Der Hersteller von Video- und Audiolösungen Poly hat in einer Studie die gegenwärtige Weiterentwicklung des Arbeitsplatzes hin zu einem hybriden Modell untersucht. Im Fokus standen Einstellungen und Verhaltensweisen der Beschäftigten – von der Arbeitskultur über Frustration bis hin zu Lärmbelastung.
Die Studie „Evolution des Arbeitsplatzes“ basiert auf einer Umfrage unter 7.260 sogenannten Hybrid-Arbeitnehmern in Europa und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten flexible Arbeitszeiten befürworten. Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich Diskriminierung und beruflicher Entwicklung.
Probleme hybriden Arbeitens adressieren
Für 58 Prozent der Arbeitnehmer bedeutet die Zunahme des Homeoffice, dass sie immer erreichbar sind und nicht abschalten können. Dazu Paul Clark, Senior Vice President of EMEA Sales bei Poly: „Viele genießen die Vorteile des hybriden Arbeitens, etwa eine verbesserte Work-Life-Balance, Ruhepausen und Zeit für die Familie. Andere fühlen sich ausgegrenzt und abgekoppelt. So sind beispielsweise 52 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Hybrid- oder Heimarbeiter diskriminiert oder anders behandelt werden könnten als Mitarbeiter, die Vollzeit im Büro sind. Zudem befürchten 42 Prozent der Befragten, dass sie bei ihrer Rückkehr ins Büro dem Lärm durch Kollegen ausgesetzt sind. Besonders belastet fühlt sich die jüngere Generation, von der viele während des Umbruchs erst ins Berufsleben eingetreten sind. Von 62 Prozent der Befragten, die noch nicht in ihrem neuen Büro gewesen sind, sagen 72 Prozent, dass sie der Gedanke daran nachts wachhält. Diese Probleme gilt es zu adressieren, wenn hybride Arbeitsmodelle ein Erfolg werden sollen.“
Vor- und Nachteile hybrider Arbeitsmodelle
Hybrides Arbeiten ist auf dem Vormarsch. 82 Prozent der Befragten beabsichtigen, in Zukunft mindestens einen Tag pro Woche im Homeoffice zu bleiben. 54 Prozent planen, ihre Zeit gleichmäßig zwischen Büro und zu Hause aufzuteilen. 69 Prozent der Befragten gaben an, dass der Arbeitstag nicht mehr unbedingt von 9 bis 17 Uhr dauern muss. Auf die Frage nach den Vorteilen des Homeoffice waren die drei meistgenannten Antworten: Vermeidung langer Arbeitswege, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie weniger Stress. Auf die Frage, was sie an der Arbeit von zu Hause vermissen, nannten die Befragten vor allem Ruhepausen, die Zeit mit der Familie und den pünktlichen Feierabend.
Obwohl viele Arbeitnehmer von den Vorteilen profitieren, verläuft der Übergang zum Homeoffice nicht überall reibungslos. Als größten Nachteil empfinden die Befragten, dass sie weniger Spaß mit ihren Kollegen haben. Als zweitgrößter Nachteil wurde die Erwartungshaltung genannt, auch außerhalb der Arbeitszeit für ihr Unternehmen tätig sein zu müssen. Die Ergebnisse zeigen zudem:
- Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit, mangelnde IT-Unterstützung und fehlende Ausrüstung gehören zu den fünf größten Nachteilen im Homeoffice.
- 47 Prozent befürchten, bei der Arbeit von zu Hause zu wenig von Kollegen und Vorgesetzten zu lernen.
- 52 Prozent glauben, dass Hybrid- oder Heimarbeiter diskriminiert oder anders behandelt werden könnten als Mitarbeitende, die vor Ort im Büro sind.
Die künftige Rolle des Büros
Die Untersuchung zeigt, dass die Rückkehr ins Büro mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet wird. Viele vermissen den Kontakt zu Kollegen und Kunden. Einige befürchten jedoch, dass ihre Leistung im Büro abnehmen wird. Ein besonderes Problem für zurückkehrende Arbeitnehmer ist die Lärmbelastung:
- 56 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass der Lärmpegel ihre Produktivität negativ beeinflusst.
- 42 Prozent befürchten, dass es sie wütend machen könnte, wenn Kollegen zu laut sind.
- 60 Prozent glauben, dass laute Kollegen ihre Konzentration negativ beeinflussen.
- Aber: 34 Prozent kehren gern ins Büro zurück, weil sie damit dem Lärm zu Hause entfliehen können.
Trotz vieler Bedenken freuen sich die Arbeitnehmer auf mehr zwischenmenschliche Kontakte im Büro oder Mittagessen mit Kunden und Kollegen. Auch die Rolle des Büros wird sich verändern, wie die Umfrage zeigt. So wollen die meisten Mitarbeitenden das Office künftig vor allem für Brainstormings, die Zusammenarbeit mit Kollegen und Besprechungen nutzen. Ein weiterer Grund für die Rückkehr in die Präsenz ist der Zugang zu besserer Ausrüstung.
Auswirkungen des hybriden Arbeitens auf junge Beschäftigte
Die Studienergebnisse verdeutlichen, wie sich die Fernarbeit auf junge Arbeitnehmer auswirkt. Viele haben Bedenken, zurückzukehren. Zwei Fünftel der Befragten waren bislang nicht in der Lage, ihr neues Büro zu besuchen – entweder weil das Unternehmen umgezogen ist oder weil sie während der Pandemie angefangen haben. Bei den 18 bis 24-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 62 Prozent.
- 52 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 24 Jahren befürchten, dass sich die Fernarbeit negativ auf ihre Entwicklung und ihr berufliches Fortkommen auswirkt.
- 53 Prozent der 18- bis 24-Jährigen machen sich Sorgen, dass sie durch die Arbeit im Homeoffice weniger gut in der Lage sein könnten, effektiv mit Kollegen zu kommunizieren.
- 50 Prozent der jungen Arbeitnehmer befürchten, dass sie die Kunst des Smalltalks verlernt haben.
Überlegte Gestaltung eines hybriden Arbeitsmodells
Poly rät Unternehmen, den Übergang zum hybriden Arbeitens überlegt zu gestalten. Die wichtigsten Empfehlungen:
- Die Persönlichkeitstypen und Arbeitsstilpräferenzen der Mitarbeitenden müssen verstanden und berücksichtigt werden, damit jeder so arbeiten kann, wie er will.
- Um überall arbeiten zu können, müssen die Mitarbeitenden über die richtigen Tools verfügen. Videokonferenzen haben sich mittlerweile zum Standard für die Zusammenarbeit von Teams entwickelt.
- Zentralisierte Besprechungsräume sollten modernisiert und eine standortunabhängige Zusammenarbeit ermöglicht werden.