grundsätzlich seriöser. Je früher Sie Ihre Absage wegschicken, umso höflicher und glaubwürdiger wirkt sie. Auch wenn es sich um eine unangenehme Aufgabe handelt, hat es keinen Sinn, sie vor sich herzuschieben oder gar ganz zu unterlassen. So nähren Sie auch nicht unnötig lange Hoffnungen und Sie ersparen es sich, dann bei einer telefonischen Nachfrage eine Absage aus dem Stegreif formulieren zu müssen. Auch bei Absagen für Einladungen folgen wir unserem Sandwich-Prinzip:
(+) In der Einleitung steht wieder der positive Bezug zum Empfänger: Sie bedanken sich und zeigen Ihre Freude über die Einladung:
- Vielen Dank für Ihre nette Einladung, über die ich mich sehr gefreut habe.
- Über Ihre Einladung zu … habe ich mich sehr gefreut. Vielen Dank!
(-) Im Mittelteil formulieren Sie Ihre Absage, am besten mit einer guten Begründung. Auch hier soll es nicht nach einem Grundsatzurteil aussehen. Begründen Sie Ihre Absage am besten mit „gerne“ und „jedoch“. Bitten Sie um Verständnis, dass es dieses (!) Mal nicht klappt:
- Gerne hätte ich persönlich mit Ihnen auf ... angestoßen. Jedoch befinde ich mich zu diesem Zeitpunkt auf einer Geschäftsreise in ….
- Gerne hätte ich Ihnen persönlich gratuliert, jedoch verbringe ich zu dieser Zeit meinen Urlaub mit meiner Familie in ...
- Bitte haben Sie deshalb Verständnis, dass ich dieses Mal nicht kommen kann.
(+) Am Schluss stellen Sie wieder einen positiven Bezug zum Empfänger her, Sie zeigen einen Ausblick auf die Zukunft und/oder vermitteln Ihre guten Wünsche für das Fest/die Veranstaltung
- Ich wünsche Ihnen und Ihren Gästen ein gelungenes Fest.
- Ich bin sicher, dass der Kongress auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg sein wird!
In abgespeckter Version gilt das auch bei Absagen für Termine. Natürlich müssen Sie nicht so begeistert auf eine Anfrage reagieren. Am wichtigsten ist es auch hier, dass Sie eine nachvollziehbare Begründung liefern.
Schreiben Sie nie:
- Ich habe einen wichtigen Termin.
Das klingt, als ob der andere nicht so wichtig sei. Schreiben Sie besser:
- Ich habe einen anderen wichtigen Termin (der schon lange feststeht/der sich nicht mehr verschieben lässt).
Der Empfänger sollte den Absagegrund immer ehrlich nachvollziehen können. Er sollte sich nicht fragen, ob es sich um eine Ausrede handelt oder ob ein anderer Termin wichtiger ist als seiner. Glaubhaft wirkt eine Absage dann, wenn sie möglichst individuell und persönlich formuliert wird:
- Mein Terminkalender macht mir an diesem Tag einen Strich durch die Rechnung.
- Ich bin an diesem Tag Opfer meines Terminkalenders.
- Ausgerechnet an diesem Tag habe ich einen Termin, der sich nicht verschieben lässt.
- Mein Kalender zwingt mich, an diesem Tag einen anderen, leider nicht verschiebbaren Termin wahrzunehmen.
Sie sehen, auch Absagen verdaulich zu machen, ist gar nicht so schwer!
Beim nächsten Mal erwartet uns ein besonderes Kaliber: Der souveräne Umgang mit Beschwerden und Reklamationen.
Astrid Rust, Trainerin für neue Rechtschreibung und moderne Korrespondenz. |