Welche Bedeutung kommt Licht in Büroumgebungen zu und welche Rolle spielt die LED-Technologie in New-Work-Konzepten? Darüber sowie über die Unterschiede zwischen normgerechter und guter Lichtqualität haben wir mit Veronika Monheim, Projektmanagerin Architektur bei Erco, gesprochen.
OFFICE ROXX: Frau Monheim, Sie sind Projektmanagerin Architektur bei Erco und waren zuvor viele Jahre in der Leuchtenentwicklung und -planung tätig. Was fasziniert Sie persönlich am Thema Licht?
Veronika Monheim: Mit Licht verhält es sich ähnlich wie mit Musik: Die Stimmung und Wahrnehmung ein und desselben Raumes kann vollständig durch die Änderung einzelner Parameter beeinflusst werden. Während ein Musikstück über die Wahl der Tonart, des Takts, Rhythmus, der Geschwindigkeit, die Auswahl der Instrumente und ähnliches entsteht, erstellen wir ein Lichtszenario indem wir die Raumatmosphäre mit Lichtrichtung, Beleuchtungswinkel, Größe des Lichtkegels, Beleuchtungsniveau, Lichtfarbe, direkter oder indirekter Beleuchtung, diffuser oder konkreter Beleuchtung, Raumzonierung und vielem mehr definieren. So entsteht eine Lichtkomposition.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Anforderungen an eine gute Bürobeleuchtung heute?
Sie ist auf die spezifischen Anforderungen der Nutzer und deren Sehaufgabe abgestimmt und berücksichtigt die Wahrnehmung des umgebenden Raums. Auch die Werte und die Philosophie eines Unternehmens werden über die Art der Beleuchtung transportiert. Ein ausgefeiltes Lichtkonzept ist daher Bestandteil jedes Markenkonzepts und ein Baustein der Corporate Identity eines Unternehmens.

Flexibel, wahrnehmungsorientiert, nachhaltig: eine Lichtlösung von Erco erhellt das Office von Stiehl/Over/Gehrmann (SOG). Abbildung: Lukas Palik
Welche Unterschiede bestehen zwischen normgerechter und wirklich guter Lichtqualität im Büro?
Eine qualitativ ansprechende Lichtplanung und Beleuchtung erfüllt in der Regel die normativen Anforderungen und bezieht darüber hinaus eine Vielzahl wahrnehmungsbeeinflussender Faktoren mit ein. Bei Erco verfolgen wir einen umfassenden Planungsansatz. Wir beschäftigen uns dabei vor allem mit der Raumatmosphäre, der Orientierung im Raum, den Gestaltungsgesetzen, gesundheitlichen Aspekten – darunter dem Biorhythmus – und unserer kulturellen Herkunft. Die Norm beschränkt sich auf quantitativ messbare Größen, die noch keine qualitative Aussage liefern.
Wie verändern New-Work-Konzepte und hybride Arbeitsmodelle die Anforderungen an Lichtlösungen?
Hybride Arbeitsmodelle erfordern Lichtkonzepte, die einerseits den Anforderungen an die Arbeit in einem physischen Raum gerecht werden und andererseits eine gute Personenwahrnehmung und -erkennung im digitalen Raum, wie bei Webmeetings, ermöglichen. Hierbei handelt es sich um zwei unterschiedliche Anforderungskonzepte an die Lichtlösung und technische Ausführung. Es gibt nicht die eine Lösung, die alle Anforderungen gleichermaßen erfüllt. Lichtplanerisch betrachtet stellen New-Work-Konzepte Räume mit verschiedenen Funktionsbereichen dar, die es in dieser Form im Büro bis vor ein paar Jahren nicht gab. Wir passen die Art der Beleuchtung dem Nutzungsszenario an. Teilweise stellen diese Konzepte erhöhte Anforderungen an die Flexibilität einer Beleuchtungslösung. Dank der LED-Technologie, digitaler Lichtsteuerungskonzepte, die leicht zu verstehen sind, und einer flexiblen Leuchteninfrastruktur ist dies heute wunderbar umsetzbar.

Auch der Coworking-Space „Core“ in Oldenburg setzt auf die flexibel einsetzbaren Lichtlösungen von Erco. Abbildung: Lukas Palik
Erco setzt konsequent auf LED-Technologie. Was sind hier die größten Vorteile – auch im Büroalltag?
Ein wesentlicher Vorteil der LED-Technik ist neben der Wirtschaftlichkeit die Lichtqualität. LED-Leuchten mit präziser Lichtlenkung ohne nennenswerten Streulichtanteil, kombiniert mit verschiedenen Lichtverteilungscharakteristika ermöglichen für die Beleuchtung der Räume im Vergleich zu Nicht-LED-Konzepten eine enorme Energieeinsparung von bis zu 80 Prozent. Hinzu kommt eine deutlich höhere Licht- und Beleuchtungsqualität. LED-Leuchten sind stufenlos dimmbar. Beim Dimmen achten wir auf den Einsatz flickerfreier Dimmethoden. Um Kopfschmerzen, Unwohlsein und Konzentrationsschwäche zu verhindern, ist flickerfreies Licht am Arbeitsplatz unerlässlich!
Welche Fehler werden bei der Lichtplanung für Büros häufig gemacht?
Wir unterschätzen die äußerst positive Wirkung einer ausgewogenen, raumbezogenen und nutzerorientierten Beleuchtungslösung auf die Konzentrationsfähigkeit, die Arbeitsqualität, die Identifikation mit dem Unternehmen und insbesondere auf die langfristige Gesundheit der Mitarbeitenden. Oft wird fälschlicherweise angenommen, dass Elektroplaner die Lichtplanung übernehmen. Dies ist jedoch ein Irrglaube! Für die Erarbeitung eines guten Lichtkonzepts sollten stets professionelle Lichtplaner beauftragt werden.

Im Core, Oldenburg, kommt die smarte Lichtlösung Jilly zum Einsatz, die auf subtile Weise unterschiedliche Lichtstimmungen erzeugt. Abbildung: Lukas Palik
Wohin entwickelt sich Ihrer Meinung nach die Bürobeleuchtung in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Bestehende Büros in Europa werden – auch bedingt durch die Energieeffizienzverordnung (EnEV), die Öko-Design-Richtlinie und die RoHS-Richtlinie – von Nicht-LED-Leuchten auf LED-Leuchten umgerüstet. In der Regel ziehen diese Maßnahmen weitere Sanierungen hinsichtlich der Gebäudesteuerung nach sich. In Büroneubauten werden wir viele ausgefeilte und flexible Lichtkonzepte beobachten können, die intelligent gesteuert werden. Die Nutzung digitaler Lichtsteuerung im Sinne flexibler Lichtlösungen wird im Planungsprozess eine stärkere Rolle spielen.
Vielen Dank, Frau Monheim.
Die Fragen stellte Christian Marx