Die Schreibtrainerin Astrid Rust verrät an dieser Stelle Kniffe zu Rechtschreibung und Korrespondenz. Der siebte Teil der Serie beschäftigt sich mit der Kommasetzung.
Die gute Nachricht zuerst: Das, was sich viele erträumt haben, ist fast wahrgeworden – Kommas* nach Gefühl zu setzen … Ganz so ist es nicht, aber die Kommasetzung ist um einiges leichter geworden bzw. wird wesentlich weniger streng gehandhabt als früher. Kommas sollen dem Leser das Lesen vereinfachen und keine Schikane für den Schreiber sein!
Die Kommasetzung lässt sich auf 10 einfache Regeln herunterbrechen:
1. Komma bei Aufzählungen
Das Komma bei Aufzählungen ist geblieben, dabei es egal, ob es sich um Wörter, Wortgruppen oder Satzteile handelt:
- Gerne sende ich Ihnen den Katalog, das Bestellformular und unsere Geschäftsbedingungen.
- Wo können wir in Ihrer Region Rad fahren, Ski laufen und ausgiebige Wanderungen unternehmen?
Übrigens: Das Komma gehört NICHT vor das und beim letzten Aufzählungspunkt – das ist nur im Englischen so.
Statt dem und ist auch ein oder bzw. sowie möglich – auch hier kommt kein Komma:
- Bitte antworten Sie uns per Mail, Fax oder Telefon.
- Im Anhang sende ich Ihnen den Katalog, das Bestellformular sowie unsere Geschäftsbedingungen.
Ebenso wenig steht ein Komma bei:
- sowohl – als auch
- entweder – oder
- weder – noch
2. Komma bei Einschüben, Nachträgen und Zusätzen
Viele Sätze brauchen im Prinzip kein Komma, doch wir können bestimmte Bestandteile als Einschübe oder Nachträge betrachten, die wir dann mit Komma abtrennen können:
- Öffentliche Verkehrsmittel, wie Bus und Bahn, sollten von allen Bürgern mehr benutzt werden.
Noch ein Tipp: Um diese Einschübe richtig hervorzuheben, können Sie statt Kommas auch Gedankenstriche verwenden. Der Satz ist aber auch ohne Komma richtig.
Bei mehrteiligen Adress-, Zeit- und Literaturangaben können Sie jetzt das letzte Komma auch weglassen:
- Sie kommt Montag, 5. April, wieder zurück.
- Herr Meier aus Bonn, Lindenstraße 12, hat gewonnen!
- Der Artikel ist im „Spiegel“, Heft 48, 1997, S. 25, erschienen.
3. Komma bei Hauptsätzen
Früher haben wir gelernt, dass wir zwei selbständige Hauptsätze, die mit und bzw. oder verbunden sind, durch ein Komma trennen müssen:
- Karl geht, und Knut kommt.
- Sagst du es ihm, oder soll ich es ihm mitteilen?
Heute können wir dieses Komma, gerade bei kurzen Bestandteilen wie im ersten Beispiel, auch weggelassen:
- Karl geht und Knut kommt.
- Sagst du es ihm oder soll ich es ihm mitteilen?
Bei solchen Sätzen ist ein Komma nicht mehr notwendig, aber oft hilfreich, um den Satz vorzugliedern.
4. Komma bei Nebensätzen
Bei dieser Regel hat sich nichts geändert: Nebensätze trennt man von Hauptsätzen immer mit einem Komma ab. Erkennbar sind Nebensätze an einleitenden Konjunktionen wie
- dass, weil, denn, …
Auch Relativsätze gehören zu den Nebensätzen und brauchen immer ein Komma.
5. Komma vor aber, sondern und jedoch
Auch vor den Konjunktionen aber, sondern und jedoch müssen Sie ein Komma setzen, auch wenn danach kein „richtiger“ Nebensatz folgt:
- Ich habe versucht Sie heute anzurufen, aber ich hatte keinen Erfolg.
- Ich habe versucht Sie heute anzurufen, aber ohne Erfolg.
