In unserer Reihe mit Tipps und Regelungen aus aktuellen Duden-Werken zeigen wir Ihnen dieses Mal, wie Sie Texte fürs Web verfassen können, die beim Leser gut ankommen.
Mal eben einen Produkttext für die Website schreiben, einen Facebook-Post fürs Unternehmen verfassen, sich um den nächsten Newsletter kümmern – zahlreiche Kommunikationsaufgaben im Unternehmen haben heute mit Texten fürs Web zu tun. Aber einen fest angestellten Texter gibt es nicht, auch keinen Social-Media-Manager, geschweige denn einen Profi fürs Online-Marketing. Helfen wir uns eben selbst. […]
Ein Online-Text ist leserfreundlich, wenn er leicht und zügig zu erfassen ist. Weil mobile Endgeräte heute dominieren, sind die Menschen immer häufiger unterwegs im Netz und zugleich schneller abgelenkt durch die Reizüberflutung in ihrer Umgebung. Der dänische Usability-Papst Jakob Nielsen fordert es seit 1998 immer wieder, und es hat nichts an Aktualität verloren: „concise, scannable and objective“ – so sollten Online-Texte beschaffen sein. […]
Knapp und klar („concise“)
Vergessen Sie ausschweifende Beschreibungen und unterdrücken Sie das Bedürfnis, alle Informationen in einen Textabschnitt zu packen. Ja, natürlich bietet Ihr Unternehmen jede Menge Leistungen an. Ist die Produktpalette vielfältig, gehören in den Lebenslauf eines geschätzten Teammitglieds zahlreiche, aufschlussreiche Stationen. Aber wollen Sie Ihren Lesern zumuten, am Bildschirm oder auf dem kleinen Display eines Smartphones oder Tablets Textmassen zu lesen? Als Faustregel gilt: Kürzen Sie die Textmenge, die ein Leser gerade noch so in einem Printprodukt, zum Beispiel in einer Broschüre, verkraftet, beherzt um 50 Prozent. […]. Als Erstes geht es Floskeln, Füllwörtern, Wiederholungen, einleitenden Sätzen, dem Vorwort, dem Schlusswort etc. an den Kragen. Sie sind im Internet entbehrlich. Reduzieren Sie alle Aussagen auf den Kern. Schreiben Sie kurze Sätze, ja, benutzen Sie sogar kurze Wörter. […]
Auf einen Blick zu erfassen („scannable“)
Ist ein Text gut strukturiert, bietet er dem Auge Halt und lässt sich leicht überfliegen. Das ist genau das, was der Online-Leser tut: Er liest nicht Wort für Wort, sondern „scannt“ den Text mit den Augen, wenn auch oft nicht bewusst. Dieses Leseverhalten kann man ihm nicht abgewöhnen. Also kommen wir ihm lieber entgegen, indem wir für kurze Headlines, kurze Absätze und zahlreiche Zwischenüberschriften sorgen und Aufzählungen nicht als Fließtext, sondern als Liste verpacken. In Studien zur Leserfreundlichkeit von Texten konnte nachgewiesen werden, dass gut strukturierte Texte besser erinnert wurden. Lange Absätze frustrieren den Leser, insbesondere im Online-Bereich. Die Folge: Er springt ab, verlässt die Seite, den Blog oder liest die E-Mail nicht zu Ende – und das wäre doch schade. Ein Text mit Absätzen à zwei oder drei Zeilen mag in einer gedruckten Broschüre wie zerhackt aussehen – auf dem Bildschirm jedoch sind es solche kleinen Textportionen, die dem Leser helfen, den Text zu „scannen“. Leser scannen übrigens in Form eines „F“: die Headline ganz, anschließend die ersten Wörter der Unterüberschriften und das Ende des Textes. […]
Sachlich bleiben („objective“)
Falls in Ihnen ein Poet steckt: Leben Sie das aus, nur nicht in einem Business-Newsletter, in dem Blog-Artikel auf der Unternehmenswebsite oder auf der Firmen-Facebook-Seite. Es gibt natürlich Ausnahmen. Aber grundsätzlich gilt im Businessalltag: Bleiben Sie faktenbezogen und informativ. Das muss Sie nicht von einer knalligen Headline abhalten und einem humorvoll formulierten Text. […] Jakob Nielsen hat in zahlreichen Usability-Studien nachgewiesen, dass der Leser von Unternehmenstexten im Internet eine hohe Sachlichkeit erwartet. Denken Sie daran, dass der Leser ohne Umschweife die Information erhalten möchte, die er sucht.