Rund zwei Drittel der deutschen Unternehmen sehen sich laut einer Bitkom-Umfrage als Nachzügler bei der Digitalisierung. Wir sprachen mit Christoph Lubinus von Epson Deutschland, unter anderem über die Rolle von Scannern in einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie.
OFFICE ROXX: Herr Lubinus, warum sollten Unternehmen ihre Dokumente überhaupt digitalisieren?
Christoph Lubinus: Der Wettbewerbsdruck zwingt Unternehmen, Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen. Trotz aller Bemühungen, die Kommunikation zu digitalisieren, kommt das Medium Papier in der Geschäftswelt aber weiterhin als wichtiger Informationsträger zum Einsatz. Daran wird sich kurz- und mittelfristig auch nichts ändern. Das bedeutet für Unternehmen, dass sie durch den Einsatz von Scannern Dokumente digitalisieren müssen, um so die Verbindung zu den digitalen Workflows der Unternehmen zu schaffen.
Nun gibt es aber auch Multifunktionsgeräte ...
Ja, natürlich können auch diese zum Scannen verwendet werden. Im Regelfall sind ihre Scaneinheiten jedoch nur für die Digitalisierung von DIN-A4- oder DIN-A3-Dokumenten mit einem Gewicht von etwa 80 Gramm ausgelegt. Für Unternehmen, die nur ab und zu herkömmliche Dokumente scannen müssen, sind Multifunktionsgeräte in aller Regel ausreichend. Sollen aber größere Mengen oder auch Medien wie Plastikkarten, Visitenkarten oder Kassenbons in unterschiedlichen Formaten und Stärken verarbeitet werden, können das nur Dokumentenscanner leisten.

Mit Scannern können unterschiedlichste Dokumente direkt am Arbeitsplatz digitalisiert werden. Abbildung: Epson
Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen, in dem heterogenes Beleggut verarbeitet wird?
In fast jedem Unternehmen fallen zum Beispiel Reisekostenabrechnungen an. Zu den eingereichten Belegen gehören dann Hotelrechnungen, Taxiquittungen und Parkscheine auf Thermopapier, um nur einige zu nennen. Mit einem Dokumentenscanner können diese und andere Belege direkt digitalisiert werden, ohne sie vorher sortieren oder auf A4-Blätter kleben zu müssen.
Spielt das Homeoffice beim Thema Digitalisierung auch eine Rolle?
Ja, eine sehr große sogar. Auch wenn der Anteil des Homeoffice gerade wieder rückläufig ist, wird die Büroarbeit hybrid bleiben. Unternehmen stehen daher auch weiterhin vor der Herausforderung, ihren Mitarbeitern Informationen ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen. Dies kann effizient und datenschutzkonform nur durch die Digitalisierung von Dokumenten gelingen. Darüber hinaus positionieren sich digital aufgestellte Unternehmen als attraktive Arbeitgeber, weil sie ihren Mitarbeitern die Arbeit im Homeoffice ermöglichen.
Scanner sind ein wichtiger Bestandteil von Gesamtlösungen zur Prozessoptimierung“.
Christoph Lubinus,
Epson Deutschland GmbH.
Die Anschaffung eines Dokumentenscanners allein ist aber noch keine Digitalisierungsstrategie.
Ein sehr guter Punkt! Scanner sind nur ein Teil einer Gesamtlösung zur Prozessoptimierung. Mit der Digitalisierung von Papierdokumenten und ihrer Bereitstellung als PDF-Datei haben Unternehmen außer geringerem Platzbedarf und einem ortsunabhängigen, schnelleren Zugriff auf ihre Dokumente noch nicht viel gewonnen. Integrieren sie den Scanner jedoch nahtlos in ihre IT-Landschaft, können sie das Potenzial digitaler Prozesse voll ausschöpfen. Deshalb empfehlen wir immer, bei der Anschaffung von Scannern die Anbindung an IT-Systeme und die lokalen Prozesse zu beleuchten. Vielfach kann mit der Beschaffung des richtigen Scanners auch eine Rationalisierung von Prozessen erfolgen. Hier sei zum Beispiel die direkte Anbindung eines Epson-Scanners mittels Open Platform genannt.
Open Platform ist ein gutes Stichwort. Ihr Unternehmen hat kürzlich zwei neue Abteilungsscanner vorgestellt, die mit dem Open-Platform-Standard ausgestattet sind. Worum handelt es sich dabei?
Epson Open Platform ist eine Integrationsplattform, die bereits viele Tausend Male im Einsatz ist und auch für die Anbindung von Multifunktionsgeräten an IT-Systeme genutzt wird. Epson hat Open Platform im letzten Jahr auch in seine neuen Modelle WorkForce DS-800WN und WorkForce DS-900WN integriert. Dank Open Platform werden Epson-Scanner direkt aus einer Anwendung wie zum Beispiel einem Dokumentenmanagement-System heraus gesteuert. Sogar das Scanner-Display kann individuell durch zum Beispiel eine Archivierungssoftware angepasst werden. So können mit nur einem Knopfdruck komplexe Prozesse ausgelöst werden. Durch die Möglichkeit, Chipkartenleser zu integrieren, können auch individuelle Benutzeroberflächen realisiert werden. Das reduziert die Fehleranfälligkeit, weil jeder Benutzer dann nur in sein eigenes Postfach scannen kann. Auch können neue Softwarefunktionen mittels Open Platform in die Scanner integriert werden. Auf diese Weise sorgt Open Platform dafür, dass die Epson-Scanner mit zukünftigen Anforderungen mitwachsen.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Scannern und Open Platform an?
Epson hat eine Produktpalette von fast 40 unterschiedlichen Dokumentenscannern, die alle Bereiche abdecken, außer die Produktion. Entsprechend breit ist auch unsere Zielgruppe. Sie reicht von Privatanwendern über kleine und mittelständische Unternehmen wie Steuerberater, Rechtsanwälte oder Ärzte bis hin zu großen Unternehmen aus der Privatwirtschaft, Krankenhäusern und öffentliche Verwaltungen.
Bitte geben Sie uns abschließend noch einen Ausblick auf die weitere Entwicklung.
Scanner werden eine große Rolle bei der Digitalisierung spielen. Im Fokus stehen dabei aber weniger eine höhere Geschwindigkeit oder bessere Auflösungen, sondern ihre Integrierbarkeit und die Fähigkeit, sich an die vom Anwender eingesetzten Softwarelösungen anbinden zu lassen. Wir sind fest davon überzeugt, dass Unternehmen so am besten von der Digitalisierung profitieren. Deshalb steht die konsequente Nutzung von Open Platform ganz oben auf unserer Agenda. Was die allgemeine Marktentwicklung betrifft, gehen wir von einer Fortsetzung des robusten Absatzniveaus aus. Wir schätzen, dass im Jahr 2024 etwa 150.000 Dokumentenscanner in der DACH-Region verkauft wurden, was einer weiteren Steigerung von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.