Sollen wirklich große bewegte Bilder gezeigt werden, kommen seit Jahren LED-Videowände zum Einsatz: als Werbeschirme an Gebäuden, Anzeigetafeln in Stadien oder Riesenscreens auf Konzerten. Nun wird die LED-Technik auch für Konferenzräume interessant. Sebastian Klöß hat geschaut, warum.
LED und Bildschirm – gibt’s das nicht schon längst? Ja, aber komplett anders. Die neuen LED-Wände sind nicht mit den Computermonitoren oder Fernsehern zu verwechseln, auf denen LED steht. Bei letzteren dienen Leuchtdioden lediglich der Hintergrundbeleuchtung. Vor ihnen befindet sich eine Schicht aus Flüssigkristallen, die – je nach angelegter Spannung – die sichtbaren Farben erzeugen. Wegen dieser Flüssigkristalle heißen solche Bildschirme Liquid Crystal Displays (LCD). Die Videowände im Stadion oder die neuen für den Besprechungsraum hingegen funktionieren anders. Ihre unzähligen Bildpunkte bestehen aus jeweils drei winzigen Leuchtdioden in den Farben Rot, Grün und Blau. Indem deren Licht gemischt wird, kann jeder Bildpunkt das komplette Farbspektrum erzeugen.
Klickbare Kacheln
Viele solcher Pixel aus je drei LEDs werden zu Kacheln zusammengefasst. Bei Barcos Modell X1.2 sind es beispielsweise 372 x 372 Pixel auf einer 48 x 48 cm großen Kachel, Samsungs IF015H trägt 320 x 360 Pixel auf 48 x 54 cm, Sonys ZRD-2 ebenfalls 320 x 360 Pixel auf 40 x 54 cm. Die meisten Hersteller haben die einzelnen Kacheln mit einem Klicksystem ausgestattet, über das sich die Module aneinanderstecken lassen. Datensignale und Strom werden ebenfalls über die Klickverbindung übertragen. Oft können die LED-Kacheln nach vorne aus der Videowand herausgenommen werden. Das erleichtert Wartung und Austausch.
Kleinere Pixelabstände
Dass die aus Stadien bekannte LED-Technik nun den Sprung in die Besprechungsräume antritt, liegt an zwei Faktoren. Zum einen ist die Technik günstiger geworden. Vor allem aber konnte in den letzten Jahren der Pixelabstand stark verringert werden. Das ist nötig, weil man im Besprechungsraum nur wenige Zentimeter bis Meter vor dem Bildschirm sitzt, im Stadion hingegen Dutzende bis Hunderte von Metern. Gute aktuelle Modelle erreichen Pixelabstände von um die 1,2 mm. Damit ist ihre Auflösung zwar immer noch schlechter als bei gängigen LCDs. Zum Vergleich: Ein LCD-Bildschirm mit 60 Zoll Bilddiagonale und HD-Auflösung kommt auf einen Pixelabstand von 0,7 mm. Aus einiger Entfernung betrachtet, fällt das jedoch kaum auf.
Noch Zukunft: MicroLED
Überhaupt kein Problem mehr mit dem Pixelabstand wird es bei der MicroLED-Technik geben. Hier sind die drei LEDs, die pro Pixel nötig sind, so weit miniaturisiert, dass Pixelabstände von 0,5 mm machbar sind. Samsung hat erste Bildschirmprototypen mit dieser Technik vorgestellt, auch Sony beschäftigt sich mit MicroLEDs – und Apple. Denn neben sehr großen Bildschirmen eignet sich die neue Technik auch für sehr kleine, wie die von Smartphones oder Smartwatches. Bildschirme könnten mit den winzigen LEDs dünner und stromsparender werden. Bei zugleich großer Helligkeit und hohem Kontrast.