Noch immer arbeiten viele Bürobeschäftigte im Homeoffice. Die Ergebnisse mehrerer von Steelcase beauftragter Studien zeichnen ein Bild der Arbeitssituation von Home-Workern, ihrer Gefühlslage und ihren Erwartungen an die Zukunft.
Fast jeder Zweite (44 Prozent) der deutschen Angestellten im Homeoffice ist mit dieser Arbeitsform häufig unzufrieden. Engagement und Produktivität leiden. Gleichzeitig geben 22 Prozent an, dass sie mit der Arbeit von zu Hause durchaus zufrieden sind. Dennoch: Das Büro bleibt weiterhin ein wichtiger Arbeitsort. Immerhin möchten insgesamt 95 Prozent der Angestellten zumindest ab und zu im Office vor Ort arbeiten.
Homeoffice: Produktivität sinkt
Der Hersteller von Büroeinrichtungen und Raumlösungen Steelcase hat im Verlauf der Pandemie in zehn Ländern verschiedene Studien durchführen lassen, an denen mehr als 32.000 Menschen teilgenommen haben. Die Erkenntnisse belegen: Das Engagement von Mitarbeitern, die beispielsweise aufgrund schlechter Rahmenbedingungen Schwierigkeiten mit der Arbeit im Homeoffice haben, sinkt weltweit – in Spanien sogar bei rund jedem Fünften (18 Prozent). Auch die Produktivität lässt in allen untersuchten Ländern nach, teilweise um bis zu 19 Prozent (China).
Das Sofa als Arbeitsplatz: Unterschiedliche Arbeitsbedingungen je nach Unternehmensebene und widrige Rahmenbedingungen bei der Arbeit von zu Hause gehören zu den vielen Faktoren, die für schlechte Erfahrungen mit dem Homeoffice verantwortlich sind. Knapp jedem Dritten der in Deutschland befragten Angestellten fehlt zu Hause ein Arbeitsplatz ohne Ablenkungen (32 Prozent). Fast ebenso vielen steht kein bequemer Arbeitsbereich zur Verfügung (30 Prozent). Stattdessen dient etwa das Bett (neun Prozent) als Lösung.
Die Voraussetzungen für die Arbeit im Homeoffice sind nicht bei allen gleich: 74 Prozent der leitenden Angestellten oder der Geschäftsführung arbeiten immer oder fast immer am Schreibtisch und 69 Prozent steht ein ergonomischer Arbeitsstuhl zur Verfügung. Demgegenüber arbeiten 67 Prozent anderer Unternehmensebenen an einem Schreibtisch, aber nur jeder Zweite dieser Hierarchieebenen (49 Prozent) besitzt einen guten Arbeitsstuhl.
Generelle Wahrnehmung von Vor- und Nachteilen im Homeoffice
Die Steelcase-Untersuchungen haben ebenfalls gezeigt, welche Herausforderungen das Homeoffice aufwirft und welche Vorteile es bietet. Die in Deutschland befragten Angestellten empfanden folgende Punkte des Zuhausearbeitens als positiv:
- Rund ein Drittel freute sich über den Wegfall des Arbeitswegs (30 Prozent).
- 22 Prozent konnten konzentrierter arbeiten.
- 22 Prozent gaben an, dass sich ihre Work-Life-Balance verbesserte.
- 16 Prozent schätzen die gestiegene Flexibilität.
Als negativ und damit destruktiv auf die eigene Arbeit wirkend haben die Befragten angegeben:
- Mehr als jeder Dritte (38 Prozent) empfindet ein zunehmendes Isolationsgefühl.
- 23 Prozent berichteten, dass Entscheidungen langsamer getroffen wurden.
- 19 Prozent sagten, dass ihre Produktivität nachließ.
- 18 Prozent gaben an, dass ihr Engagement nachließ.
„Die Pandemie hat sich auf viele Bereiche unseres Lebens ausgewirkt, insbesondere darauf, wie und wo die Menschen arbeiten möchten“, so Stephan Derr, Vorstand der Steelcase AG. „Die Erfahrungen, die sie im Homeoffice gesammelt haben, beeinflussen, welche Arbeitsumgebungen und -voraussetzungen sie sich für die Zukunft wünschen.“
Nur Homeoffice? Nein Danke – flexible Lösungen sind gefragt
Das Bedürfnis nach mehr Kontrolle und Flexibilität bei Arbeitnehmern ist groß. Jeder vierte deutsche Arbeitnehmer erwartet, nach der Pandemie zwei oder mehr Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten zu können. 72 Prozent wünschen sich immerhin maximal einen Tag wöchentlich von zu Hause zu arbeiten.
Wenn sich Unternehmen Gedanken über die Zukunft der Arbeit für ihre Beschäftigten machen, geht es somit häufig um flexiblere Arbeitsrahmenbedingungen, weiterhin mit dem Büro als wichtigem Arbeitsort. Die globalen Daten zeigen, dass nur fünf Prozent aller Unternehmen ganz zum Homeoffice übergehen möchten, in Deutschland sind es sogar nur zwei Prozent. Fast ein Viertel der weltweit befragten Unternehmen möchte das Büro als Hauptarbeitsort behalten, wohingegen die große Mehrheit, 72 Prozent, einen hybriden Ansatz mit einer Mischung aus Homeoffice und Büro verfolgen möchte. Auch die Mehrheit der deutschen Unternehmen (53 Prozent) sieht im hybriden Modell die Zukunft der Arbeit. Fast genauso viele (45 Prozent) tendieren jedoch weiterhin zum Büro als Hauptarbeitsort.
Viele Unternehmen denken auch über die Einrichtung sogenannter Satellitenarbeitsplätze oder Coworking Spaces nach, die es den Mitarbeitern erlauben würden, in einem Büro zu arbeiten, das nicht weit entfernt von ihrem Zuhause liegt.
„Die Untersuchungen zeigen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder ins Büro gehen möchten und das auch erwarten. Sie wünschen sich eine sichere, komfortable, inspirierende und produktive Arbeitsumgebung – egal, ob zu Hause oder im Büro. Sie möchten außerdem mehr Kontrolle darüber, wie und wo sie arbeiten. In Zukunft werden verschiedene Designansätze nötig sein, um Räume zu gestalten, die den Angestellten ermöglichen, neue Arbeitsweisen zu nutzen und die flexibel sowie resilient sind“, erläutert Derr weiter.
In den nächsten Wochen veröffentlicht Steelcase weitere Erkenntnisse zu den Bedürfnissen und Wünschen der Angestellten sowie zu den vier großen Makroverschiebungen am Arbeitsplatz und den entsprechenden neuen Prinzipien beim Office Design.