In seiner Kolumne erläutert Michael Hartwig, CEO von ebuero und eGroup, warum gute Organisation und Planung die Basis für effiziente Wissensarbeit bilden. Im vierten Teil beschreibt er, wie sich der disruptive Wandel der Arbeitswelt im Zuge von New Work auch nachhaltig gestalten lässt.
Nachhaltigkeit wird häufig mit Energiesparmaßnahmen oder plastikfreien Produkten assoziiert. Die Klimakrise und die aktuelle Energieknappheit haben das Thema nun auch für breite Bevölkerungskreise relevant gemacht. Doch Nachhaltigkeit hat mehr Dimensionen, die unser Leben und unsere Welt besser und gerechter machen. Nachhaltigkeit ist auch ein wichtiges Thema, wenn es um New Work und den Ausbruch aus alten Arbeitsstrukturen geht.
Das Kürzel ESG hat sich auch im Deutschen für Nachhaltigkeit etabliert und steht für die Aspekte Environmental, Social und Corporate Governance. Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit lassen sich also in die Themen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung unterteilen. Doch in welchem Zusammenhang stehen New Work und Nachhaltigkeit? Neue Formen der Arbeit und neue Dienstleistungsmodelle können einen Beitrag dazu leisten, die ESG-Strategie eines Unternehmens umzusetzen, alte Strukturen aufzubrechen und neue Mitarbeitende für sich zu gewinnen.
New Work: Flexibilität, Ortsunabhängigkeit, Eigenverantwortung
Bevor man sich die Auswirkungen von New Work auf eine nachhaltigere Welt anschaut, ist zu klären, was New Work sein soll. Mit dem Begriff wird unter anderem die Sinnhaftigkeit des Tuns und die eigenverantwortliche Arbeit der Mitarbeitenden in den Fokus gerückt. Insbesondere der zweite Aspekt ist – befeuert von der Coronapandemie – schnell zum Alltag geworden. Arbeiten von zu Hause oder in Coworking Spaces wurde quasi über Nacht zur funktionierenden Realität. Das Unmögliche wurde möglich. Ein Vorteil, den sich Mitarbeitende nicht mehr nehmen lassen wollen und der angesichts des drastischen Fachkräftemangels zum Asset für die Arbeitgeberseite avancierte. Dies lässt sich auch durch Zahlen belegen.
Eine Studie der DAK in Hessen kommt zu dem Ergebnis, dass 58 Prozent aller befragten Beschäftigten zumindest die Hälfte der Arbeitszeit gern weiterhin im Homeoffice arbeiten möchten. Damit nicht genug. Eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, bei der 16.000 Mitarbeitende aus 16 Ländern befragt wurden, resümiert, dass 54 Prozent der Befragten ihr bestehendes Arbeitsverhältnis kündigen würden, wenn der Arbeitgeber nach der Krise keine Flexibilität bezüglich Arbeitszeit und Arbeitsort mehr bieten würde.
Konkrete Maßnahmen für die Arbeitswelt im Wandel
Die geänderte Arbeitsweise bringt auch eine Reihe von technischen und organisatorischen Umbrüchen mit sich. Viele Firmen setzen auf Kollaborationstools wie beispielsweise Slack und Asana und ermöglichen so effiziente Projektarbeit von überall ohne viele Abspracheschleifen. Darüber hinaus hat sich in zahlreichen Unternehmen ein ausgelagertes Telefonsekretariat, wie es zum Beispiel ebuero anbietet, etabliert. Der Vorteil: Während Mitarbeitende ungestört und flexibel arbeiten können, werden eingehende Telefonate stets im Namen der Firma entgegengenommen und – wenn gewünscht – erste Fragen beantwortet. Die eingehenden Anrufe werden erfasst und können von den zuständigen Mitarbeitenden gebündelt und effizient beantwortet werden. Auf diese Weise werden Wissensarbeiter nicht aus ihrer Konzentration gerissen. Sie können darüber hinaus flexibel arbeiten, ohne dass der Kundenkontakt leidet. Das Ergebnis: Die Arbeit wird als produktiv und sinnhaft empfunden – ein Aspekt, der fest mit der DNA von New Work verbunden ist.
Doch nicht nur digitale Tools sorgen für einen Umbruch. Auch das Büro, wie vielleicht alle OFFICE-ROXX-Leser es kennen, ist ein Auslaufmodell. Stattdessen setzen Firmen auf Coworking Spaces, die den Radius potenzieller Mitarbeitender nicht nur auf das unmittelbare Einzugsgebiet des Unternehmens beschränken, sondern auch noch ein zusätzliches Plus an Flexibilität für Wissensarbeiter bieten. Doch wie lässt sich der disruptive Wandel der Arbeitswelt hin zu räumlicher und zeitlicher Flexibilität auch nachhaltig gestalten und welche sozialen und gesellschaftlichen Fortschritte können damit einhergehen?
