Frauen prägen die Designbranche, doch wenn es um ihre Sichtbarkeit, Führungsrollen und Entscheidungsgewalt geht, zeigt sich oft ein unausgewogenes Bild. Das will das internationale Netzwerk Women in Office Design (WOD) ändern.

Das Netzwerk Women in Office Design stärkt die Sichtbarkeit und Vernetzung von Frauen in der Designbranche. Abbildung: TheStandingDesk, Unsplash
2018 von der Innenarchitektin Harsha Kotak in London gegründet, bietet WOD eine Plattform für Architektinnen, Designerinnen, Planerinnen und weibliche Führungskräfte im Office- und Interior- Design. Ziel ist es, mit unterschiedlichen Formaten Frauen zu vernetzen, zu fördern und den fachlichen Austausch zu stärken. Die Initiative ist seit diesem Jahr auch in Deutschland aktiv.
Vorurteile abbauen
Eine, die das Netzwerk von Beginn an mitgestaltet hat, ist Soledat Berbegal, Board Member und Director of Brand Reputation beim spanischen Büromöbelhersteller Actiu. Ihr Engagement für mehr Gleichstellung und inklusive Räume zeigt, wie Veränderung gelingen kann – wenn Unternehmen Haltung zeigen. Ihr Ziel ist es, einen offenen Raum für Dialog, Inspiration und gegenseitige Unterstützung zu schaffen. „Es war eine simple, aber starke Überzeugung, die uns angetrieben hat: Zusammenarbeit ist der Schlüssel zu Innovation. Wir können gemeinsam mehr erreichen und schneller vorankommen, indem wir Menschen, die die gleichen Werte teilen, miteinander vernetzen“, so Berbegal.
Sie ist vom Potenzial des Netzwerks überzeugt. Denn nach wie vor besteht eine der größten Herausforderungen in Hinblick auf Gleichstellung darin, unbewusste Vorurteile und traditionelle Machtstrukturen zu durchbrechen. Hier setzt WOD an: Die Organisation schafft Orte der Selbstermächtigung – in einer Branche, in der Führungsebenen noch immer häufig männlich dominiert sind. Ein entscheidender Faktor für die Stärkung beruflicher Perspektiven von Frauen besteht laut Berbegal im Mentoring und dem Knüpfen von Netzwerken. Auch für ihre persönliche Entwicklung und ihre Arbeit im Familienunternehmen waren diese Komponenten wichtig. Sie hat gelernt, wie wichtig emotionale Intelligenz und Kommunikation sind und wie einfühlsame, werteorientierte und zugleich entschlossene Führung aussehen kann.
Von anderen lernen
Heute versucht sie, genau das weiterzugeben, indem sie junge Frauen auf ihrem Weg unterstützt. Ihr Rat: „Zögern Sie nicht, bei Kolleginnen und Instituten nach Unterstützung zu suchen. Umgeben Sie sich mit Menschen, die Sie inspirieren und anspornen, das Beste aus sich herauszuholen. Stellen Sie Fragen, zeigen Sie Neugier und seien Sie rücksichtsvoll im Umgang mit anderen.“ Dabei müssen auch Männer zur Veränderung beitragen – nicht nur als stille Unterstützer, sondern als aktive Verbündete, die Vorurteile hinterfragen, weibliche Talente fördern und Raum für vielfältige Stimmen schaffen. Berbegal ist davon überzeugt, dass Diversität und weibliche Führung keine Selbstzwecke sind, sondern eine Bereicherung für die gesamte Möbelindustrie darstellen. Female Leadership bringe mehr Empathie, langfristiges Denken und echte Zusammenarbeit in die Office-Welt – entscheidende Qualitäten, um Räume zu gestalten, die sich für alle eignen.