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Einloggen und let’s go: Die Globalisierung fordert ihren Tribut

Ob Video­kon­fe­renz oder Anwe­sen­heits­kon­trol­le, ob Uni­ver­sal-Dilet­tan­ten oder Home-Office-Arbeits­platz: In der Hek­tik des ope­ra­ti­ven Geschäfts hat kaum einer Zeit, sich über Sinn und Unsinn ein­mal Gedan­ken zu machen, Ste­fan Häse­li schon – in sei­ner Business-Satire.

Alles Globalisierung, oder was? Die weltweiten Verflechtungen nehmen in vielen Bereichen zu. Doch zu welchem Preis? Abbildung: Titania Kommunikation

Alles Glo­ba­li­sie­rung, oder was? Die welt­wei­ten Ver­flech­tun­gen neh­men in vie­len Berei­chen zu. Doch zu wel­chem Preis? Abbil­dung: Tita­nia Kommunikation

Alles Glo­ba­li­sie­rung, oder was? Die welt­wei­ten Ver­flech­tun­gen neh­men in vie­len Berei­chen zu. Wie sagt man so schön: Die Welt ist zu einem Dorf gewor­den. Indi­vi­du­en, Gesell­schaf­ten, Insti­tu­tio­nen und Staa­ten nähern sich an und wach­sen immer mehr zusam­men. Alle Pro­ble­me schei­nen pla­ne­ta­risch zu wer­den – genau wie die dazu­ge­hö­ri­gen Lösun­gen. Aller­lei Ver­flech­tun­gen und Bezie­hungs­ge­fü­ge sind auf dem Erd­ball inzwi­schen zu fin­den. Doch die Glo­ba­li­sie­rung hat zu so man­cher Absur­di­tät in den Unter­neh­men und ins­be­son­de­re in den Chef­eta­gen geführt.

Das erlebt auch Han­nes: Der 49-jäh­ri­ge stu­dier­te Betriebs­wirt ist Pro­duk­ti­ons­lei­ter und Mit­glied der Geschäfts­lei­tung eines inter­na­tio­na­len Indus­trie­kon­zerns. Er gewährt einen Ein­blick, was auf der Manage­ment-Eta­ge so gedacht und getan wird. Übri­gens: Ein Schmun­zeln auf­grund die­ser Busi­ness-Sati­re ist hier durch­aus erlaubt …

Auf­grund der Glo­ba­li­sie­rung hat auch Han­nes’ Unter­neh­men immer mehr Pro­duk­ti­ons­stät­ten ins fer­ne Aus­land ver­legt. Waren es frü­her in ers­ter Linie ein­fa­che Tätig­kei­ten mit güns­ti­gen Arbei­tern in schä­bi­gen Fabri­ken, sind heu­te auch eini­ge Manage­ment­funk­tio­nen mit deren Prot­ago­nis­ten in der gan­zen Welt verteilt.

Jede Län­der-Divi­si­on hat eine klei­ne Geschäfts­lei­tung, die ihre Arbei­ten wie­der­um mit dem Mut­ter­haus abstimmt – oder abstim­men soll­te. Das ver­langt einen Koor­di­na­ti­ons­auf­wand son­der­glei­chen. Han­nes hat bis­her nicht zu fra­gen gewagt, was von den ein­ge­spar­ten Kos­ten durch die Ver­le­gung der Arbeits­plät­ze am Ende des Tages übrig bleibt, wenn die zusätz­li­chen Abstim­mungs­auf­wän­de davon abge­zo­gen wer­den. In der Hek­tik des ope­ra­ti­ven Geschäfts hat sowie­so nie­mand Zeit, sich sol­che Fra­gen zu stellen.

Heu­te ist wie­der ein­mal eine Abstim­mungs­mo­nats­sit­zung. In den seit eini­gen Mona­ten nur noch in Eng­lisch ver­fass­ten Papie­ren heißt es in halb­kor­rek­tem Eng­lisch „month coor­di­na­ti­on mee­ting’’. Eng­lisch ist eben so eine Sache für sich. Alle am Tisch sind Uni­ver­sal-Dilet­tan­ten. Sie ver­ste­hen das meis­te, kön­nen auch den einen oder ande­ren Satz rade­bre­chen – aber wirk­lich beherr­schen tut die Spra­che nie­mand. Die­se „month coor­di­na­ti­on mee­ting’’ fin­den jeweils in Form einer Video­kon­fe­renz statt. In 30 Minu­ten gehts los …

Zwischen Universal-Dilettanten und Blockflötenunterricht

In Coro­nas Lock­down- und Social-Distancing-Zei­ten haben alle viel Übung in Video­kon­fe­ren­zen gesam­melt. Soll einer noch sagen, dass sol­che vir­tu­el­len Sit­zun­gen die Zusam­men­ge­hö­rig­keit nicht för­dern. Man kommt sich näher. Denn: End­lich weiß man jetzt, dass der Sohn der HR-Lei­te­rin im Block­flö­ten­un­ter­richt ist, aber wohl noch nicht lan­ge und dass er im sel­ben Zim­mer übt, wo der Home-Office-Arbeits­platz steht.

