Gesunderhaltendes Arbeiten kam während der Pandemie im Homeoffice oft zu kurz. Am Institut für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld hat Regina Urich untersucht, wie sich ein gesundheitsförderliches Homeoffice für Unternehmen etablieren lässt.
Hybrid Work ist kein Übergangsphänomen, sondern Teil eines epochalen Umbruchs. Das zeigt unter anderem eine Längsschnittstudie der Universität St. Gallen: Durch die Pandemie beschleunigt stieg der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice im Jahr 2020 auf 46 Prozent und im Jahr 2021 sogar auf 56 Prozent. Doch wie wird das Homeoffice gesundheitsförderlich gestaltet?
Voraussetzungen für ein gesundheitsförderliches Arbeitsklima
#1 Offenheit: Wichtig ist, aufgeschlossen gegenüber dem Thema Gesundheit zu sein, sowohl vonseiten des Unternehmers als auch vonseiten der Mitarbeitenden.
#2 Führungskräfte als Promotoren: Vorgesetzte treten als glaubwürdige Promotoren für das Thema Gesundheit auf. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist hierbei ebenso wichtig wie die aktive Einbindung der Mitarbeitenden. Weiterhin sollten Führungskräfte eine Vision für die digitale Transformation verfolgen und diese im besten Falle auch vorleben.
Vier Schritte zum gesundheitsförderlichen Homeoffice
#1 Aufbau und Förderung von Gesundheitskompetenz: Die Beschäftigten werden zu gesunder und produktiver Arbeit im Homeoffice informiert und für diese sensibilisiert. Ziel ist es, Gesundheitsinformationen finden, verstehen, beurteilen und anwenden zu können, um im Alltag die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Die Mitarbeitenden lernen, wie sie ihre persönliche Resilienz optimieren.
#2 Identifizierung von Belastungsfaktoren: In einer anonymen Befragung wird die subjektive Ausprägung der psychischen und physischen Belastungsfaktoren der Mitarbeitenden im Homeoffice erhoben.
#3 Mitarbeiter-Workshop: Basierend auf der Befragung erarbeiten alle Mitarbeitenden mit wissenschaftlicher Begleitung Maßnahmen, die gesundheitsförderlich für die mobile Arbeit sind. Wichtig dabei ist, dass die individuellen Fähigkeiten sowie Ressourcen der Menschen auf der „Verhaltensebene“ und strukturelle Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen betreffen, auf der „Verhältnisebene“ berücksichtigt werden.
Verhaltenspräventive Maßnahmen
- Planung des Arbeitsalltags: am Vortag strukturieren und auf Puffer achten.
- Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben: eine Balance zwischen Berufs- und Privatleben finden, damit sich beide nicht zu sehr vermischen und private Ablenkungen im Rahmen bleiben.
- Gesunde Arbeitszeiten: die Höchstdauer der täglichen Arbeitszeit im Blick behalten und eine Tätigkeit zu arbeitsuntypischen Zeiten vermeiden.
- Pausengestaltung: feste Arbeitspausen planen und einhalten, dabei auf Bewegung achten.
- Kontaktpflege zu Kollegen: regelmäßige Telefonate oder Videokonferenzen anregen und Teamgespräche an Präsenztagen im Unternehmen planen, um den fehlenden persönlichen Kontakt zu Kollegen auszugleichen.
- Sichtbarkeit und Anerkennung: weiterhin durch Bürotage sichtbar und bei relevanten Terminen präsent sein.
- Absprachen und Routinen zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten.
- Arbeit im Homeoffice reflektieren: Ablauf, Arbeitsmittel und Kompetenzen zum gesundheitsgerechten Arbeiten kritisch überprüfen und mit Vorgesetzten diskutieren.
Verhältnispräventive Maßnahmen:
- Gute räumliche Rahmenbedingungen: Arbeitsplatz bewerten (Licht, Raumklima, Lärm und andere Störquellen).
- Geeignete Arbeitsmittel: Technische Ausstattung und Mobiliar im Homeoffice sollten genauso ergonomisch sein wie im Büro.
#4 Ableitung gesundheitsförderlicher Angebote:
Die erarbeiteten Maßnahmen werden sukzessive umgesetzt. Zudem bieten die Führungskräfte überlasteten Mitarbeitenden ihre Unterstützung an. Die Begleitung der Maßnahmen erfolgt durch eine gesundheitswissenschaftliche Beratung und bei Bedarf durch einen Psychologen. Die Evaluation des Erfolgs wird anhand festgelegter Benchmarks wie Daten zur Arbeitsunfähigkeit, Überstunden- und Fluktuationsquoten, Betriebszugehörigkeit, Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit gemessen.
Positive Auswirkungen
Es ist zu erwarten, dass die Beschäftigten die erarbeiteten Maßnahmen umsetzen und frühzeitig erkennen, welche Verhaltensweisen sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken. Sie fühlen sich mit den erarbeiteten Maßnahmen gut gerüstet für ein gesundes Arbeiten von zu Hause. Sicherlich erhöht das Projekt nachhaltig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und stärkt die Bindung mit dem Unternehmen. Ein Arbeitgeber, der seine Mitarbeitenden in hohem Maße wertschätzt und eine gesundheitsförderliche Kultur vorlebt, ist ein attraktiver Arbeitgeber. Dabei spielt die Verankerung des Bausteins Gesundheit in der Unternehmensstrategie samt Gesundheitsförderung eine entscheidende Rolle: Eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur muss mit Überzeugung vorgelebt werden.
Regina Urich, M.A. Communications, Media & PR, |
Ausführlich hat Regina Urich ihren Ansatz zur Etablierung eines gesundheitsförderlichen Homeoffice in Unternehmen mit digitalem Geschäftsmodell (InsurTech) in dieser Arbeit beschreiben.