In der ersten Oktoberhälfte haben wir die OFFICE-ROXX-Blog-Leserschaft gefragt, wie es um die Geräuschkulisse in ihren Büros bestellt ist. Es handelte sich um die bereits dritte Umfrage im Auftrag der Akustikaktion „Quiet please!“ Bereits 2021 und 2023 ließen die Ergebnisse aufhorchen – genauso wie in diesem Jahr.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) fahren Büroangestellte in den deutschen Metropolen 2024 wieder häufiger zur Arbeit ins Unternehmen, im Schnitt an 3,6 Tagen pro Woche. 2019 war es mit rund vier Tagen nur wenig mehr. Viele Großraumbüros, die während der Coronapandemie „Oasen der Ruhe“ darstellten, sind wieder zu pulsierenden Orten geworden.
Mit der Rückkehr ins Büro sind auch akustische Störungen wieder ein größeres Thema geworden. Vom 30. September bis 13. Oktober 2024 wollten wir von Ihnen wissen, wie die aktuelle Situation in Bezug auf die Raumakustik in Ihrem Büro ist. Unsere Umfrage „Raumakustik 2024“ bestand im Wesentlichen aus zehn Fragen. Teilgenommen haben knapp 500 Bürobeschäftigte aus Deutschland.
Nur jeder Siebente leidet nicht unter akustischen Störungen
Mit der ersten Frage wollten wir wissen, wie sich akustische Störungen auf die Arbeit im Firmenbüro auswirken. Mehr als jeder Dritte (38 Prozent) fühlt sich durch den Schall stark gestört. In den Vorjahren waren es mit 32 Prozent (2023) und 31 Prozent (2021) deutlich weniger. Vielleicht reagieren Rückkehrer aus dem Homeoffice besonders schallsensibel auf die „neue alte“ Arbeitsumgebung im Corporate Office. Wer die Stille zu Hause gewohnt war, muss sich nun wieder umgewöhnen. 47 Prozent fühlen sich immerhin mäßig gestört (2023: 52 Prozent; 2021: 51 Prozent). Nur 15 Prozent (2023: 16 Prozent; 2021: 18 Prozent) lassen sich von der Geräuschkulisse im Büro nicht aus der Ruhe bringen. Sie fühlen sich nicht gestört.
Hauptstörquellen bleiben seit Jahren unverändert
Als lästigste Schallquelle im Büro wurde in früheren Umfragen das Telefonieren genannt. Daran hat sich 2024 nichts geändert. Aktuell fühlen sich 55 Prozent durch Telefongespräche in ihrer Konzentration „sehr gestört“. Vergangenes Jahr waren es 50 Prozent, 2021 lag der Wert bereits bei 54 Prozent. Den zweiten Platz der Top-Störfaktoren belegen – ebenfalls wie in den Vorjahren – die Kollegengespräche (42 Prozent; 2023: 41 Prozent; 2021: 39 Prozent). Für 34 Prozent (2023: 35 Prozent, 2021: 30 Prozent) stellt die Bürotechnik (etwa Drucker, Aktenvernichter) eine starke Lärmbelastung dar, gefolgt vom Tastaturklappern und Mausklicken (32 Prozent, 2023: 30 Prozent, 2021: 28 Prozent). Durch „andere menschliche Geräusche“ in der Arbeitsumgebung fühlt sich weiterhin etwa jeder Vierte (24 Prozent, 2023: 18 Prozent, 2021: 22 Prozent) sehr gestört. 21 Prozent (2023: zwölf Prozent, 2021: 14 Prozent) empfinden die Klimaanlage oder Lüftungsgeräte als zu laut.
Telefonieren bleibt die dominierende Störquelle im Büro, insbesondere in offenen Arbeitsumgebungen. Der deutliche Anstieg um fünf Prozentpunkte bei den Telefonaten und der Zuwachs bei den störenden Geräuschen von Lüftungssystemen (plus neun Prozent) unterstreichen die anhaltenden Herausforderungen in Bezug auf die Konzentration. Hier gibt es weiterhin großen Handlungsbedarf.
