In diesem Monat haben wir drei Leseempfehlungen. Die Autoren werfen einen Blick in die Zukunft – diesmal zu den Themen Büro, Arbeit und deren Sinn. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.
Sinn statt Arbeit?
In seinem neuen Buch beschwört Richard David Precht das „Ende der Arbeit, wie wir sie kannten“. Zusammen mit „Jäger, Hirten, Kritiker“ (2018) sowie „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“ (2020) bildet „Freiheit für alle“ nun eine Trilogie zur Zukunft der (digitalen) Arbeit. Prechts Grundüberzeugung bleibt, dass künstliche Intelligenz und Maschinen dazu führen, dass wir nicht mehr arbeiten müssen. Die bevorstehende Vollautomatisierung werde vor allem mühselige Arbeit überflüssig machen. Lohnarbeit ist für Precht deshalb ein Auslaufmodell. In der Sinngesellschaft, die in seiner Blaupause auf die Arbeitsgesellschaft folgt, sei Arbeit dank eines bedingungslosen Grundeinkommens nur noch das, was man freiwillig und gern tut. Das Buch mag mit 539 Seiten etwas lang geraten sein, vor allem, da der Inhalt weitgehend mit dem von „Jäger, Hirten, Kritiker“ identisch ist. Dafür finden Leser hier eine sehr interessante Geschichte der Arbeit und des bedingungslosen Grundeinkommens vor. Auch wer Prechts Überzeugung am Ende nicht teilt, wird doch zumindest inspiriert, über das Wesen der Arbeit und den Sinn seines täglichen Tuns nachzudenken.
Richard David Precht: Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten*, Goldmann Verlag, 544 S., 24 €
Arbeit statt Sinn?
Der Wirtschaftspsychologe Ingo Hamm hat ein Problem mit dem Purpose, der uns heute an allen Ecken begegnet. Er macht plausibel, dass der Sinn bei der Arbeit nie im noblen Purpose des Unternehmens steckt, sondern immer nur in der eigenen Arbeit. Nicht, ob die Firma behauptet, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sei dafür entscheidend, sondern ob man seine Stärken einbringen kann, etwas erschaffen oder bewegen, sich verwirklichen und weiterentwickeln sowie ob die Arbeit einen Nutzen für den Arbeitenden und andere hat. Sinn ist für Hamm das Gegenteil von Purpose. Er lässt sich nicht vorgeben, sondern ist immer nur der eigene Sinn. Und so ist auch die Zufriedenheit mit dem Job meist weit weniger abhängig von der Anzahl der Benefits, die laut Hamm nur die intrinsische Motivation zerstören, als von einem selbst.
Ingo Hamm: Sinnlos glücklich: Wie man auch ohne Purpose Erfüllung bei der Arbeit findet*, Vahlen, 259 S., 26,90 €
Hier geht’s zum ausführlichen OFFICE-ROXX-Interview mit Ingo Hamm.
Büro der Zukunft
Wie schafft man menschengerechte Büroräume? Gibt es hierzu wissenschaftliche Erkenntnisse, die in der Praxis Anwendung finden? Zu diesen Fragen haben Studierende der Hochschule Coburg unter der Leitung des Architekturforschers Mark Phillips recherchiert und ihre Ergebnisse zusammengetragen. Ergänzt um zwei Fachartikel schafft das Buch eine ebenso interessante wie fundierte Basis für eine handlungsbezogene Diskussion.
Mark Phillips: New Work – New Office: Ein Reader zu neuen Arbeitswelten, Avedition, 240 S., 34 €