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Vorzeitiger Produkttod: Die Konsequenz aus der Obsoleszenz

Muss ein neu­er Moni­tor her, obwohl der alte noch funk­tio­niert? Oder ein neu­es iPho­ne, nur weil Apple den Nach­fol­ger gelauncht hat? Sol­che Fra­gen wer­den heu­te unter dem Begriff Obso­les­zenz dis­ku­tiert. Chris­toph Schnei­der über ihre Bedeu­tung und Auswirkungen.

Vie­le Smart­phone-Her­stel­ler brin­gen jähr­lich ein neu­es Modell auf den Markt – zum Bei­spiel Sam­sung mit sei­nem Galaxy.

Das soge­nann­te Phoe­bus­kar­tell beschloss 1924, die Brenn­dau­er von Glüh­bir­nen von 2.500 auf 1.000 Stun­den zu redu­zie­ren. Foto: Tho­mas Reiff/pixelio.de

Die Ursprün­ge der Pro­duk­tob­so­les­zenz gehen auf die Jah­re um 1920 zurück. Alfred P. Slo­an, dama­li­ger Prä­si­dent von Gene­ral Motors, hat­te die Idee, jedes Jahr neue, ver­än­der­te Auto­mo­bi­le auf den Markt zu brin­gen, um die Kun­den zur Anschaf­fung eines Neu­wa­gens zu ver­lei­ten. Dass das alte Auto noch tadel­los funk­tio­nier­te, spiel­te dabei kei­ne Rol­le. Noch ein Schritt radi­ka­ler war die Idee von Unter­neh­men, in Pro­duk­te gezielt „Soll­bruch­stel­len“ ein­zu­bau­en, indem sie einen qua­li­ta­tiv schlech­te­ren Roh­stoff ver­wen­de­ten. Bei­spiel Fein­strumpf­ho­se: Ent­wick­ler hat­ten 1935 Nylon als ein extrem reiß­fes­tes Gewe­be für Damen­strumpf­ho­sen prä­sen­tiert, und die Kun­din­nen waren begeis­tert. Die Absät­ze des Her­stel­lers DuPont jedoch bra­chen durch die halt­ba­ren Strumpf­ho­sen dra­ma­tisch ein, sodass in der Fol­ge nur noch sol­che pro­du­ziert wur­den, bei denen es nach weni­gen Mona­ten zu Lauf­ma­schen kam.

Aus­we­ge aus der Depression

Zu die­ser Zeit wur­de auch erst­mals der Begriff der geplan­ten Obso­les­zenz ver­wen­det: In sei­nem Pam­phlet „Ending the Depres­si­on Through Plan­ned Obso­le­s­cence“ aus dem Jahr 1932 setzt sich Ber­nard Lon­don für eine Reduk­ti­on der Lebens­dau­er von Pro­duk­ten ein, um so die Welt­wirt­schafts­kri­se von 1929 zu über­win­den. Dazu soll­ten Inge­nieu­re, Öko­no­men und Mathe­ma­ti­ker im Auf­trag der US-Regie­rung die Lebens­dau­er von Pro­duk­ten definieren.

Ver­schie­de­ne Formen 

Neben der geplan­ten Obso­les­zenz trifft man häu­fig eine wei­te­re Form an: die psy­cho­lo­gi­sche Obso­les­zenz. Hier­un­ter ver­steht man, was Auto­her­stel­ler Slo­an bereits in den 1920ern ent­wi­ckel­te und Apple & Co. heut­zu­ta­ge in Rein­form zele­brie­ren. Stich­wort: Smart­phones. Sie sind ein vor­züg­li­ches Bei­spiel für eine Mischung aus geplan­ter und psy­cho­lo­gi­scher Obso­les­zenz. Zum einen las­sen sich die­se Gerä­te fast nicht repa­rie­ren, abge­se­hen davon, dass eine Repa­ra­tur sich häu­fig nicht lohnt. Zum ande­ren brin­gen die Her­stel­ler in immer schnel­le­ren Zyklen neue Pro­duk­te auf den Markt, die sich kaum von den alten unter­schei­den. Den­noch wird durch geschick­te Kun­den­an­spra­che das Gefühl erzeugt, man brau­che das neue Gerät.

Eine drit­te Form ist die funk­tio­nel­le Obso­les­zenz, wel­che, wie Wolf­gang Heckl in „Die Kul­tur der Repa­ra­tur“ beschreibt, immer dann auf­tritt, „wenn eine neue, bes­se­re Funk­ti­on für ein Gerät ent­wi­ckelt wur­de“. Oft ist für Nut­zer nicht ein­deu­tig zu bewer­ten, inwie­fern die­se Neu­ent­wick­lung es nötig macht, das alte Gerät tat­säch­lich abzu­schaf­fen. Kann das iPho­ne 5s tat­säch­lich so viel mehr als das iPho­ne 5? Ein genau­es Hin­schau­en lohnt sich immer.

Geplant oder unvermeidbar?

In den letz­ten 100 Jah­ren hat es eini­ge Fäl­le gege­ben, die eine absicht­lich ver­folg­te Stra­te­gie des „Kaputt­ge­hens“ nahe­le­gen. Ein pro­mi­nen­tes Bei­spiel ist die Glüh­bir­ne. 1924 wur­de von den damals füh­ren­den Glüh­lam­pen­her­stel­lern das soge­nann­te Phoe­bus­kar­tell gegrün­det. Es beschloss, die Brenn­dau­er von Glüh­bir­nen von 2.500 auf 1.000 Stun­den zu reduzieren.

