Der ehemalige Basketballprofi und heutige Coach für Persönlichkeitsentwicklung Dominique Klein hat sich als Experte in der Beratung unter anderem von Top-Managern einen Namen gemacht. Im Interview spricht er unter anderem über die Unterschiede zwischen salonfähiger „Pop-Psychologie“ und echter Persönlichkeitsentwicklung.
OFFICE ROXX: Herr Klein, die sogenannte „moderne Spiritualität“ sowie psychologisches Grundwissen scheinen in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Ist das wirklich so oder handelt es sich eher um ein „Bubble-Denken“?
Dominique Klein: Es ist tatsächlich so, dass moderne Spiritualität und psychologisches Grundwissen in vielen Bereichen der Gesellschaft angekommen sind. Es handelt sich hierbei nicht nur um eine Wahrnehmung, sondern um eine nachweisbare Entwicklung. Zahlreiche Medientitel haben sich in den letzten Jahren an diesen Themen orientiert, was auf einen regelrechten Boom hinweist. Menschen sind heute viel offener, über ihre Herausforderungen zu sprechen, und diese Themen sind keine Nische mehr. Die Bewegung hat sich seit den Tagen der New Age- und Hippie-Kultur weiterentwickelt. Während Spiritualität früher eher ein Ausdruck von Rebellion und Friedensbewegung war, ist sie heute gemäßigter und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet im Mainstream angekommen.
Welche Unterschiede sehen Sie zwischen „Pop-Psychologie“ und echter Persönlichkeitsentwicklung? Und ist die Gen Z auch in diesem Bereich mehr „woke“ als die älteren Generationen?
Pop-Psychologie ist oft ein Teil des „Bubble-Denkens“ und macht die Idee von psychologischer Arbeit salonfähig, hat aber wenig mit echter Persönlichkeitsentwicklung zu tun. Echte Persönlichkeitsentwicklung ist eine innere Haltung und ein lebenslanger Prozess. Während Pop-Psychologie sich meist nach außen als Trend präsentiert, ist Persönlichkeitsentwicklung immer etwas sehr Persönliches und Unabhängiges von Trends. Die Gen Z hat zwar durch das digitale Zeitalter schneller Zugang zu Informationen, aber Zugang allein löst keine Probleme. Es bleibt nach wie vor notwendig, den Weg der eigenen Entwicklung bewusst zu gehen. Auch wenn der Zugang zu Wissen vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass die Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen automatisch gelöst sind. Das wachsende Bedürfnis nach Orientierung und die Tatsache, dass viele Jugendliche ohne klare Vorbilder aufwachsen, zeigt, dass Wissen allein nicht ausreicht.
Sie sprechen von einer „globalen Achtsamkeitscommunity“. Was ist die Vision dahinter?
Die Vision hinter unserer globalen Achtsamkeitscommunity ist es, einen gesellschaftlichen Wandel zu fördern. Es geht nicht darum, eine vorgefertigte Vorstellung davon zu haben, wie die Gesellschaft aussehen soll, sondern darum, diese gemeinsam zu formen. Wir sehen unsere Community als Prototyp für die Gesellschaft, die wir uns wünschen. Natürlich ist es nicht möglich, jeden zu erreichen, aber wir wollen einen Raum schaffen, in dem möglichst viele Menschen teilhaben und mitgestalten können.
Was sind die größten Herausforderungen und Chancen, wenn man versucht, eine solche Gemeinschaft zu schaffen, die über kulturelle, sprachliche und geografische Grenzen hinweg funktioniert?
Die größte Herausforderung besteht darin, die Gesellschaft als Ganzes zu erreichen und sicherzustellen, dass sie die Community auch wirklich kennenlernt. Dabei gilt es, kulturelle und sprachliche Unterschiede zu überwinden und eine gemeinsame Basis zu finden. Die Chancen liegen darin, eine vielfältige und integrative Gemeinschaft zu schaffen, die voneinander lernt und zusammenwächst.
Was sind die wichtigsten Werte und Prinzipien, die Sie in Ihrer Achtsamkeitscommunity fördern möchten?
Die Grundprinzipien unserer Achtsamkeitscommunity beinhalten, dass innere und äußere Entwicklung zusammengehören. Man muss zunächst an sich selbst arbeiten und die eigene innere Entwicklung vorantreiben, bevor man nach außen Veränderungen schaffen kann. Dies beantwortet auch die Frage, ob man selbst etwas in der Welt verändern kann. Wir fördern Werte wie Achtsamkeit, Geduld und Selbstreflexion und haben Community Manager, die dafür sorgen, dass diese Werte innerhalb der Gemeinschaft gelebt und gefördert werden.
Im September wurde Ihre Community-App „Mindful Tribe“ gelauncht. Welche Rolle spielen digitale Plattformen und soziale Medien beim Aufbau und der Pflege einer Achtsamkeitscommunity?
Soziale Medien sind der erste Kontaktpunkt, um Menschen zu erreichen und sie auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen. Sie dienen als Entry Point für Interessierte, durch Anzeigen und Webinare. Unsere Community selbst ist auf unserer eigens entwickelten digitalen Plattform (Mindful Tribe) aufgebaut, die neben einem kuratierten Kurs für Persönlichkeitsentwicklung auch Chats, Zugang zu Live-Events und Interaktionen ermöglicht. Zusätzlich dient unsere Plattform, um unsere Mitglieder auch nach den Live-Seminaren zu begleiten und eine tiefere und nachhaltige Veränderung zu ermöglichen.
Wie stehen Sie zum Thema Kosten im Zusammenhang mit mentaler Gesundheit?
Für uns soll es niemals am Geld scheitern. Wir glauben, dass finanzielle Mittel keine Ausrede sein sollten, nicht an unseren Angeboten teilzunehmen. Es geht darum, sich selbst wert zu sein und die richtigen Prioritäten zu setzen. Mentales und emotionales Wachstum sollte für alle zugänglich sein, unabhängig vom finanziellen Hintergrund.