Gibt es noch Gründe, ins Büro zu gehen? Die Arbeitswelt hat sich geändert und mit ihr die Funktion des Büros als zentraler Arbeitsort. Die Bedeutung von Lounges steigt. Björn Budack über den Wandel der Bürowelten.
Die Branche der Bürodienstleiter hat in den vergangenen Jahren ein rasantes Wachstum und einen großen Veränderungsschub erlebt. Die angebotene Fläche ist in allen deutschen Großstädten um ein Vielfaches gewachsen, etablierte Unternehmen haben sich vergrößert, neue Anbieter sind auf der Bildfläche erschienen. Und mit Coworking sorgt ein innovatives Dienstleistungskonzept auch in der angestammten Business-Center-Branche für neuen Wind.
Welchen Grund gibt es noch, ins Büro zu gehen?
Lange war klar: Büroarbeit findet im Büro statt. Hier gab es die Infrastruktur, im Büro wurden die Dokumente und anderes Arbeitsmaterial gelagert, die Anwesenheit im Büro gewährleistete die Verfügbarkeit des Arbeitnehmers. Und es war der Ort, an dem Gespräche und Austausch mit Kollegen stattfanden.
Die zentrale Infrastruktur ist inzwischen jedoch fast vollständig mobil. Physisches Arbeitsmaterial verschwindet, und die Anwesenheitskultur wird zunehmend kritisch gesehen. Damit bleibt als letzter Grund für den Weg ins Büro der Austausch mit Kollegen, Kunden oder Auftraggebern, da digitale Kommunikation den persönlichen Austausch nicht völlig ersetzen kann.
Lounges erzeugen Offenheit und Flexibilität
Dieser Wandel hat zu einer Veränderung des Bürodesigns geführt. Der Platz je Mitarbeiter ist geringer geworden, die Schreibtische kleiner und leichter, Rollcontainer und Schränke werden immer weniger nachgefragt. Zusätzlich geht der Trend auch wieder zu größeren Büroeinheiten. Einhergehend mit der Flexibilisierung des Arbeitsverhaltens haben sich auch die Raumkonzepte flexibilisiert. Die Aufteilung in Büro, Besprechungsraum und Küche oder Pausenbereich ist erweitert worden durch offene Raumkonzepte, in die sich unterschiedliche Funktionen und Arbeitsweisen integrieren lassen. Diese „Lounges“, „Business Lounges“ oder „Working Lounges“ bieten meist drei an das individuelle Arbeitsverhalten angepasste Nutzungsbereiche. In der Regel sind dies Tischgruppen, gemütliche Sitzecken mit Sofas und Bänken oder immer häufiger auch Treppen und Podeste sowie Tresen mit Barhockern.
Durch diese Aufteilung erzeugen die Lounges große Offenheit für unterschiedliche Nutzungsarten und bieten so flexible Optionen für unterschiedliche Tätigkeiten. Einige Nutzer bevorzugen für längere konzentrierte Arbeiten einen Tisch, für kürzere Tätigkeiten mit hoher Konzentration den Tresen, bei Lektüre oder Internetrecherche dagegen eine gemütliche Arbeitsumgebung.
Diese Art zu arbeiten entspricht unserem privaten Lebensumfeld: Esstisch, Sofaecke oder Küchentisch sind verschiedene Funktionsbereiche, die individuell und flexibel genutzt werden können. So wie wir in unseren Häusern und Wohnungen „leben“, erwarten wir zunehmend auch von unserem Arbeitsplatz, dass wir ihn ihm „leben“ können.
Coworking-Spaces geben Ahnung von künftigen Arbeitsbereichen
Die Bedeutung multifunktionaler Arbeitsbereiche wird daher auch für Bürodienstleister in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Den Weg dorthin zeigen große neue Coworking-Anbieter wie Mindspace und WeWork mit ihren offenen Arbeitsräumen.
Als pulsierendes Zentrum der gesamten Büroeinheit ermöglichen die Lounges unterschiedliche Nutzungsarten und garantieren dem Nutzer variable Arbeitsoptionen. Sie sind Kommunikationsorte, die das Büroumfeld als zentralen Kommunikationsraum stärken und vielfältige Kommunikationsformen unterstützen.
Nachdem das Büro viele ehemals wichtige Funktionen verloren hat, die in einer digitalen Welt nicht mehr an einen physischen Ort gebunden sind, wandelt es sich immer stärker zu einem Ort der Interaktion und Kommunikation. Ein innovatives Bürodesign nimmt diesen Trend auf und wird auch für Bürodienstleister immer wichtiger werden.
Björn Budack, |