Dass es sich in den meis­ten Fäl­len aber nicht um eine groß­an­ge­leg­te Ver­schwö­rung han­delt, son­dern Pro­dukt­ver­schleiß viel­mehr das Ergeb­nis des Opti­mums aus Mate­ri­al­ein­satz und Preis ist, stellt Wolf­gang Heckl dar: Der Kun­de selbst, der ein Pro­dukt zu einem mög­lichst gerin­gen Preis kau­fen möch­te, beför­dert die­sen Trend. Die Indus­trie befrie­digt die­se Inter­es­sen mit min­der­wer­ti­gen Pro­duk­ten. Eine geplan­te Obso­les­zenz nach­zu­wei­sen, ist aller­dings schwer bis unmög­lich. Im März 2013 bestä­tig­te Jür­gen Nad­ler, wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter bei der Stif­tung Waren­test, dass Letz­te­re bei ihren Tests bis­lang kei­ne Anhalts­punk­te dafür gefun­den hat.

Sodom und Gomorra 

Ob sei­tens der Her­stel­ler geplant oder vom Kon­su­men­ten nicht sorg­fäl­tig bedacht – was sich aus Obso­les­zen­zen für Umwelt und Men­schen in vie­len Län­dern ergibt, ist ver­hee­rend. Wie die Kehr­sei­te der tech­ni­schen Auf­rüs­tung des Wes­tens aus­sieht, zeigt sich etwa in Agbog­blo­shie, einem Vor­ort von Gha­nas Haupt­stadt Accra. Der Foto­graf Pie­ter Hugo hat sie in sei­nem Foto­band „Per­ma­nent Error“ ein­drück­lich doku­men­tiert. Häu­fig als Sodom und Gomor­ra bezeich­net, lan­det dort ein Groß­teil des Elek­tro­schrotts aus der west­li­chen Welt. Kin­der und Jugend­li­che ver­bren­nen alte Gerä­te, um Kup­fer, Alu­mi­ni­um und Blei zu gewin­nen, wel­ches sie wie­der für gerin­ge Sum­men an Expor­teu­re ver­kau­fen. Der Schrott bleibt in Afri­ka, die huma­ni­tä­re und öko­lo­gi­sche Kata­stro­phe eben­falls. Schon des­halb soll­ten Unter­neh­men sich auf die Lang­le­big­keit sowie Repa­ra­tur- und Recy­cling­fä­hig­keit von tech­ni­schen Pro­duk­ten konzentrieren.

Auch aus Deutsch­land, beson­ders vom Ham­bur­ger Hafen aus, wird jeden Monat ton­nen­wei­se Elek­tro­schrott ver­schifft. Häu­fig dekla­riert als noch brauch­ba­re Second­hand­wa­re, machen sich Com­pu­ter, Dru­cker, Fern­se­her, Kühl­schrän­ke oder Mobil­te­le­fo­ne auf die Rei­se – auch trotz des von Deutsch­land rati­fi­zier­ten Bas­ler Über­ein­kom­mens aus dem Jahr 1989, das zum Ziel hat, ein umwelt­ge­rech­tes Abfall­ma­nage­ment ein­zu­füh­ren und den Trans­port von Elek­tro­schrott aus Euro­pa nach unter ande­rem Afri­ka zu unter­bin­den. Pro­ble­ma­tisch ist, dass zwar der Müll­ex­port ver­bo­ten wird, jedoch die Aus­fuhr ver­meint­lich wie­der­ver­wert­ba­rer Second­hand­wa­ren erlaubt ist – unab­hän­gig von deren Nut­zen für die impor­tie­ren­den Länder.

Neue (Aus-)Wege

Wolf­gang Heckl macht dar­auf auf­merk­sam, dass die klei­nen Schrit­te eines jeden Ein­zel­nen gro­ße Aus­wir­kun­gen auf die Gesell­schaft ins­ge­samt haben kön­nen, da die Indus­trie auf das Ver­hal­ten der Ver­brau­cher reagie­re. Doch was sind die­se klei­nen Impul­se, Schrit­te, Effek­te? Heckl nennt etwa die Repa­ra­tur. Sein Cre­do lau­tet, dass es sich immer lohnt, zuerst zu schau­en, ob ein Pro­dukt noch repa­riert wer­den kann, bevor es weg­ge­wor­fen wird. Selbst­ver­ständ­lich wür­den leicht zu repa­rie­ren­de Pro­duk­te dies ver­ein­fa­chen. Das iPho­ne oder der iPod von Apple etwa gal­ten lan­ge als irrepa­ra­bel. Seit Ende 2013 schafft hier aber zum Bei­spiel der Online-Ver­sand IFIXIT mit einem euro­päi­schen Store Abhil­fe. Im Inter­net fin­det man zahl­rei­che Anlei­tun­gen und pas­sen­de Werk­zeu­ge, um so gut wie alle aktu­el­len Mobil­te­le­fo­ne, Tablets oder vie­le wei­te­re Haus­halts­ge­rä­te zu reparieren.

Ein wei­te­rer Ansatz, der bereits seit Jah­ren im Gespräch ist und von eini­gen Fir­men umge­setzt wird, ist die Crad­le-to-Crad­le-Phi­lo­so­phie. Ihre Begrün­der Micha­el Braun­gart und Wil­liam McDo­nough set­zen sich für ein Sys­tem ein, bei dem das Mate­ri­al sei­ne Nutz­bar­keit für mög­lichst unend­lich vie­le Lebens­zy­klen auf­recht­erhal­ten oder stei­gern kann. Gefor­dert sind letzt­lich bei­de: Her­stel­ler und Konsumenten.

http://eustore.ifixit.com, www.murks-nein-danke.de,   www.test.de

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