E wie Energiesparen
Gerade beim Punkt Energiesparen und der Schonung von Ressourcen ist die Situation komplex. Während früher Einigkeit darüber herrschte, dass jeder Tag ein Präsenztag im Büro sein muss, der für viele Arbeitnehmer mit aufwendigem Pendeln einherging, hat New Work diese Ansicht verändert. Angesichts steigender Mietpreise ziehen viele Menschen seit 2018 wieder aus dem Zentrum in das Umland. Das hat aufgrund der steigenden Energiekosten höhere Mobilitätsausgaben, einen Verlust an Freizeit und eine schlechtere CO2-Bilanz zur Folge. Es liegt auf der Hand: Wer nicht täglich pendeln muss, schont die Umwelt und spart Zeit und Geld. Ein Umstand, der nicht nur unserer Umwelt, sondern auch der persönlichen Zufriedenheit der Mitarbeitenden zugutekommt.
S wie soziale Verantwortung
Weniger offensichtlich, aber nicht weniger bedeutend, sind die Auswirkungen von New Work-Modellen auf Chancengleichheit, Diversität und Inklusion. Die durch New Work gewonnene Flexibilität bedeutet im Idealfall nicht nur eine größere Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Sie kann auch der Hebel sein, der gesellschaftliche Probleme löst, indem alte Strukturen aufgebrochen werden. New Work kommt dabei also nicht nur die Rolle zu, Arbeitsbedingungen zu verbessern. In vielen Fällen schafft es erst die Bedingungen, die es mehr Menschen ermöglichen, zu arbeiten.
Ein Beispiel: Möchten Eltern nach der Elternzeit in Teilzeit arbeiten, scheiterte es früher häufig an mangelnder Flexibilität des Arbeitsverhältnisses oder der räumlichen Entfernung. Ein Problem, das beide Elternteile betreffen kann, statistisch aber häufiger auf Frauen zutraf. New Work kann Bedingungen schaffen, die Familie und Beruf miteinander vereinbaren.
Auch andere Barrieren lassen sich mit flexiblen New-Work-Modellen abbauen. Menschen mit Behinderungen scheitern nicht mehr an Barrieren im Büro oder sogar schon auf dem Weg dorthin. New Work bedeutet in dieser Hinsicht auch Inklusion – indem derartige Barrieren abgebaut und vermeintliche Grenzen überwunden werden. Moderne digitale Tools machen nicht nur den Arbeitsalltag flexibler, sondern sorgen auch dafür, dass ein weiterer Personenkreis zu den potenziellen Mitarbeitenden eines Unternehmens gehört. Angesichts des sich stetig zuspitzenden Fachkräftemangels eine Win-win-Situation für Bewerber und Unternehmen.
G wie gute Unternehmenskultur
Eine gute Unternehmenskultur, ausgerichtet an New Work, kann als Sinnbild der verantwortungsvollen Unternehmensführung angesehen werden. Hierbei bieten sich zwei Betrachtungsweisen an: Zum einen ist die Bewertung des Unternehmens als verantwortungsvoll durch die eigenen Mitarbeitenden ein wichtiger Faktor, der einem Unternehmen lange Mitarbeiterzugehörigkeit sichert. Der andere Blickwinkel von Verantwortungsbewusstsein und Nachhaltigkeit ist die Bewertung von außen. Hier wirken die ESG-Dimensionen positiv auf das Unternehmensimage. Denn eine mit New Work konsequent umgesetzte ESG-Strategie bewirkt nachhaltig positive Effekte für die Gesamtorganisation, die Gesellschaft und die Natur.
Fazit:
Die drei Dimensionen von Nachhaltigkeit lassen sich auch für die Neuausrichtung eines Unternehmens nach den Maßstäben von New Work fruchtbar machen. Für viele Unternehmen geht es darum, wie sie sich die flexiblere Arbeit im Sinne von New Work und im Rahmen der ESG-Strategie zunutze machen können. Die Anwendungsmöglichkeiten moderner Kollaborationstools oder auch Telefonsekretariate sind vielschichtig und weitreichend. Gemeinsam mit der Flexibilisierung der Arbeit kann New Work ein echter Nachhaltigkeitsfaktor sein, der einen Beitrag für die Umwelt, die soziale Verantwortung und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung leistet.
Michael Hartwig, CEO, ebuero AG und eGroup. |