Der Begriff New Work ist gefühlt nicht mehr ganz so präsent wie zu seiner Hochzeit. Dass das Thema dennoch nichts von seiner Bedeutung verloren hat, weiß Barbara Blenski, Präsidentin des Bundesverbands New Work e.V. Ein Gespräch über die Bedeutung von New Work, moderne Büros und vieles mehr.

Barbara Blenski, Präsidentin Bundesverband New Work e.V. bundesverbandnewwork.de. Abbildung: Bundesverband New Work e.V.
OFFICE ROXX: Frau Blenski, wann ist der Bundesverband New Work e.V. entstanden und was sind seine Ziele?
Barbara Blenski: Der Bundesverband New Work ist 2023 aus der Community-Bewegung Big & Growing entstanden. Es brauchte eine unabhängige Plattform für Unternehmen und Organisationen, um sich für die Weiterentwicklung zukünftiger Arbeitswelten einzusetzen. New Work sollte nicht nur mit kreativen Methoden in Verbindung gebracht werden, sondern als ernsthafte, systemische Antwort auf die Herausforderungen der heutigen – und zukünftigen – Arbeitswelt verstanden werden.
Wie viele Mitglieder hat der Verband aktuell und wer kann Mitglied werden?
Wir sind noch im Aufbau und haben derzeit über 80 Mitglieder in ganz Deutschland. Eine deutlich größere Zahl von Interessierten verfolgt unsere Aktivitäten und nimmt an offenen Veranstaltungen teil. Mitgliedschaften sind für Organisationen oder Einzelpersonen möglich.
Das Thema New Work ist ein weites Feld. Was bedeutet es für Sie?
Wir verstehen New Work als Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften und für eine Arbeitswelt, in der Organisationen und Menschen gemeinsam wachsen. Es geht um die stetige Anpassung der Arbeitskulturen an neue Bedingungen, wie veränderte Märkte, Technologien und Gegebenheiten. Dabei steht der Mensch mit seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen im Zentrum. Wir fördern eine Arbeitswelt, die von Sinn, Flexibilität, Verantwortung und nachhaltigem Erfolg geprägt ist. Eine Arbeitswelt, in der individuelle Entfaltung möglich ist und gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit der Organisation gestärkt wird.
Ein konkretes Beispiel ist, dass sich durch die Digitalisierung und die Nutzung von KI die Art des Arbeitens und vor allem die Art der Zusammenarbeit stark verändern. Daher müssen beispielsweise Prozesse und Führungsverhalten angepasst werden. Dabei geht es um Innovation und Erfolg im Unternehmen sowie um die Wahrung der Gesundheit der Mitarbeitenden. Wir sehen seit Jahren extrem hohe Krankenstände. Diese sind ein wichtiger Indikator dafür, wie schlecht wir die Arbeitskultur an veränderte Bedingungen angepasst haben. Mit der New-Work-Haltung und den Best-Practice-Cases, die wir auch in unseren Veranstaltungen vorstellen, wollen wir diese Situation positiv verändern.

Die offenen Veranstaltungen des Bundesverbands New Work e. V. ziehen zahlreiche Interessierte an. Abbildung: Bundesverband New Work e.V.
Was macht für Sie ein New-Work-Office aus?
Das New-Work-Office orientiert sich an den Bedarfen der Mitarbeitenden und ihren jeweiligen Aufgaben. Es beinhaltet verschiedene Zonen für Einzelarbeit ebenso wie Zonen für Kollaboration. Ein solches Büro sollte ein Ort sein, an dem die Mitarbeitenden ihre Aufgaben effektiv erledigen und sich mit ihrem Team und Unternehmen identifizieren können. Diese Anforderungen an Lage, Struktur und Ausstattung sind in jedem Unternehmen unterschiedlich, sie spiegeln aber jeweils die Kultur des Unternehmens wider.
New Work wurde gelegentlich als No Work missverstanden. Auch deshalb sprechen manche nun lieber von Future of Work. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Der Blick auf New Work war in der Vergangenheit häufig sehr eingeschränkt. Daher entstand bei Beobachtern gelegentlich der Eindruck, es handele sich lediglich um die eine oder andere kleine Maßnahme. Tatsächlich fließt hier aber ein breites Spektrum von Prinzipien zusammen. Dass verschiedene Begriffe verwendet werden, stört uns gar nicht. Wichtig ist, dass Erwartung und Haltung dahinter zusammenpassen.
Frithjof Bergmann prägte den Begriff New Work vor mehr als 40 Jahren. Was macht ihn heute noch aktuell?
Der Begriff wurde ursprünglich in einer Zeit der wirtschaftlichen Krise in der US-amerikanischen Automobilindustrie geprägt. Die Situation und die Arbeitsbedingungen waren damals andere als heute. Daher setzen wir inzwischen ganz andere Akzente. Die New-Work-Konzepte von heute messen sich nicht mehr an der damaligen Definition. Vielmehr entwickeln Unternehmen heute passende Konzepte für die Anforderungen der Zukunft. Und auch heute gibt es Krisen, für die New Work Lösungen anbieten kann.
Vielen Dank.
Die Fragen stellte Gerrit Krämer.




























