Konzentration leidet unter Lärm
Wir fragten danach, welche Symptome akustische Störungen im Büro hervorrufen. Konzentrationsprobleme stehen mit 58 Prozent an erster Stelle (2023: 55 Prozent, 2021: 51 Prozent). Unter Kopfschmerzen leiden 32 Prozent der Befragten (2023: 33 Prozent, 2021: 32 Prozent). Nervosität aufgrund von Lärm verspüren 30 Prozent der Mitarbeitenden (2023: 30 Prozent, 2021: 28 Prozent). Weitere Beschwerden sind: Bluthochdruck (14 Prozent, 2023: zwölf Prozent, 2021: neun Prozent), Schlafstörungen (14 Prozent, 2023: zwölf Prozent, 2021: elf Prozent), Herz- und Kreislaufprobleme (neun Prozent, 2023: sieben Prozent, 2021: sieben Prozent) sowie Magen-Darm-Reizungen (acht Prozent, 2023: neun Prozent, 2021: acht Prozent).
Weniger als die Hälfte will investieren
Investitionen in eine bessere Raumakustik sind Investitionen in Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität der Mitarbeitenden. Dennoch ist für entsprechende Maßnahmen bei 55 Prozent der Befragten kein Geld eingeplant (2023: 55 Prozent, 2021: 57 Prozent). Ein Teil der Befragten ist auch schon gut ausgestattet. Von denen, die die Raumakustik verbessern möchten, wollen sechs Prozent mehr als 1.000 Euro investieren (2023: fünf Prozent, 2021: drei Prozent), zehn Prozent (2023: 14 Prozent, 2021: 15 Prozent) bis zu 1.000 Euro und 14 Prozent (2023: 16 Prozent, 2021: 13 Prozent) bis zu 500 Euro.
Welche Maßnahmen zur Schalldämmung im Büro wurden bereits ergriffen? An erster Stelle stehen hier Teppichböden, die 2024 bei 30 Prozent der Befragten eingesetzt werden (2023: 29 Prozent, 2021: 28 Prozent). Darauf folgen Trennwände und Tischabsorber, die bei 26 Prozent verwendet werden (2023: 19 Prozent, 2021: 25 Prozent). Deckenabsorber nutzen 16 Prozent (2023: 15 Prozent, 2021: neun Prozent), während Wandabsorber bei sieben Prozent der Befragten im Einsatz sind (2023: acht Prozent, 2021: fünf Prozent). Vorhänge zur Schalldämmung gibt es 2024 in fünf Prozent der Büros (2023: vier Prozent, 2021: sechs Prozent). Möbeloberflächen mit schalldämmenden Eigenschaften machen ebenfalls fünf Prozent aus (2023: sechs Prozent, 2022: vier Prozent). Raum-in-Raum-Systeme wie Cubes, Phone-Boxen oder Meeting-Pods werden bei 14 Prozent eingesetzt (2023: sieben Prozent). 20 Prozent der Befragten gaben in den Jahren 2024 und 2023 an, keine Maßnahmen zur Schallreduzierung getroffen zu haben (2021: 18 Prozent).
Kein Rückzugsort, kein konzentriertes Arbeiten
75 Prozent der Befragten bemängeln das Fehlen von ausreichend vielen Rückzugsorten für die konzentrierte Einzelarbeit. Diese Situation hat sich weiter verschlechtert (2023: 74 Prozent, 2021: 70 Prozent). Sie könnte auf die zunehmende Büroflächenverdichtung bzw. -reduzierung zurückzuführen sein und/oder die Auflösung von Einzelbüros zugunsten offener Arbeitsbereiche.
