Farben und die Haptik von Möbeln haben einen Wiedererkennungswert und vermitteln je nach Ort und Umgebung ein Gefühl von Geborgenheit oder Ablehnung. Die Wirtschaftspsychologin und Innenarchitektin Luisa Leuze über die Macht der Farbgebung sowie die passende Wahl der Möblierung.
Im Bereich des Marketings und der Corporate Identity wird bereits viel mit der Psychologie der Farben gearbeitet. Das beste Beispiel dafür sind große Hotelketten. Jeder von uns kennt diese Situation. Man betritt ein Hotel einer bestimmten Kette, welche man bereits aus einer anderen Stadt kennt, hat direkt einen Geruch in der Nase, wird von den Mitarbeitenden in denselben, farblich abgestimmten Outfits empfangen und in der Dusche steht dasselbe Shampoo. Überall derselbe Duft, überall dasselbe Farbschema und es funktioniert weltweit. Fazit – wir fühlen uns willkommen und wohl. Vor allem Menschen, die viel unterwegs sind, schätzen diese Art der „Wiedererkennung“ und können dadurch viel besser entspannen.
Die Psychologie der Farben
Die positive Nachricht: Die Psychologie der Farben, der Einfluss eines Wiedererkennungswertes im Bereich der Gestaltung der einzelnen Firmensitze nimmt immer mehr an Fahrt auf. Was nach außen in Form von Corporate Identity schon hervorragend funktioniert, wird immer mehr auch in Bezug auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Büroalltag und das Employer Branding betrachtet. Die Frage „Welche Mittel braucht es, damit sich der Mensch mit meiner Organisation identifiziert?“ wird immer wichtiger und muss mehr in den Fokus der Mitarbeiterbindung und der Rekrutierung von neuen Talenten gerückt werden.
Gerade die junge Generation Z identifiziert sich und ihre Arbeit unter anderem durch Sinnstiftung und Mehrwert ihrer geleisteten Aufgaben. Gemeinsam gelebte Werte und Normen sind für sie wichtig und untermauern den „Sinn der Arbeit“. Aus diesem Grund ist es von hoher Wichtigkeit, dass Unternehmen klare Werte definieren, diese von den Menschen im System gelebt und im weiteren Schritt in den Raum übertragen werden. Denn Menschen, insbesondere die Generation Z, die sich mit ihrem Arbeitgeber und dem Umfeld identifizieren, haben eine gesteigerte Zufriedenheit, mehr Motivation und eine festere Bindung zum Unternehmen.
Doch wie können wir, auch mit einfachen Schritten und kleinen Hebeln, die Psychologie der Farben und die Wahl der richtigen Möblierung für uns und die Zufriedenheit unserer Belegschaft nutzen?
#1 Identifikation mit den Unternehmenswerten
Definieren Sie gemeinsame Werte und leiten Sie daraus eine Vision für das Unternehmen ab. Identifizieren sich die Einzelpersonen und Teams mit diesen Werten? Je mehr Menschen bei diesem Prozess mit einbezogen werden, desto höher ist die Identifikation und das Commitment. Wichtig dabei: arbeitsfähig zu bleiben. Die Meinung der breiten Belegschaft kann beispielsweise durch Umfragen und Feedback-Schleifen eingeholt werden.
Sollten Sie bereits bestehende Unternehmenswerte und eine Vision haben, ist es von Vorteil, wenn Sie nochmals einen Blick darauf werfen. Lasst die einzelnen Teams diese Werte für sich interpretieren und gleicht diese Ergebnisse miteinander ab. Passt noch alles oder braucht es eine Adaptierung dieser Werte? Es lohnt sich definitiv, hier nochmal eine Schleife zu drehen.
#2 Die passende Arbeitsumgebung schaffen
Unterschiedliche Anforderungen an die Tätigkeit bedeuten im selben Zuge auch unterschiedliche Anforderungen an den Arbeitsplatz. Formelle Meetings sollten möglichst nicht im Loungebereich mit Sitzsack abgehalten werden. Persönliche 1:1-Gespräche, wie beispielsweise das Jahresgespräch, werden am besten beim Spazierengehen durchgeführt. Für jede Situation gibt es die passende Umgebung. Dasselbe gilt für die Gestaltung der Räumlichkeiten. Möchten wir einen Raum schaffen, in welchem Motivation und eine gute Stimmung vorherrschen sollen, wählen wir am besten die Farbe Orange. Wird ein Raum für Konzentration benötigt, sollten wir zur Farbe Lila greifen. Das heißt nicht, dass wir gleich den gesamten Raum streichen müssen. Das Setzen von gezielt platzierten Farbakzenten ist dabei völlig ausreichend.
Im nächsten Schritt müssen wir bei der Wahl der richtigen Möbel auf die Nutzung achten. Möchten wir eine Umgebung der Gemütlichkeit und der Entspannung schaffen, sollten wir Möbel mit angenehmen Oberflächen und Sitzgelegenheiten mit weicher Polsterung nutzen. Wollen wir hingegen eine aktive, dynamische Umgebung schaffen, sollten hier flexible Möbel, wie beispielsweise Stehtische, mobile Whiteboards etc. eingesetzt werden.
Ein Tipp: Entscheidungen nicht auf Annahmen stützen, sondern die Belegschaft miteinbeziehen. Jeder Bereich weiß, welche Anforderungen er an einen Arbeitsplatz hat und welche unterschiedlichen Settings er benötigt.
#3 Kontinuierliche Einbeziehung der Belegschaft
Arbeitsanforderungen und Prinzipien der Zusammenarbeit können sich ändern. Neue Projekte, Teamkonstellationen und damit einhergehende Herausforderungen können Auswirkungen auf den Raum und die Gestaltung haben. Aus diesem Grund ist eine kontinuierliche Reflexion der Werte, Arbeitsweisen und Anforderungen der Teams unumgänglich, wenn es darum geht, eine effektive Zusammenarbeit und die Zufriedenheit der Teammitglieder herzustellen.
Fazit
Nutzen Sie die Energie und die Macht der Psychologie der Farben zu Ihrem Vorteil! Jeder von uns identifiziert sich mit seinen persönlichen Werten, seiner Umgebung, seinen Freunden und wie grandios wäre es also, wenn sich jeder von uns mit seinem Arbeitgeber und dem Büro identifizieren würde? Ein Anfang sind die Farben und Möbel, welche die Werte widerspiegeln, denn je höher die Identifikation, desto zufriedener und erfolgreicher werden die Menschen sein.
Luisa Leuze, Wirtschaftspsychologin, Kommunikationsexpertin, Interior-Designerin,
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