- Arm, aber glücklich.
6. Komma vor bestimmten Erweiterungen
Dieses Komma sorgt immer für heftige Diskussionen im Büro. Brauche ich in folgenden Fällen ein Komma oder nicht?
- Ich habe versucht Sie heute anzurufen.
- Wie soeben besprochen sende ich Ihnen die gewünschten Unterlagen.
Hier können Sie von Fall zu Fall entscheiden, ob Sie ein Komma setzen wollen oder nicht.
Aber Achtung: Bei Einleitungen mit um zu oder bestimmten hinweisenden Wörtern wie daran müssen Sie ein Komma setzen:
- Ich sende Ihnen die Unterlagen, um den Vorgang abzuschließen.
- Er hat nicht daran gedacht, die Unterlagen rechtzeitig zu schicken.
Daher mein Tipp: Auch wenn diese Regel jetzt lockerer gehandhabt wird – schreiben Sie beim Infinitiv mit zu immer ein Komma, so sind Sie immer auf der richtigen Seite!
7. Komma bei Hervorhebungen
Wenn Sie ein Wort oder einen Satzteil besonders hervorheben möchten, können Sie es wie einen Einschub behandeln und mit Kommas abtrennen:
- Ich konnte, leider, nicht am Seminar teilnehmen.
- Bitte, haben Sie Verständnis, dass …
Selbstverständlich sind diese Sätze auch ohne Komma vollkommen in Ordnung.
8. Komma bei Ausrufen
Dieses Komma brauchen wir im Büroleben eher selten … Ausrufe haben in geschäftlichen E-Mails eher wenig verloren, aber vielleicht passt es in einem persönlichen Umfeld doch einmal zu sagen:
- Oh, ich habe vergessen …
- Ach, es tut mir leid …
9. Komma bei Anreden
Kommas bei Anreden spielen bei unseren Mail-, WhatsApp- und SMS-Nachrichten eine wichtige Rolle: Bei Anreden setzt man sowohl nach der Begrüßung als auch nach dem Namen ein Komma:
- Guten Morgen, liebe Anna,
- Guten Tag, sehr geehrter Herr Meier,
- Hallo Anna,
Nur im letzten Beispiel kann ich wegen der Kürze das Komma weglassen, in den anderen Fällen muss ich es setzen.
Übrigens: Beim Gruß am Ende steht kein Komma:
- Herzliche Grüße Astrid Rust
Bei SMS und WhatsApp macht man normalerweise keinen Zeilenumbruch. Viele setzen dann ein Komma, das aber streng genommen falsch ist. Ich behelfe mir mit folgender Lösung:
- Herzliche Grüße! Astrid Rust
- Herzliche Grüße von Astrid Rust
10. Komma in der direkten Rede
Auch die direkte Rede kommt in unserem Berufsalltag nur selten vor, ich habe sie aber der Vollständigkeit halber mit aufgenommen. Die direkte Rede wird jetzt immer mit Komma(s) vom Rest des Satzes getrennt:
- „Wer das glaubt, wird selig“, brummelt er.
- „Komm sofort!“, sagte sie.
- Sie rief: „Weshalb darf ich das nicht?“, und sah mich wütend an.
- „Morgen früh“, versprach er, „komme ich zurück.“
So, das war es schon mit unseren Kommaregeln. Sie sind wirklich überschaubar geworden, nicht wahr?
Beim nächsten Mal geht es dann um zwei weitere Zeichen – nicht, weil es hier so viele schwierige oder neue Regeln gibt, sondern weil diese beiden Zeichen zunehmend falsch gesetzt sind. Ich meine den Bindestrich und den Apostroph und verspreche Ihnen schon heute eine vergnügliche Runde!
* Übrigens: Der Plural von „Komma“ ist sowohl „Kommas“ als auch „Kommata“ – ich habe mich für die einfachere Variante entschieden!
Astrid Rust, Trainerin für neue Rechtschreibung und moderne Korrespondenz, www.deutschplus.de |