New Work meint mehr als nur neue Büromöbel. Das Thema hat auch eine kulturelle und mediale Dimension. Malte Tschörtner, geschäftsführender Gesellschafter des Architektur- und Beratungsunternehmens CSMM, erläutert sie.
Natürlich sind moderne Büros schön. Mitarbeiter wollen sich mit ihrer Arbeitsumgebung identifizieren. Doch New Work ist mehr als eine schöne Oberfläche. Dass Büros heute so aussehen wie sie aussehen, ist der Tatsache geschuldet, dass die Bedürfnisse der Angestellten in den Mittelpunkt gestellt werden. Arbeitswelten werden endlich als Teil des Prozesses gesehen und nicht nur als Ort des Prozesses. Das ist ein Paradigmenwechsel. Zukunftsorientierte Unternehmer wissen, was Studien zuletzt belegt haben: Eine Büroumgebung, die den Mitarbeitern Spaß macht, sorgt für Leistung und Motivation.
Virtueller Rundgang durch neue Büroflächen
Die Bereitstellung neuer Büroflächen wird zunehmend verknüpft mit der Realisierung einer maßgeschneiderten Arbeitswelt. Virtual Reality spielt dabei eine wichtige Rolle. Hochauflösende Brillen und Bildschirme ermöglichen es den Angestellten, vorab durch ein neues Bürogebäude zu laufen. Sie können räumliche Dimensionen einschätzen und Perspektiven wechseln. Vor allem können sie Ausstattungselemente wie Trennwände oder Oberflächen anpassen und individualisieren. Analog zum Konfigurator beim Autokauf ist so die Bürokonfiguration in Echtzeit möglich.
Um die Immobilie vorab erlebbar zu machen, funktionieren immer öfter Marketing-Lounges als dreidimensionales Moodboard. Als Raumcollage vermittelt es das Farb- und Materialkonzept, haptische Oberflächenqualitäten sowie die Wertigkeit des Objekts. Die Lounges müssen dabei kein Abbild des projektierten Gebäudes darstellen oder den Musterausbau des Büros vorwegnehmen. Vielmehr wird ein inszenierter Ort kreiert, der Atmosphäre schafft und die Identität der künftigen Immobilie räumlich und taktil umsetzt.
Nur die Flexibilität darf in Stein gemeißelt sein
Der Vorteil so konzipierter Gebäude: Sie lassen sich flexibel an veränderte Bedürfnisse anpassen und können sich verändernde technische Parameter erfüllen. Berater und Architekten bilden heute verschiedene mögliche Organisationsformen bereits im Grundriss ab. Dazu spielen sie verschiedene Entwicklungsszenarien eines Unternehmens durch: Wie könnte sich dessen Größe verändern? Wie könnten dies Kommunikationswege und Arbeitsabläufe tun? Wie kann der Raum unkompliziert auf neue Anforderungen eingestellt werden? Das einzige, was heute bei einem Bürokonzept in Stein gemeißelt sein darf, ist seine Flexibilität.
Plattformen für die Entfaltung der Nutzer
Gewerbeimmobilien werden im Jahr 2020 weniger Architekturprodukte sein als vielmehr Plattformen, auf denen sich die Nutzer entfalten. Raumkonzepte verschmelzen mit den Mitarbeitern zum Arbeitsergebnis, indem sie wie Dopamin für das Gehirn der Angestellten wirken. Das Büro wird zur Metapher.
Dipl-Ing. Malte Tschörtner,Architekt und geschäftsführender Gesellschafter, CSMM. |