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Wow: New Ways of Working #2. Arbeit verändert Räume, Raum verändert Arbeit

Die New-Work- und New-Office-Exper­tin Mar­ti­na Rahm­feld unter­stützt Unter­neh­men im Wan­del der Arbeits­welt. In ihrer OFFICE-ROXX-Kolum­ne zeigt sie Vor­tei­le der „New Ways of Working“ auf. Im zwei­ten Teil erläu­tert sie, wie Räu­me die Wis­sens­ar­beit posi­tiv beein­flus­sen können.

Martina Rahmfeld, Architektin, New-Work-Facilitator und Inhaberin von „wow tomorrow – ways of working tomorrow“. wowtomorrow.de. Abbildung: Pascal Skwara

Mar­ti­na Rahm­feld, Archi­tek­tin, New-Work-Faci­li­ta­tor und Inha­be­rin von wow tomor­row – ways of working tomor­row (wowtomorrow.de). Abbil­dung: Pas­cal Skwara

Wuss­tet ihr, dass es laut Archi­ly­se kla­re sta­tis­ti­sche Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem Grund­riss einer Woh­nung und der Wahr­schein­lich­keit von häus­li­cher Gewalt gibt? Oder zwi­schen dem Tages­licht­ein­fall und der kogni­ti­ven Leis­tungs­fä­hig­keit bei Kin­dern? Aber lasst uns am Anfang beginnen.

Die Digi­ta­li­sie­rung und die Ent­kopp­lung der Arbeit vom Ort haben die heu­ti­gen Anfor­de­run­gen an ein Büro ver­än­dert. Künf­tig wer­den 73 Pro­zent der Teams hybrid arbei­ten, was dazu führt, dass es immer mehr Satel­li­ten als alter­na­ti­ve Arbeits­or­te rund um das Head­quar­ter gibt. Schnell lei­det die Iden­ti­fi­ka­ti­on mit dem Unter­neh­men dar­un­ter. Die Auf­ga­ben, die das Büro heu­te hat, sind deut­lich ande­re als noch vor zehn Jah­ren. Wir gehen nicht mehr „zur Arbeit“, die Arbeit ist, wo wir sind. Wie wir arbei­ten, ver­än­dert den Raum, den wir benötigen.

Räume verändern das Arbeiten und umgekehrt

Anders­her­um ver­än­dert der Raum, der uns umgibt, wie wir arbei­ten. Was wohl jeder nach­emp­fin­den kann, ist das Gefühl abzu­schal­ten, wenn wir im Wald spa­zie­ren gehen. Das liegt dar­an, dass unser Kör­per auf die uns umge­ben­de Natur reagiert und den Cor­ti­sol- und Adre­na­lin­spie­gel, also unse­re bei­den Stress­hor­mo­ne, senkt – bei Frau­en übri­gens stär­ker als bei Män­nern. Wir ent­span­nen und unse­re Kon­zen­tra­ti­ons- und Leis­tungs­fä­hig­keit steigt. Das funk­tio­niert auch bei Asso­zia­tio­nen mit der Natur wie viel Grün, natür­li­che Mate­ria­li­en etc.

Über unse­re Sin­ne inter­agie­ren wir per­ma­nent mit unse­rer Umge­bung und ver­ar­bei­ten deren Signa­le. Wir kön­nen „Task-Hop­ping“ redu­zie­ren, Kon­zen­tra­ti­on und Krea­ti­vi­tät stei­gern, zufäl­li­ge Begeg­nun­gen pro­vo­zie­ren und Kom­mu­ni­ka­ti­on ver­bes­sern – wenn wir die Wir­kung des Rau­mes ken­nen und nutzen.