Längst ist sich auch jeder im Kla­ren dar­über, dass der stell­ver­tre­ten­de Finanz­chef sich von alten Schla­ger-CDs, die jeweils als Hin­ter­grund her­hal­ten muss­ten, nicht tren­nen konnte.
Unter­des­sen ist „Busi­ness is usu­al’’ ange­sagt und man fin­det sich wie­der im Büro, um von dort aus an der Glo­bal-Mee­ting-Zoom-Con­fe­rence teil­zu­neh­men. Da sind die Anfor­de­run­gen natür­lich anders…

Globalisierungsenglisch wird gesellschaftsfähig

Eini­ge Vor­be­rei­tun­gen sind noch zu tref­fen. Han­nes muss dafür sor­gen, dass er unge­stört bleibt. Zwar besteht sein Büro nur noch aus einer leich­ten Glas­wand mit­ten im Groß­raum­bü­ro. Es mutet an wie frü­her die Affen­kä­fi­ge im Zoo: Jeder sieht hin­ein und kann bemer­ken, wer gera­de beschäf­tigt ist. Aber sicher ist sicher. Han­nes klebt das Schild „no dis­turb“ an die Türe. Wie es kor­rekt heißt, weiß er nicht, aber es soll­te genü­gen. „Glo­ba­li­sie­rungs­eng­lisch“ nennt man dies unter­des­sen auf dem Flur.

Bevor er sich den Fein­vor­be­rei­tun­gen am Gerät wid­met, muss das Out­fit stim­men. Hier in Euro­pa kann man in Jeans und kur­zem Hemd arbei­ten. Aber die Asia­ten schät­zen das nicht. Also passt man sich an, um zu zei­gen, wo immer noch der Ham­mer hängt. Die Hose sieht nie­mand, er braucht ja nicht auf­zu­ste­hen. Aber ein fei­nes Hemd mit Kra­wat­te und einem Jackett dar­über muss sein. Han­nes prä­sen­tiert sich oben als gestyl­ter Mana­ger, unten­rum ist er in Jeans und Adi­let­ten unterwegs.

Erst die Sitz­pro­be, dann die Web­cam ein­rich­ten – das Kon­troll­bild auf­schal­ten. Uuupps, man sieht die Zeich­nun­gen sei­ner Kin­der im Hin­ter­grund. Han­nes dreht sich leicht ab, aber so spie­geln die Jeans und die Adi­let­ten in der Schei­be hin­ter ihm. Er holt ein DIN-A3-Blatt und klebt es an die Schei­be. Das sieht zwar nach not­dürf­ti­ger Repa­ra­tur einer zer­bro­che­nen Glas­wand aus, aber dafür spie­gelt nichts mehr.

Kennen Sie die heutige 21-stellige Buchstaben-Zahlen-Sonderzeichen-Kombination?

Das Bild passt, Han­nes loggt sich ein. Das Pass­wort erhält er jeweils von der IT-Abtei­lung zuge­stellt. Heu­te ist es eine 21-stel­li­ge Buch­sta­ben-Zah­len-Son­der­zei­chen-Kom­bi­na­ti­on. Han­nes ver­tippt sich drei Mal, dann warnt ihn die Mel­dung: letz­ter Ver­such! Er nimmt sich also Zeit und tippt so sorg­fäl­tig, dass er den Start des Mee­tings ver­passt. Auch die Anwe­sen­heits­kon­trol­le ist schon durch. Beim Mode­ra­tor erscheint offen­bar ein Licht, dass Han­nes jetzt auf „grün“ ist. Der Chef hat das auch bemerkt und staucht Han­nes vor ver­sam­mel­ter Mann­schaft zusam­men: „Now our Chief of Pro­duc­tion is here too final­ly. It was going a long time. How ever.“

Han­nes ist stink­sauer und beob­ach­tet still­schwei­gend die ande­ren auf dem Bild­schirm: Der Kol­le­ge in Bra­tis­la­va scheint sich zu lang­wei­len, bohrt in der Nase und rea­li­siert nicht, dass ihm dabei die gan­ze Welt zuschaut. Wäh­rend­des­sen fährt der Chef fort: „We have today some to do.“ Han­nes hört zu, macht pflicht­be­wusst Noti­zen – schließ­lich kön­nen alle zuschau­en. Nach 30 Minu­ten spürt Han­nes, dass er vor der Video­kon­fe­renz drin­gend hät­te zur Toi­let­te gehen sol­len. Er hats ver­ges­sen. Jetzt müss­te er, kann aber nicht. Statt kon­zen­triert zuzu­hö­ren, beschäf­tigt er sich mit der Fra­ge: „Wie kann ich kurz raus, ohne dass es jemand bemerkt?“

Er kann sich wie­der ein­mal auf sei­ne genia­len Ein­fäl­le ver­las­sen: Mit dem Smart­phone macht er ein Sel­fie, holt ein Kle­be­band und klebt Han­dy und Web­cam so zusam­men, dass Letz­te­re den Screen sei­nes iPho­nes filmt. Er ver­schwin­det ganz schnell auf das stil­le Ört­chen. Wäh­rend­des­sen sieht dank des „Han­dy-Tricks“ jeder, dass er da ist – wenn auch etwas reg­los. Aber das ist immer­hin bes­ser, als in der Nase zu bohren ...

Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Abbildung: Titania Kommunikation

Ste­fan Häseli,
Kom­mu­ni­ka­ti­ons­trai­ner, Keynote-Speaker,
Mode­ra­tor und Autor meh­re­rer Bücher.

stefan-haeseli.com

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