Die Digitalisierung der Büroarbeit schreitet voran – jedoch nicht gleichmäßig. Im Interview erläutert Mark Kesselmann von d.velop, wo deutsche Unternehmen aktuell stehen, welche Rolle digitale Signaturen spielen und warum Datenqualität und europäische Souveränität von entscheidender Bedeutung sind.

Der Trend im Büro geht ganz klar in Richtung Digitalisierung. Abbildung: Andrew Lozovyi, Depositphotos
OFFICE ROXX: Wie weit sind deutsche Büros Ihrer Einschätzung nach tatsächlich auf dem Weg zur vollständigen Digitalisierung ihrer Dokumenten- und Geschäftsprozesse?
Mark Kesselmann: Deutsche Büros haben in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht, bleiben aber heterogen. Einige Unternehmen sind weit vorangekommen, andere stecken noch in Pilotprojekten oder kämpfen mit der technischen Ablösung von Altsystemen. Studien wie der Digital Office Index 2024 des Digitalverbands Bitkom zeigen diesen Zwiespalt zwischen Bewusstsein und Realität auf. Insgesamt geht der Trend klar Richtung Digitalisierung.
Welche Rolle spielt dabei intelligentes Workflow- und Dokumentenmanagement?
Ein modernes Dokumentenmanagementsystem (DMS) fungiert als „Single Point of Truth“: Es zentralisiert standortübergreifend Daten, verbessert die Datenqualität und schafft die Voraussetzungen für Automatisierung und KI‑Anwendungen. Intelligente Workflows reduzieren Medienbrüche, beschleunigen Prozesse und tragen zur Transparenz- und Compliance-Sicherung bei.
Digitale Signaturen sind ein zentrales Element digitaler Prozesse. Welche Vorteile bieten sie gegenüber klassischen Unterschriften?
Im Vergleich zu eingescannten Unterschriften oder einfachen Freihandunterschriften auf Tablets bieten digitale Signaturen uneingeschränkte Rechtssicherheit und sind mit einer handschriftlichen Unterschrift gleichzusetzen, sofern sie als sogenannte „Qualifizierte Elektronische Signaturen“ genutzt werden. Sie sparen Prozesskosten durch den Wegfall von Papier, Druck und Porto, beschleunigen Bearbeitungszeiten, ermöglichen ortsunabhängige Unterschriften und tragen zur Nachhaltigkeit bei, beispielsweise durch den geringeren Papierverbrauch und den Wegfall physischer Anreisen. Zusammengefasst bieten elektronische Signaturen die Möglichkeit, Dokumentenprozesse ganzheitlich und medienbruchfrei zu digitalisieren.

Mark Kesselmann, Senior Product Marketing Manager, d.velop AG. d-velop.de Abbildung: d.velop
Wie stellt d.velop die hohen Anforderungen an Datenschutz und Compliance bei digitalen Signaturen sicher?
Zunächst einmal bestimmt d.velop nicht die allgemeinen Spielregeln für digitale Signaturen. Der rechtliche Rahmen ist durch die eIDAS-Verordnung im europäischen Wirtschaftsraum einheitlich geregelt. Unsere Lösung d.velop sign unterstützt einfache, fortgeschrittene und qualifizierte elektronische Signaturen und arbeitet mit zertifizierten Vertrauensdiensteanbietern zusammen, die in der EUTL der Europäischen Kommission gelistet sind. Betrieb und Hosting erfolgen ausschließlich in europäischen bzw. deutschen Rechenzentren der „Open Telekom Cloud“, um europäische Datensouveränität und Compliance zu gewährleisten und somit den zu Recht hohen Anforderungen zu entsprechen.
Oft wird bemängelt, dass die Einführung digitaler Signaturlösungen zu komplex und teuer sei. Wie begegnen Sie dieser Einschätzung?
Digitale Signaturprojekte sind klassische Digitalisierungsprojekte, die strukturiert umgesetzt werden sollten. Im Vergleich zu umfassenden DMS-, ERP- oder CRM-Projekten sind Signatur-Rollouts in der Regel weniger komplex und liefern schnell sichtbare Ergebnisse. Meine Empfehlung lautet daher: Schrittweise starten, etwa in einer Fachabteilung. Zunächst sollte eine Dokumentenliste mit allen Vertragsarten erstellt werden, die dann nach und nach abgearbeitet wird. So bleiben Aufwand und Kosten überschaubar.
Digitalisierung soll nachhaltiger machen, führt aber auch zu größerer technischer Abhängigkeit. Wie gehen Sie bei d.velop mit diesem Spannungsfeld um?
Wir setzen auf Diversifikation. Unsere Kunden können zwischen verschiedenen Cloudinfrastrukturen wählen, darunter souveräne, europäische Alternativen zur US-Hyperscaler-Landschaft. Ebenso kooperieren wir mit mehreren zertifizierten Vertrauensdiensteanbietern wie D-Trust, A-Trust, Sign8, Swisscom. Diese Vielfalt reduziert Abhängigkeiten und stärkt Ausfallsicherheit sowie Data-Residency-Optionen.
Welche Trends sehen Sie in den nächsten Jahren bei der Digitalisierung von Büroprozessen und welche Rolle spielt dabei künstliche Intelligenz?
Wichtige Trends sind ein stärkeres Bewusstsein für europäische Datensouveränität, ein Fokus auf Datenqualität als Grundlage für wirklich sinnvolle Nutzung von KI sowie die Automatisierung repetitiver, strukturierter Abläufe. KI wird Routineaufgaben übernehmen, unstrukturierte Prozesse intelligenter unterstützen und personalisierte, inklusivere Nutzererlebnisse ermöglichen. Wer früh in Datenqualität und Kompetenz investiert, gewinnt langfristig an Agilität und Wettbewerbsfähigkeit.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Christian Marx.





























