Wir alle haben schon ein­mal gehört, dass Bewe­gung unse­re Krea­ti­vi­tät anregt. Tat­säch­lich sind wir um 400 Pro­zent krea­ti­ver, wenn wir spa­zie­ren gehen, anstatt die Auf­ga­ben sit­zend zu bewäl­ti­gen. Das bezieht sich nicht nur auf die Anzahl, son­dern auch auf die Qua­li­tät der Ideen. Auch hier genü­gen schon das Bewe­gen eines Vor­hangs oder von Möbeln, dyna­mi­sche Sitz­mög­lich­kei­ten usw., um den Effekt anzuregen.


Wir kön­nen durch psy­cho­lo­gi­sche Aspek­te der Arbeits­um­ge­bung den Erfolg eines Teams fördern.“

Mar­ti­na Rahmfeld


Und doch ver­fal­len wir so oft der Gewohn­heit und tref­fen uns im Mee­ting­raum oder zu einer VC, der wir natür­lich sit­zend bei­woh­nen. War­um nut­zen wir die­se natür­li­che Ver­an­la­gung nicht stär­ker? Ich ken­ne vie­le „schö­ne“ Büros, in denen der Fokus auf der Iden­ti­fi­ka­ti­on und dem Wohl­füh­len liegt. Zwei wich­ti­ge Aspek­te, aber der Raum kann mehr.

Stellt euch vor, ihr hal­tet ein Mee­ting in einem klas­si­schen Kon­fe­renz­raum ab. Und nun stellt euch das glei­che Mee­ting vor, aber ihr steht an einem Steh­tisch. Oder ihr sitzt in einer Lounge. Die drei Mee­tings wer­den einen sehr unter­schied­li­chen Ver­lauf neh­men. Wel­ches Ziel ver­folgt ihr mit die­sem Mee­ting? Wel­che Stim­mung ist dazu dien­lich, euer Ziel zu errei­chen? Wählt das Set­ting mit Bedacht, es kann euch beim Errei­chen eures Ziels unterstützen.

Wirkung des Raums positiv nutzen

Das funk­tio­niert nur, wenn man sich die­ser Wir­kun­gen bewusst ist. Womit wir wie­der bei dem gro­ßen The­ma „Befä­hi­gung“ der Mit­ar­bei­ten­den sind: Ler­ne dei­ne Werk­zeu­ge zu bedie­nen und ein­zu­set­zen – auch das Büro. Durch die Ent­kopp­lung der Arbeit vom Ort hat das Büro in den letz­ten Jah­ren Kon­kur­renz bekom­men. Und das ist gut so, denn durch Kon­kur­renz wird Bestehen­des hin­ter­fragt und das ist der Antrieb von Fort­schritt. Genau das pas­siert gera­de: Wir hin­ter­fra­gen den Nut­zen des Büros, wie wir es ken­nen, und fra­gen nach den Auf­ga­ben des Raums in hybri­den Zei­ten. Das Büro muss daher mehr bie­ten als nur einen Platz zum Arbeiten.

Es muss als Lern- und Erfah­rungs­ort die­nen, denn lebens­lan­ges Ler­nen ist die Kern­kom­pe­tenz der Zukunft. Gleich­zei­tig muss es Ritua­le und Team­buil­ding stär­ken und uns zu bes­se­rer Arbeit ver­hel­fen. Gera­de dem letz­ten Aspekt wird viel zu wenig Beach­tung geschenkt, obwohl er so mäch­tig ist – wir erin­nern uns an den Zusam­men­hang von Grund­ris­sen und häus­li­cher Gewalt? Dies ist also ein Appell zu mehr Bewusst­sein für die Kor­re­la­ti­on zwi­schen Raum und Arbeit.

Wie sag­te Chur­chill? „First we shape our buil­dings, the­re­af­ter our buil­dings shape us“. Lasst uns bewusst mehr Räu­me schaf­fen, mit denen wir aktiv unse­re Art zu arbei­ten for­men. Denn spä­ter for­men unse­re Räu­me, wie wir arbei­ten. Und das dann bit­te in unse­rem Sinne.

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