Schlechte Internet-Verbindung, falsches Licht, ungünstige Kamerawinkel, kaum verständliche Sprache und Zoom-Bombing – die Gefahr der Havarie ist bei Videokonferenzen groß. Viele der möglichen Probleme lassen sich aber durch das richtige Equipment ausschließen. Von Gerrit Krämer.
Im Idealfall steht in Ihrem Unternehmen ein entsprechend ausgestatteter Raum für Videokonferenzen zur Verfügung. Etwa ein Phone-Cube für persönliche Gespräche oder ein mittelgroßer Huddle-Room für eine Handvoll Wissensarbeiter oder ein großer für Konferenzen mit mehr als zehn Teilnehmern. Komplettsysteme wie die Rally-Serie von Logitech oder die Studio-X-Reihe von Poly bieten skalierbare Lösungen für nahezu alle Raumgrößen und gewährleisten hohe Qualität bei Audio und Video. Für alle, die vom Homeoffice-Schreibtisch oder Einzelarbeitsplatz im Büro an virtuellen Konferenzen teilnehmen, bieten sich dagegen Einzelkomponenten an.
Das Licht macht den Unterschied
Ambitionierte Amateurfotografen und Profis wissen es schon lange: Ohne gutes Licht gibt es kein gutes Bild. Das gilt auch für Videokonferenzen. Liegt die Farbtemperatur beispielsweise im kalt-weißen Bereich (ab 5.300 K), kann das Gesicht des Teilnehmers im Video unnatürlich hell und weiß wirken. Top ausgestattete Office-Arbeitsplätze verfügen über Human-Centric-Lightingfähige Leuchten (HCL), die das Dimmen der Lichtfarbe erlauben. Mit etwas Feintuning lässt sich schon mithilfe solcher Leuchten ein akzeptables Ergebnis erzielen. Im Homeoffice allerdings werden die wenigsten über HCL-Leuchten verfügen, sondern Schreibtischleuchten oder die Deckenbeleuchtung benutzen.
Eine starre Lichtquelle an der Decke oder eine seitlich platzierte Schreibtischleuchte können dazu führen, dass eine Gesichtshälfte sehr hell angestrahlt wird und die andere Seite wie bei Schurken im Film durch Schattenwurf verdunkelt wird. Um das zu vermeiden, verwenden Profis sogenannte Softboxen, die durch ihre stoffumspannten Fotolampen für das richtige Licht sorgen. Für gelegentliche aber hochwertige Business-Videokonferenzen eignen sich flache Foto-LED-Leuchten (Ring oder Rechteck), die mit Stoff bespannt oder mit Opalglas ausgestattet sind. Diese Leuchten erzeugen einen gleichmäßigen, blendfreien Lichtfluss, der für eine natürliche Gesichtsfarbe sorgt. Frontal am Monitor oder per Klemme am Schreibtisch montiert, lässt sich zudem lästiger Schattenwurf vermeiden. Je nachdem, welche Helligkeit im Raum benötigt wird, können auch mehrere dieser Leuchten in verschiedenen Winkeln angebracht werden.
Externe Kamera für ein scharfes Bild
Falls Sie nur selten an kurzen internen Videokonferenzen teilnehmen, kann die im Notebook verbaute Kamera ausreichend sein. Hier gilt es, sich über die mögliche Auflösung und die Bildwiederholungsrate zu informieren. Mindestens leisten sollte die Kamera 720p (HD-Ready mit 1.280 x 720 Pixeln) sowie 30 Bilder pro Sekunde (fps). Besser sind 1.080p (Full-HD mit 1.920 x 1.080 Pixeln) und 60 fps. Diese Mindestanforderungen gelten auch für höherwertige Webcams, die darüber hinaus mit Einstellungsmöglichkeiten bei Farbe und Kontrast punkten sowie über softwaregesteuerte Effekte und Filter zur Bildoptimierung verfügen.
Ein externer Standfuß ermöglicht verschiedene Kamerawinkel und -positionen, um den optimalen Bildausschnitt zu erzielen. Für die Entfernung zur Kamera gibt es keine allgemeingültigen Regeln. Ihre Augen sollten aber gut erkennbar sein. Wichtig ist aus unserer Sicht, die Kamera ungefähr auf Kopfhöhe zu positionieren. Denn dieser Kamerawinkel vermittelt im Business-Alltag Seriosität und zeigt dem Gegenüber, dass das Gespräch auf Augenhöhe stattfindet. Steht die Kamera zu tief, erscheint das eigene Gesicht unproportional verzerrt. Zudem kann das dadurch entstehende Herabblicken in die Kamera für das Gegenüber drohend und abwertend wirken. Im Streaming-Bereich hat sich eine leicht erhöhte Kameraposition durchgesetzt, da diese Perspektive eine gewisse Dynamik erzeugt. Im Business-Bereich sollte man diese jedoch vermeiden, da sie schnell einen hektischen und unruhigen Eindruck hinterlässt.
Eine deutliche Stimme
Eine klar verständliche Sprachqualität ist bei Videokonferenzen unerlässlich. Diese kann sowohl durch Tischmikrofone als auch durch Headsets erreicht werden. Entscheiden Sie sich für die erste Option, empfehlen wir ein Kondensatormikrofon, das entweder per Klinkenstecker oder USB an den PC angeschlossen wird. Kondensatormikrofone ermöglichen eine sehr deutliche Aufzeichnung und Abbildung der Sprache. Wegen der hohen Empfindlichkeit dieser Technik sollte ein sogenannter Pop-Schutz verwendet werden, der die auf Dauer als störend und zu laut empfundenen Plosivlaute (zum Beispiel p, t, d und b) abmildert. Bei der Benutzung von Kondensatormikrofonen sollte beachtet werden, dass diese auch Umgebungsgeräusche wie vom bellenden Hund der Nachbarn, von im Garten spielenden Kindern oder Straßenlärm aufzeichnen können, weswegen sich ein gut schallisolierter Raum empfiehlt.
Alternativ können auch Business-Headsets verwendet werden, die im besten Fall Unified Communications (UC) unterstützen. Die UC-Zertifizierung für Dienste wie Teams oder Zoom ermöglicht es, durch Ausklappen des Mikrofonarms an einer Videokonferenz teilzunehmen. Die Sprachqualität hochwertiger Headsets ist überzeugend und in der Regel ausreichend. Bei längeren und häufig stattfindenden virtuellen Meetings kann das Tragen eines Kopfhörers allerdings unangenehm werden. Ein weiterer Vorteil von Headsets ist aber: Falls Remote Worker von unterwegs an einer Konferenz teilnehmen, ist die bei den meisten Headsets integrierte Active-Noise-Cancelling-Technik eine große Hilfe. Sie minimiert die Umgebungsgeräusche und sorgt für ein gutes Hörverständnis.