Wir sprachen mit David Wiechmann, dem Vorsitzenden des Deutschen Netzwerk Büro e. V., über das Netzwerk, ein herausforderndes Jahr und Pläne für die Zukunft.
OFFICE ROXX: David, Glückwunsch zur Wiederwahl. Am 17. November ist der DNB-Vorstand mit dir an der Spitze für weitere zwei Jahre gewählt worden. Die Mitgliederversammlung fand erstmals digital statt. Wie war es für dich?
David Wiechmann: Vielen Dank. Ich bin stolz, dass das gesamte Vorstandsteam des DNB für seine offenbar gute Arbeit im Amt bestätigt wurde. Angesichts der zahlreichen umgesetzten Projekte und einer enorm positiven wirtschaftlichen Entwicklung wäre ich im gegenteiligen Fall aber auch ein bisschen beleidigt gewesen.
Es war zu Beginn ein bisschen ungewohnt, die Mitgliederversammlung mit all ihren Formalien virtuell durchzuführen, zumal ja entsprechende Dokumentationspflichten bestehen. Aber letztlich haben die Erfahrungen, die die Teilnehmer hinsichtlich Videomeetings in den vergangenen Monaten gemacht haben, das Ganze doch recht routiniert durchlaufen lassen.
Für 2020 war eine Menge geplant. Dann kam das Virus. Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf die DNB-Projekte?
Zuerst mussten wir gleich Anfang März unser traditionelles Mitgliedertreffen absagen. Das war sehr schade, denn ein Netzwerk lebt natürlich auch vom persönlichen Austausch untereinander. Über das Jahr hin haben wir uns dann im Wesentlichen um die Publikationsprojekte gekümmert, die wir ohnehin in der Pipeline hatten. Als dann die Orgatec endgültig abgesagt wurde, haben wir anstatt einer Messeteilnahme kurzfristig ein neues Projekt entwickelt und auch von der INQA gefördert bekommen.
Was hat das Netzwerk trotz Krise in diesem Jahr auf die Straße bekommen?
Wir haben vor allem die schon genannten Publikationsprojekte umsetzen können. Einerseits eine sehr praxisorientierte Broschüre zur Bewegungsförderung im Büro. Das Thema erachten wir als enorm wichtig. Deshalb werden auf ihm auch noch weitere Projekte und Konzepte aufsetzen beziehungsweise haben wir damit bereits begonnen.
Andererseits eine umfassende Publikation zur Wirtschaftlichkeit guter und gesunder Büroarbeit, die sowohl Argumentations- als auch Umsetzungshilfen beinhaltet. Beide Broschüren können übrigens kostenlos als PDF heruntergeladen sowie per E-Mail an info@dnb-netz.de als gedruckte Exemplare bestellt werden.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit des DNB mit INQA, der Initiative neue Qualität der Arbeit des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales?
Als Partnernetzwerk der INQA und damit als staatlich geförderte Institution haben wir den eindeutigen satzungsgemäßen Auftrag, gute und gesunde Büroarbeit zu fördern. Zwar wird sich das Fördermodell im kommenden Jahr ändern, aber der Kontakt und das Standing des DNB innerhalb der INQA und des Arbeitsministeriums haben eine gute und wertschätzende Basis, weshalb ich davon ausgehe, dass wir auch in Zukunft hervorragend zusammenarbeiten werden. Es geht ja schließlich um eine sinnhafte Sache – das Wohl von Arbeitnehmern und Arbeitgebern.
Was ist für 2021 geplant?
Weil wir in den vergangenen Jahren so gut gewirtschaftet haben, können wir 2021 auch ohne planbare Förderung seitens der INQA einiges auf die Beine stellen. So wollen wir im Rahmen der Diskussion um die Gestaltung mobiler Arbeit eine Plattform bilden, die unterschiedliche Gedanken und Ansätze (zum Beispiel vom Arbeitsministerium und der gesetzlichen Unfallversicherung ebenso wie von Institutionen wie VDSI oder Fraunhofer IAO) bündelt sowie, vielleicht wieder in Form einer Publikation, als Leitfaden oder Handlungsempfehlung aufbereitet. Ich bin sicher, dass sich in diesem Bereich noch viel bewegen wird, insbesondere auch beim Regelwerk.
Darüber hinaus ist eine Seminarreihe zur Bewegungsförderung im Büro geplant, die wir sowohl für Nutzer als auch für Verantwortliche anbieten möchten. In diesem Kontext denken wir gemeinsam mit dem Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) über eine Zertifizierung von „Bewegungsförderern“ nach, da wir hier tatsächlich einen hohen Bedarf an kompetenter Beratung sowohl innerhalb der Unternehmen als auch von extern sehen.
Es gibt aber noch weitere Themen in unserem Speicher, die ich ebenfalls als enorm spannend empfinde. Etwa das Arbeiten im öffentlichen Raum, was eine interessante Schnittstelle zu Stadtentwicklung und Digitalisierung bildet und bereits bestehende Third-Place-Konzepte von Coworking bis Satellite-Offices einbinden könnte. Auch unsere eigene Digitalisierungsstrategie wird 2021 noch einmal auf den Prüfstand gehoben.
Im vorangegangenen Interview vor etwa zwölf Monaten hast du dich zu Trends geäußert, die man in den nächsten Jahren im Blick behalten sollte. Wie blickst du heute – mit der Erfahrung der letzten Monate – auf die Zukunft des Büros?
Prinzipiell nicht anders als zuvor. Das Büro wird sich weiter evolutionär entwickeln, was die Möglichkeiten durch Digitalisierung und neue Arbeitsformen betrifft. Dabei muss jede Organisation schauen, was für sie selbst und ihre Mitarbeitenden am besten passt. Corona hat diese Evolution nur enorm beschleunigt und schneller als gedacht zu den nächsten Schritten geführt. Ob das eine nachhaltige Entwicklung ist, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Welche Aufgaben könnten sich künftig insbesondere für das DNB ergeben?
Mir gefällt der bereits anformulierte Plattform-Gedanke: aus einer neutralen Position heraus unterschiedliche Player und Meinungen zusammenbringen, die Themen clustern und für die Öffentlichkeit verständlich herunterbrechen sowie auch gelegentlich kommentieren. Das ist momentan, glaube ich, ohnehin das Gebot der Stunde.
Dabei dürfen wir aber unsere klassischen Aufgaben rund um gute und gesunde Büroarbeit nicht außer Acht lassen: die Vermittlung von verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen, die Beleuchtung von Trends und deren Bewertung, insgesamt eine Sensibilisierung von Verantwortlichen und Nutzern jenseits der Scharmützelchen unter den Sozialpartnern und weiteren Institutionen mit spezifischer Interessenlage.
Warum lohnt es sich, ins DNB einzutreten?
Das DNB vereint in seiner Mitgliederstruktur staatliche Institutionen wie das Arbeitsministerium und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Unfallversicherungsträger, Verbände, wissenschaftliche Institute, Fortbildungseinrichtungen, Messeveranstalter und Medienhäuser sowie Vertreter aus der Industrie und von Beratungsdienstleistern. In diesem Kreis befindet man sich am Puls der Zeit, kann eigene Themen mitgestalten und an Projekten mitwirken. Selbst Ideen einbringen und über diese Plattform kommunizieren und weiterentwickeln. Für mich lohnt sich das und für andere auch, wie unsere positive Mitgliederentwicklung beweist. Aber es dürfen immer gern mehr sein.
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!
Die Fragen stellte Robert Nehring.