Um dennoch Ruhe zu finden, greifen viele der Befragten auf Kopfhörer zurück: 55 Prozent müssen manchmal ein Headset nutzen, um ungestört arbeiten zu können (2023: 52 Prozent, 2021: 55 Prozent). 41 Prozent dürfen nur in bestimmten Bereichen des Büros wie in Cubes oder Phone-Boxen telefonieren.
Mangelnde Bekanntheit von Vorschriften
Die Akustik am Arbeitsplatz kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken, weshalb in der ASR A3.7 „Lärm“ konkrete Anforderungen für Büroräume definiert sind. Doch 83 Prozent der Befragten kennen diese Regeln nicht (2023: 80 Prozent, 2021: 78 Prozent). Lediglich 17 Prozent haben von ihr gehört (2023: 20 Prozent, 2021: 22 Prozent).
Dringender Verbesserungsbedarf bei Raumakustik
Die Ergebnisse der diesjährigen Leserbefragung bestätigen die Zahlen der Umfragen aus den Jahren 2023 und 2021. Sie belegen erneut: Akustische Störungen im Büro sind ein wesentlicher Störfaktor für Wissensarbeitende mit Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden und ihre Produktivität. Dass weiterhin so viele Office-Worker unter ihnen leiden, ist alarmierend. Allerdings könnte hier das „Return-to-office“-Phänomen eine Rolle spielen: Wer über einen längeren Zeitraum die Vorzüge eines ruhigen Homeoffice genossen hat, dem fällt es schwerer, sich wieder an die belebtere Umgebung des Firmenbüros und den dort vorherrschenden Geräuschpegel zu gewöhnen.
Zahlreiche Studien belegen, dass sich akustische Störungen negativ auf die Gesundheit der Mitarbeitenden auswirken. Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und Nervosität sind nur einige der ernst zu nehmenden Symptome. Ihr Auftreten hat im Vergleich zu den Vorjahren nicht abgenommen. Da ist es erschreckend, dass weit mehr als die Hälfte der Unternehmen keine Investitionen in eine bessere Raumakustik plant. Hier sind Unternehmen, aber auch Planer in der Pflicht, verstärkt auf die Schaffung von Ruhezonen und auf akustisch wirksame Lösungen zu setzen. Aber auch mehr Rücksichtnahme unter den Kollegen könnte helfen.
Zur Studie: 485 Teilnehmende, hauptsächlich Angestellte
An der Umfrage haben 485 Bürobeschäftigte aus Deutschland teilgenommen. 75 Prozent der Befragten sind Büroangestellte, 16 Prozent selbstständig. 27 Prozent sind als Office-Professionals tätig, 18 Prozent gehören einer Geschäftsführung an. Zwölf Prozent arbeiten als Büroeinkäufer, fünf Prozent als Architekten bzw. Planer. Hier waren Mehrfachnennungen möglich. 49 Prozent der Befragten sind männlich, 51 Prozent weiblich. 20 Prozent der Befragten treffen Entscheidungen in Bezug auf die raumakustische Ausstattung ihres Firmenbüros. Die Größe der Unternehmen, in denen die Umfrageteilnehmenden arbeiten, wurde wie folgt angegeben: 26 Prozent 1–10 Beschäftigte, 26 Prozent 11–100, 27 Prozent 101–500 und 21 Prozent über 500 Beschäftigte.
Wir danken allen, die teilgenommen haben, ganz herzlich: Aufgrund ihrer Daten konnten wir erneut ein realistisches Bild der Situation in Deutschland zeichnen. Die Gewinner der Preise wurden benachrichtigt.
Mehr Informationen zum Thema Raumakustik in Büroumgebungen bietet die Initiative Quiet please! In der Aktion engagieren sich namhafte Partner gemeinsam für das Thema. Die Akustikaktion informiert und berät unabhängig.
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- Du störst! Die Ergebnisse der OFFICE-ROXX-Leserumfrage „Raumakustik 2021“