Zu wenige der heutigen Produkte sind für eine zirkuläre Wirtschaft geeignet. Wie durch die Auswahl kreislauffähiger Materialien im Büro die Umwelt geschont und die Mitarbeitergesundheit positiv beeinflusst werden kann, erklärt Nora Sophie Griefahn von Cradle to Cradle NGO.
Wir Menschen befinden uns rund 90 Prozent unserer Zeit in Innenräumen. Zeit, die wir in einer gesunden Umgebung verbringen wollen, auch im Büro oder Homeoffice. Allerdings ist die Luft in Innenräumen meist um ein Vielfaches schlechter als außen. Das liegt auch an der Beschaffenheit der Produkte und Materialien, die uns dort umgeben. Bauprodukte und Ausstattungsgegenstände wie Teppiche, Möbel und Wandfarben setzen flüchtige organische Verbindungen frei. Diese können gesundheitliche Schäden wie Atemwegsreizungen oder Allergien hervorrufen. Gleichzeitig führt schlechte Produktqualität dazu, dass die Gegenstände nach ihrer Nutzung größtenteils zu Müll werden. Wertvolle Ressourcen werden dadurch verschwendet. Zu wenige Produkte sind heute so designt, dass sie als Verbrauchsgegenstände biologisch abbaubar oder als Gebrauchsgegenstände ohne Qualitätsverlust recycelbar sind.
Erlebbare Innovationen
Cradle to Cradle (C2C) zeigt, dass es anders geht. Durch die Auswahl kreislauffähiger Materialien und die Verwendung ausschließlich nicht-schädlicher Stoffe können wir es nicht nur vermeiden, der Umwelt zu schaden, wir können sie sogar positiv beeinflussen. Als Cradle to Cradle NGO haben wir eine ehemalige Apotheke in einem Berliner Plattenbau nach C2C-Kriterien saniert. Entstanden ist ein Bildungszentrum, das rund 20 Mitarbeitenden als Büro dient und C2C-Innovationen erlebbar macht.
Die im C2C Lab verlegten Teppiche binden acht Mal mehr Feinstaub als andere Teppiche. Sie können als Fliesen ohne Verklebung verlegt werden und sind rückstandslos vom Boden trennbar. Der Hersteller nimmt die Fliesen nach dem Gebrauch zurück, recycelt die Ausgangsmaterialien und stellt daraus neue Teppichfliesen her. Auch schadstofffreie PVB-, Holzparkett- und Linoleum-Böden gibt es mit Rücknahme- und Recyclingsystem.
Raumklima und Recycling
Wand- und Deckenplatten aus Holz, Sand sowie Kreide sorgen darüber hinaus für eine gute Akustik und ein gutes Raumklima. Dazu tragen auch Farben und Lacke bei, die keine giftigen Stoffe ausgasen. Platten wie Farben können kompostiert werden und fügen dem Boden so Nährstoffe hinzu. Bei C2C-Bürostühlen sind Kunststoffrahmen und Stoff inklusive Polsterung rückstandslos trennbar und recycelbar. Aus abgenutzten Rollen oder Armlehnen werden neue hergestellt.
Messbare Verbesserungen
Dass ein nach C2C-Kriterien eingerichtetes Büro messbare Verbesserungen bringt, zeigt das 2016 fertiggestellte Rathaus in Venlo mit 620 Arbeitsplätzen. Binnen eines Jahres sank der Krankenstand gegenüber dem vorherigen Gebäude um zwei Prozent – ein direkter finanzieller Nutzen für die Stadt. Die Einrichtung nach C2C ist nicht nur ein Hebel, um Arbeitsräume für Menschen und Umwelt gesund zu machen. Sie kann auch zur dringend benötigten Transformation von einer linearen zu einer zirkulären Wirtschaft beitragen.
Nora Sophie Griefahn Geschäftsführende Vorständin, |
Digital Green Office Summit
Save the date: Ab 19. April 2021 laden wir zu einem interessanten Vortragsprogramm ein. Thema unseres diesjährigen Bürotrendforums, das ausschließlich digital stattfindet, ist das ökologisch nachhaltige Büro. Die renommierten Referenten betrachten das Feld der ökologischen Nachhaltigkeit wesentlich aus diesen Blickwinkeln: Was wird, was kann und was muss getan werden, um nachhaltig zu produzieren, zu beschaffen und zu nutzen? Auf OFFICE-ROXX.DE/Green2021 können die Vorträge dann dauerhaft und kostenfrei 24/7 aufgerufen werden. Tim Janßen, geschäftsführender Vorstand von Cradle to Cradle NGO, wird das C2C Lab vorstellen.